05.09.2019, 06:00 Uhr
Grosskonzerne haben ihre Rentabilität in den vergangenen Jahrzehnten kräftig gesteigert, kleinere Unternehmen hinken deutlich hintennach. Doch die Gewichte könnten sich verändern, meint der US-Vermögensverwalter...
Edward Chancellor, Mitglied des Asset Allocation Teams von GMO, kommt in seiner neusten Analyse zum Schluss, dass die Konzentration auf die vier Ds Demographics, Deficit, Deflation und (corporate) Decline, zu denen sich nun auch noch das fünfte D in Form des Desasters durch das Erdbeben gesellt hat, zu einer zu pessimistischen Einschätzung von Japan geführt haben.
Mit der Demographie verbunden ist die Einschätzung, dass die japanische Bevölkerung überaltert sei, schrumpfe und dementsprechend die Anzahl der Arbeitskräfte sinke. Tatsächlich besteht aber noch ein hohes Potenzial vor allem im Service-Sektor, um die Produktivität zu verbessern. Ein Heer von gut qualifizierten temporär Arbeitenden sucht feste Jobs und allein die Weiterbeschäftigung von Frauen, die nach der Geburt der Kinder aus dem Arbeitsprozess aussteigen, könnte die Anzahl Arbeitskräfte um Millionen steigern.
Defizit des BIP sieben Mal so gross wie Staatseinnahmen
Das japanische Defizit von 227 % des Bruttoinlandproduktes (BIP) beträgt das Siebenfache der Staatseinnahmen. Zum Vergleich: Russland wurde 1998 beim fünffachen Verhältnis zahlungsunfähig, die kriselnden europäischen PIIGS-Länder sind ebenfalls weniger stark verschuldet. Der Unterschied besteht darin, dass in Japan 95 % der Staatsschulden von Inländern gehalten werden und Japan hohe Leistungsbilanzüberschüsse erarbeitet. Zudem liegt die Nettoverschuldung nur bei rund 114 % des BIP.
Japanische Unternehmen haben 30 % Cash in Bilanzen
Japan ist seit zwei Jahrzehnten in der Abwärtsspirale der Deflation gefangen. Nach gigantischen Übertreibungen ist das Preisniveau in Japan heute wieder mit internationalen Standards vergleichbar, Unternehmen waren zwei Jahrzehnte damit beschäftigt, ihre Verschuldung abzubauen. Heute sitzen sie auf 30 % Cash in ihren Bilanzen.
Gegenseitige Verflechtung japanischer Firmen nimmt ab
Mit dem Aufstieg der Wettbewerber in Asien wird der Decline der Japan Inc. beschworen. Japanische Unternehmen haben den Ruf, Investitionen in den schrumpfenden Heimmarkt vorzunehmen und eine tiefe Profitabilität für die Aktionäre zu erwirtschaften. Positive Anzeichen bestehen darin, dass die gegenseitigen Verflechtungen der Unternehmen abgebaut wurden, die Governance-Richtlinien verschärft werden und die Marktbereinigung im Inland vorangetrieben wird.
Japanischer Aktienmarkt verspricht Wachstum
Das Tohoku-Erdbeben hat den Nikkei-Index nochmals nach unten gedrückt, so dass japanische Aktien erstmals seit 20 Jahren gegenüber den Aktienmärkten ausserhalb der USA nicht mehr überbewertet sind. Für die nächsten sieben Jahre erwartet GMO im japanischen Aktienmarkt eine Rendite von beinahe 5 % pro Jahr. Investoren konzentrieren sich gemäss der Ansicht von Chancellor zu stark auf die Vergangenheit und sollten sich jetzt mit den Wachstumsmöglichkeiten in Japan auseinandersetzen.
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