US-Banken bestehen den Stresstest

JP Morgan Chase müsste als grösste Bank im Krisenfall wohl auch am meisten Kreditausfälle verkraften. (Bild Shutterstock/Bumble Dee)
JP Morgan Chase müsste als grösste Bank im Krisenfall wohl auch am meisten Kreditausfälle verkraften. (Bild Shutterstock/Bumble Dee)

Die amerikanischen Grossbanken sind für eine schwere Wirtschaftskrise gerüstet. Das Finanzsystem sei «stark und widerstandsfähig», betonte Michael Barr, Vizechef der US-Notenbank Federal Reserve (Fed). Nach der Pleite der SVB müssen sich Banken auf trotzdem auf zusätzliche Vorschriften einstellen.

29.06.2023, 10:05 Uhr
Regulierung | Notenbanken

Das hypothetische Szenario im diesjährigen Stresstest sah einen Anstieg der Arbeitslosenquote in den USA auf 10 Prozent vor, während die Preise für Gewerbeimmobilien um 40 Prozent einbrechen und der Dollar gegenüber den meisten wichtigen Währungen stark zulegen sollte. Laut Fed zeigten die Ergebnisse, dass die Banken bei einer solchen Krise insgesamt 541 Milliarden Dollar verlieren würden, darunter 100 Milliarden Dollar an Verlusten aus Gewerbeimmobilien und Wohnhypotheken.

In dem Negativszenario konnten die 23 getesteten Institute im Schnitt eine Kapitalquote von 10,1 Prozent behalten, wie die Fed nach US-Börsenschluss mitteilte. Damit liegen die Institute deutlich über der Mindestquote von 4,5 Prozent und könnten Unternehmen und Haushalte im Ernstfall weiter mit Krediten versorgen.

Aufgeweichte Tests

Mit Blick auf die voraussichtlichen Kreditausfälle schnitten die Deutsche Bank und Charles Schwab mit am besten ab. Mit den grössten Verlusten müssten dagegen Amerikas grösste Bank JP Morgan Chase und Wells Fargo rechnen. Auch bei den US-Töchtern der UBS und der Credit Suisse würde die harte Eigenkapitalquote im Krisenszenario vergleichsweise stark sinken.

Die Modelle der Fed wurden in diesem Jahr geändert, was die Berechnung zusätzlich beeinflusst habe. Gleichzeitig sind die Stresstests aufgeweicht worden. Banken können nicht mehr durchfallen, und kleinere Institute werden nur noch alle zwei Jahre getestet. Auch die Parameter des diesjährigen Tests stehen in der Kritik. So mussten die Banken zeigen, dass sie auch in einer schweren Krise noch ausreichend Kapital haben.

Der Zinseffekt bleibt offen

Die Frage, was passiert, wenn die Zinsen im Rekordtempo steigen, war indes kein Bestandteil des offiziellen Tests. Nur in einem sogenannten «explorativen Test» wurden die Folgen steigender Zinsen abgeklopft. Das floss jedoch nicht in das Endergebnis ein, wie die Fed mitteilte.

Auch Fed-Vizechef Michael Barr räumte ein: «Dieser Stresstest ist nur eine Möglichkeit, diese Stärke der Banken zu messen.» Regulierer sollten «bescheiden bleiben» und sicherstellen, dass die Institute «bei einer Reihe von wirtschaftlichen Szenarien, Marktschocks und anderen Belastungen widerstandsfähig sind».

Nach der Pleite der Silicon Valley Bank (SVB) und der Krise bei US-Regionalbanken im März steht die Fed gleich doppelt in der Kritik. Die Notenbanker haben im vergangenen März die Zinswende ausgerufen und seitdem den Leitzins im Rekordtempo auf die Marke von 5,0 bis 5,25 Prozent angehoben.

Die Folgen dieser Zinserhöhung wurden in ihren Stresstests indes nicht berücksichtigt. Gleichzeitig musste die Fed, die auch ein wichtiger Bankenregulierer ist, Fehler einräumen. Man habe von verschiedenen Mängeln bei der SVB gewusst, aber habe nicht entschlossen genug gehandelt, hiess es in einem Bericht der Notenbank im Mai.

Neue Massnahmen

Nachdem sich die Lage bei den Regionalbanken wieder stabilisiert hat, diskutieren Regulierer über eine Reihe von Massnahmen, um weitere Bankenpleiten zu vermeiden. Derzeit spielen die Fed und der Einlagensicherungsfonds FDIC einige Ideen durch.

Die derzeitigen Stresstests messen, wie sich Institute in bestimmten Krisenszenarien schlagen. Doch die Methode hat Schwächen, wie die Bankenpleiten im März deutlich machten. Stattdessen sollten sich Regulierer eher fragen: «Welche Möglichkeiten gibt es, dass ein bestimmtes Institut nicht überlebt?», sagte Barr. Der Ansatz sei vergleichbar mit dem sogenannten «White Hat Hacking», bei dem Unternehmen bewusst Hacker anheuern, die Schwachstellen in ihren Systemen finden sollen.

Fed-Chef Jerome Powell brachte kürzlich in einer Kongressanhörung ins Spiel, dass die Kapitalanforderungen der acht grössten US-Banken um rund 20 Prozent angehoben werden könnten. Und FDIC-Chef Martin Gruenberg erwägt, auch von kleineren Banken ab einer Bilanzsumme von 100 Milliarden Dollar dickere Kapitalpolster zu fordern. Somit könnten sie, ähnlich wie grössere Institute, auch den internationalen Standards unterstellt werden.

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