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Alles bleibt anders

Stefan Kreuzkamp, Chief Investment
Officer der Deutsche AWM.
Stefan Kreuzkamp, Chief Investment Officer der Deutsche AWM.

Die Märkte dürften 2016 noch weniger zulegen als 2015. Doch langweilig wird es nicht. Für taktisch orientierte Anleger werden sich wieder Chancen ergeben.

11.12.2015, 11:41 Uhr

Redaktion: jog

Vor zwölf Monaten titelte Asoka Wöhrmann zum Jahresausblick: 2015 zählt Diversifikation Die Luft an den Kapitalmärkten wird 2015 dünn, aber: Trotz divergierender Politik bleiben die Zentralbanken unterstützend. Wie schnell ist man da versucht, auf ein löchriges Langzeitgedächtnis der Leser zu hoffen und weite Teile des Textes unter Austausch der Jahreszahlen zu übernehmen. Aber ist 2015 wirklich so wenig passiert, dass der Ausblick beinah konstant bleibt?

Nun, Stefan Kreuzkamp, Chief Investment Officer der Deutschen AWM glaubt immer noch nicht, dass die Konjunkturwende droht das globale Wachstumsziel des Unternehmens für 2016 liegt sogar leicht über dem 2015er-Wert. Geändert haben sich jedoch die Wachstumstreiber: Die Industrieländer holen auf Kosten der Schwellenländer auf; konsum- und servicenahe Sektoren übertrumpfen Industriewerte; der Heimatmarkt schlägt den Export. Dies spiegelt sich in unseren Empfehlungen für Aktien, nach wie vor unsere präferierte Anlageklasse, wider: Wir mögen die Industrieländer und die Sektoren Gesundheit, Technologie, Konsum und Finanzen. Indes wächst angesichts der moderaten Kurserwartungen und der hohen Volatilität das Risiko, dass Anleger mit ihren Positionen im Laufe des Jahres auch mal
hinten liegen.

Auf den ersten Blick ebenfalls wenig verändert bleibt das global gesehen freundliche monetäre Umfeld, bei aller regionaler Divergenz. Im Rentenbereich sehen wir daher weiterhin Chancen bei US- und Euro-Unternehmensanleihen. Wer Staatsanleihen will, sollte sich in der Peripherie der Eurozone bedienen. Doch es gibt Unterschiede zum Vorjahr: Die marginale Wirkung weiterer Lockerungen der EZB, denen sie ja verbal bereits den Boden bereitet, dürfte nachlassen. Zudem preist der Markt Zentralbankpolitik bei Ankündigung, nicht bei Umsetzung ein. Auch ist die Fed jetzt unter grösserem Zugzwang. Konnte sie ihre Passivität 2015 noch mit Marktturbulenzen begründen, würden die meisten Marktakteure ein weiteres Stillhalten 2016 wohl negativ sehen.

Dabei bleiben die Anleger weiter gespalten, ob die Fed überhaupt erhöhen sollte und wie empfindlich Teilmärkte darauf reagieren. Denn es gibt genügend Beispiele für Fälle, in denen das billige Geld nur zu gern genommen wurde: der starke Verschuldungsanstieg der Schwellenländer, ein Rekord-M&AVolumen mit rekordnahen Bewertungen und eine damit einhergehende rekordnahe Verschuldung etwa der US-Firmen. Auch könnten gegen Ende 2016 der Ölpreis und der US-Arbeitsmarkt sogar für eine Inflationsüberraschung sorgen. Zwar beruhigt es viele, dass die Fed diesmal auf Sicht fahren wird, also abhängig von der Marktreaktion. Doch irgendwann verlieren Anleger und Zentralbanken vor lauter Antizipieren der Antizipation den Blick auf Fundamentales. Womit wir wieder bei der Anlagestrategie 2016 wären. Erneut sollte man nicht auf Kaufen und Halten setzen, da sich die Märkte wohl öfter von Fundamentalem entfernen dürften. Darauf muss man dynamisch reagieren, trotz oder gerade wegen der dünneren Luft.

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