Die Europäische Zentralbank hat eine Zinspause bestätigt und ein Liquiditätsprogramm für Banken angekündigt. Auch die US-Notenbank Fed wartet ab mit weiteren Zinserhöhungen. Die Geldpolitik sei aber nur ein Faktor, der die Aktienmärkte beeinflusse, sagt Martina Müller-Kamp von der Graubündner Kantonalbank.
12.03.2019, 08:19 Uhr
"Im vergangenen Jahr ging man davon aus, dass die US-Notenbank Fed 2019 auf jeden Fall zwei bis drei Zinserhöhungen durchführen wird. Auch von der Europäischen Zentralbank (EZB) wurde zumindest eine Zinserhöhung erwartet. Nach den starken Verwerfungen an den Aktienmärkten Ende 2018 und den teilweise schlechter als erwarteten Fundamentaldaten hat sich das Blatt jedoch gewendet", resümiert Martina Müller-Kamp, Leiterin Investment Center der Graubündner Kantonalbank (GKB), die Entwicklungen an der Zinsfront.
EZB bestätigt Zinspause und kündigt Liquiditätsprogramm für Banken an
Die EZB hat an ihrer Sitzung vom vergangenen Donnerstag alle Leitzinsen unverändert belassen. Neu geht der EZB-Rat aber davon aus, dass die Leitzinsen mindestens über das Ende 2019 und in jedem Fall solange wie erforderlich auf ihrem aktuellen Niveau bleiben werden. "Bisher lautete die Formulierung, dass die Zinsen mindestens über den Sommer 2019 auf dem aktuellen Niveau bleiben werden. Marktteilnehmer waren indessen bereits seit Wochen nicht mehr von einem Zinsschritt in diesem Jahr ausgegangen", sagt Müller-Kamp. Gleichzeitig kündigte die EZB letzte Woche an, ein neues Liquiditätsprogramm für Banken anzubieten.
"Powell-Put" - auch die Fed wartet ab mit weiteren Zinserhöhungen
Die US-Notenbank Fed informierte Anfang des Jahres, dass sie in Bezug auf weitere Zinserhöhungen geduldig sein wolle. Und sie werde wenig Grund sehen, von dieser geduldigen geldpolitischen Haltung abzurücken, meint Müller-Kamp. Die US-Wirtschaft sei zwar nach wie vor gut unterwegs, habe zuletzt aber etwas an Wachstumstempo eingebüsst. Man gehe davon aus, dass Fed-Chef Jerome Powell die Investoren mit expansiven Massnahmen vor starken Verwerfungen am Aktienmarkt schütze. Gegenüber den Medien verkündete Powell am Wochenende, die Zentralbank sei nicht in Eile, die Zinsen zu ändern. Das Niveau sei "angemessen" und "ungefähr neutral". Als neutral wird das Niveau bezeichnet, welches die Wirtschaft weder stimuliert noch bremst.
Diese Kehrtwende der Fed in ihrer Geldpolitik werde auch als "Powell-Put" beschrieben, erklärt die Leiterin des Investment Center der GKB. Ursprünglich sei dieser Begriff in der Ära von US-Wirtschaftswissenschaftler Alan Greenspan kreiert worden. Greenspan war Fed-Vorsitzender zwischen 1987 und 2006. Er war bereit, die Zinsen in kritischen Börsenphasen sehr rasch zu senken. Dies war beispielsweise beim Börsencrash 1987, während der Rezession 1990/1991 oder auch in der Zeit nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 der Fall. Der "Greenspan-Put" wurde zu seinem Markenzeichen.
Geldpolitik ist nur ein Faktor, welcher die Aktienmärkte beeinflusst
Während der Eurokrise hat EZB-Präsident Mario Draghi Ende Juli 2012 mit den Worten "whatever it takes" angekündigt, dass die EZB alles tun werde, um den Euro zu erhalten. Diese Massnahme wurde auch als "Draghi-Put" bezeichnet. "Damals ist die Angst aus dem Markt gewichen und die Aktienmärkte sind im darauffolgenden Jahr um über 20% angestiegen. Allerdings haben nicht alle expansiven Massnahmen der Notenbanken direkt zu einem positiven Effekt auf den Aktienmarkt geführt", so Müller-Kamp.
Sowohl die Fed als auch die EZB hätten somit wieder eine deutlich expansivere Geldpolitik angekündigt. "Damit können sie zukünftige Aktienmarktkorrekturen nicht verhindern, aber zumindest abfedern. Welche Richtung die Aktienmärkte einschlagen, hängt nicht alleine von der Geldpolitik der führenden Notenbanken, sondern auch von der Konjunkturentwicklung ab", denkt Müller-Kamp.
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