05.10.2018, 09:13 Uhr
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Staatsfonds haben sich in den vergangenen 20 Jahren bemerkenswert entwickelt und erfreuen sich einer gestiegenen Akzeptanz, wie aus dem jüngsten White Paper der Deutschen Asset & Wealth Management (Deutsche AWM) hervorgeht. Die Autoren Valeria Miceli, Professor of Economics of Financial Markets an der Università Cattolica, Mailand, und Asoka Wöhrmann, CIO der Deutschen AWM, sehen sie als kapitalstarke Stütze der Finanzmärkte.
Durch ihren langfristigen Anlagehorizont und der grösseren Risikoneigung treten Staatsfonds regelmässig als antizyklische Investoren auf. So investieren sie auch in fallenden Märkten und in illiquide Assets, um von einer zu erwartenden Kurserholung bzw. Liquiditätsprämien zu profitieren. Insofern übernehmen Staatsfonds mit ihren stabilisierenden Investments seit der Finanzkrise als langfristige Investoren eine wichtige Rolle, so Asoka Wöhrmann.
Bis zum Beginn der Finanzkrise wurden Staatsfonds an den Finanzmärkten mit Skepsis betrachtet. Dies ist den Autoren zufolge auf ihre mangelnde Transparenz und fehlende Regulierung zurückzuführen. Zudem befinden sie sich grösstenteils im Eigentum nicht-demokratischer Staaten. Auch wurden Investments insbesondere in sensible Branchen wie Verteidigung, Infrastruktur und Energieversorgung kritisch betrachtet. Die Bedenken reichten von Industriespionage bis hin zur möglichen Schwächung von ausländischen Unternehmen zugunsten heimischer Unternehmen.
In den von uns analysierten wissenschaftlichen Studien waren keine Anhaltspunkte für eine missbräuchliche Verwendung der Fondsvermögen oder Destabilisierung des Finanzsystems zu finden. Im Gegenteil: Verschiedene Studien heben die stabilisierende Wirkung der Staatsfonds-Investments hervor, sowohl in mikro- als auch makroökonomischer Sicht, betont Miceli.
Betrachtet man die Entwicklung der vergangenen Jahre, ist sowohl das verwaltete Vermögen als auch die Anzahl der Staatsfonds stark angestiegen. So ist bis Ende 2013 das Vermögen der 69 bekannten Staatsfonds auf 6.300 Milliarden US-Dollar angewachsen, verglichen mit rund 500 Milliarden US-Dollar im Jahr 1995. Etwa zwei Drittel der Fonds wurden in den Jahren 2000 bis 2013 gegründet. Die verwalteten Gelder stammen zu etwa 61 Prozent aus Rohstofferlösen und hier insbesondere aus der Erdölförderung. Die verbleibenden 39 Prozent sind im Wesentlichen aus Exportüberschüssen generiert.
Die weitere Entwicklung von Staatsfonds dürfte nach Einschätzung von Miceli und Wöhrmann positiv, aber weniger dynamisch als in den vergangenen Jahren verlaufen. Dies sei unter anderem auf gesunkene Rohstoffpreise und sinkende Exportüberschüsse in Ländern wie China zurückzuführen. Darüber hinaus führten auch Währungsaufwertungen und steigende Löhne zu einer Verringerung der vom Staat zur Verfügung gestellten Gelder, so Miceli. Schätzungen zufolge steigt das verwaltete Vermögen der Fonds bis Ende 2016 auf zehn Billionen US-Dollar an.
Vor diesem Hintergrund überprüfen Staatsfonds ihre Investmentstrategien und diversifizieren ihre Portfolios. Bislang konzentrieren sich Staatsfonds bei ihren Investments auf Industriestaaten, mit einem verhältnismässig hohen Anteil von Aktieninvestments in hoch kapitalisierten Unternehmen. Als Gründe nennen die Autoren die grössere Liquidität und höheren institutionellen Standards an den entwickelten Finanzmärkten. In den Jahren 1995 bis 2010 waren im Durchschnitt 40 Prozent der Staatsfondsvermögen in Europa investiert 34 Prozent in EU- und sechs Prozent in Nicht-EU-Staaten. 27 Prozent waren in Asien und 16 in Nordamerika investiert. Mit dieser Anlagestrategie erzielten die Staatsfonds eigenen Angaben zufolge in den Jahren 2010 bis 2013 eine durchschnittliche jährliche Rendite von acht Prozent.
Staatsfonds werden künftig verstärkt in Emerging Markets und Frontier Markets investieren, so die Prognose der Autoren. Darüber hinaus werden sie zunehmend Alternative Investments speziell Immobilien, Infrastruktur und Private Equity berücksichtigen. Und auch Schuldverschreibungen wie High-Yield-Corporate-Bonds werden stärker in den Vordergrund rücken.
Die Staatsfonds sind definitiv im Kreis der institutionellen Investoren angekommen, resümiert Asoka Wöhrmann. Dank ihres langfristigen Anlagehorizonts, der höheren Risikotoleranz und der eingeschränkten Regulierung können sie anders als ihre institutionellen Konkurrenten genau dann kaufen oder verkaufen, wenn die Gelegenheit günstig ist und nicht wenn sie dazu gezwungen sind. Das macht sie zu kapitalstarken Stützen der Finanzmärkte.