05.10.2018, 09:13 Uhr
Ein Richtungsstreit zwischen rechtspopulistischer PSL und linksgerichteter Arbeiterpartei PT bestimmt die Präsidentschaftswahlen in Brasilien. Ohne Reformen droht dem Land eine tiefgreifende Rezession, darüber sind...
Tim Gascoigne, Head of Liquid Alternatives bei der Deutschen AM, erklärt im Interview wie diskretionäre Makrostrategien im aktuellen Jahr überdurchschnittlich abscheiden könnten.
Können diskretionäre Makrostrategien 2016 überdurchschnittlich abschneiden?
Tim Gascoigne: Unseres Erachtens ja. Im Q1 2016 klaffte die Geldpolitik in den USA und dem Euroraum weiter auseinander. Dies hat vor allem für die Zinstrends und den Devisenhandel Konsequenzen. Strategien, die auf eine Aufwertung des US-Dollar setzen, haben in diesem Jahr bisher keine guten Ergebnisse erzielt. Durch Umschichtungen und Risikomanagement-Massnahmen wichtiger globaler Anleger ergeben sich jedoch in diesem Bereich verschiedene Gelegenheiten, die von der Bewertung her vergleichsweise interessant erscheinen.
Können CTAs im derzeitigen Umfeld gute Ergebnisse erzielen?
Wir bevorzugen hier derzeit eher kurzfristige Ansätze als langfristige Strategien. Sowohl kurz- als auch langfristige CTAs schnitten in den ersten sechs Wochen des Jahres bei einer hohen Volatilität der verschiedenen Anlageklassen und klaren Trends an den Renten- und Rohstoffmärkten insgesamt gut ab. Die Kursausschläge an den Aktienmärkten wurden zum Ende von Q1 hin insgesamt geringer, aber bestimmte kurzfristige, auf Behavioral Finance basierende Fonds sollten davon profitieren, dass sich viele Marktteilnehmer aufgrund der anhaltenden Unsicherheit weiterhin neu positionieren.
Bieten sich überzeugende Aussichten im Distressed-Debt-Bereich?
Noch nicht. Aber vielleicht demnächst. In bestimmten Segmenten des Markts für Collateralized Loan Obligations (CLO) spiegeln die Kurse die ungünstigeren Fundamentaldaten wider, auch wenn die Credit-Spreads seit Mitte Februar wieder deutlich gesunken sind. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Ausfallquoten in den USA vor allem im Energiesektor sowie im Metall- und Bergbausektor ansteigen. Diese Situation könnte sich in den kommenden Monaten noch verschlechtern, bevor sie wieder besser wird. Daher empfehlen wir Vorsicht bei der Wahl des richtigen Einstiegszeitpunkts.
Wird sich die Wertentwicklung von aktienmarktneutralen Strategien verbessern?
Zum Jahresbeginn 2016 waren die Anleger in Bezug auf aktienmarktneutrale Strategien optimistisch. Diese schneiden tendenziell gut ab, wenn die Aktienkorrelationen gering sind und die Volatilität hoch ist. In diesem Jahr haben sie sich allerdings bisher schwach entwickelt, da die Aktienkurse zu Jahresbeginn undifferenziert einbrachen. In der Folge wurde Kapital aus Wachstums- und Momentum-Aktien abgezogen also gerade den Anlagestilen, die in den vergangenen fünf Jahren immer überdurchschnittlich abgeschnitten haben. Allerdings dürften diese Entwicklungen vorübergehender Natur sein. Wir gehen davon aus, dass sich die Wertentwicklung dieser Strategien wieder verbessert.
Sollte ein ausgewogenes Portfolio in den kommenden Quartalen defensiv ausgerichtet bleiben?
Für das Portfolio mit liquiden alternativen Anlagen, das wir für den Rest des Jahres 2016 vorschlagen, gehen wir davon aus, dass die Aktienmarktvolatilität hoch bleiben wird. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass der Markt die steigenden Leitzinsen in den USA verdauen muss; gleichzeitig dürften die Unternehmensgewinne stagnieren. Wir behalten daher ein ausgewogenes Portfolio bei, das insgesamt eher defensiv erscheinen mag. Besonderes Gewicht legen wir dabei auf aktienmarktneutrale, diskretionäre Makro- und CTA-Strategien. Innerhalb dieser Strategien, die in Phasen höherer Volatilität in Schwierigkeiten geraten können, konzentrieren wir uns auf Ansätze mit einem geringen Nettoengagement in Aktien und Unternehmensanleihen.