"Die Selbstkorrektur der Zentralbanken wird kommen"
Laut Fidelity besteht die reale Möglichkeit, dass die wichtigen Zentralbanken vorzeitig von ihrem Straffungskurs abweichen müssen. (Bild: Shutterstock.com)
Um der Inflation Einhalt zu gebieten und ihre Glaubwürdigkeit wiederherzustellen, stehen die Währungshüter unter erheblichem Druck, ihren markigen Worten Taten folgen zu lassen, sagt Steve Ellis von Fidelity. Aber es sei nicht ausgeschlossen, dass die wichtigen Zentralbanken ihren Straffungskurs vorzeitig aufgeben müssen.
28.06.2022, 12:16 Uhr
Redaktion: rem
Auf die Möglichkeit eines früher als erwarteten Kurswechsels der wichtigen Zentralbanken sollten Anleger vorbereitet sein, warnt Steve Ellis, Global CIO Fixed Income bei Fidelity International. Dieses Jahr seien die Rahmenbedingungen für Risikoanlagen bislang schwierig. Aber Anleger sollten das aktuelle Umfeld nicht automatisch in die Zukunft fortschreiben. Die Wirtschaftslage kann und wird sich seiner Meinung nach ändern, und das Wachstum sowie die Geldpolitik werden möglicherweise früher als vom Markt erwartet einen anderen Kurs einschlagen.
Heikle Mission
"Nur selten gelingt es den Zentralbanken, die geldpolitischen Zügel anzuziehen, ohne damit zugleich einen Wirtschaftsabschwung auszulösen. Gegenwärtig gehen die Märkte davon aus, dass die Leitzinsen in den USA, Europa und Grossbritannien in den kommenden zwölf Monaten um 150 bis 250 Basispunkte angehoben werden", so Ellis.
In den letzten Monaten hätten die wichtigen Zentralbanken deutliche Worte im Kampf gegen die Inflation gefunden, der sie im letzten Jahr nicht entschieden genug entgegengetreten waren. Um ihre Glaubwürdigkeit wiederherzustellen und die Teuerung in den Griff zu bekommen, müssten sie nun handeln. Dies könnte weitere Verkaufswellen an den Aktienmärkten ins Rollen bringen und höhere Risikoaufschläge bei Unternehmensanleihen nach sich ziehen. Dass die US-Notenbank Fed einen Gang höher geschaltet und erstmals seit 1994 den Leitzins um 75 Basispunkte angehoben habe, sei ein wichtiger Schritt in diese Richtung.
Marktnarrativ könnte sich abrupt ändern
"Die Belastung für die Wirtschaft könnte jedoch höher sein, als viele denken. Die Finanzierungsbedingungen verschärfen sich rapide, und aus dem Finanzsystem fliesst immer mehr Liquidität ab", stellt Global CIO Fixed Income von Fidelity fest. Und das just zu einem Zeitpunkt, an dem die Fed mit ihrer quantitativen Straffung begonnen hat. Gleichwohl bestehe die reale Möglichkeit, dass die wichtigen Zentralbanken vorzeitig von ihrem Straffungskurs abweichen müssen. Gründe seien neben der Fiskalklippe in den USA starke Basiseffekte, eine merkliche Entspannung auf dem Arbeitsmarkt, sinkende Immobilienpreise und nachlassende Lieferkettenprobleme. In diesem Fall könnte sich das Marktnarrativ abrupt ändern und Anleger auf dem falschen Fuss erwischen.
Zugleich wachse die Gefahr weiterer Verwerfungen bei den Vermögenspreisen, während an den Kreditmärkten das Ausfallrisiko bei Unternehmensanleihen, das in einer Rezession rasant zunehmen würde, nach wie vor unterschätzt werde. Bei auf US-Dollar lautenden Hochzinsanleihen liege es auf Sicht eines Jahres bei etwa 2,5 Prozent. Angesichts steigender Zinsen und nachlassenden Wachstums scheint das laut Ellis viel zu optimistisch. Im Zuge des wachsenden Rezessionsrisikos dürften sich Anleihen gut entwickeln, meint er. Und mit den sich verschlechternden Wirtschaftsdaten würden die Wachstumssorgen seiner Ansicht nach die Inflationssorgen überlagern. "Daher könnte es sinnvoll sein, das Engagement in US-Staatsanleihen allmählich zu verstärken", so Ellis.
Und er fügt an: "In einem Umfeld mit erhöhter Unsicherheit sei der Kapitalerhalt von zentraler Bedeutung. Wenn sich jedoch die Geldpolitik und das Marktnarrativ ändern, könnten sich Anlegern aussergewöhnliche Renditen bieten. Die von der EZB ergriffenen Massnahmen, um die Risikoaufschläge von Peripherieanleihen nicht aus dem Ruder laufen zu lassen, zeigen, wie schnell solche Veränderungen eintreten können."
Geopolitische Spannungen, die unsichere Wirtschaftslage, globale Erwärmung und der Verlust der biologischen Vielfalt – Im Jahr 2024 kommen auf Investoren zahlreiche Herausforderungen zu. Welche Strategien in diesen...
«Ohne die übliche Trennung zwischen liquiden und illiquiden Anlagen sieht man vielleicht mehr Chancen und kann Portfolios besser an Anlageziele und Anlagehorizonte anpassen», schreibt Erik Knutzen, Chief Investment...
«Wir bleiben zuversichtlich, was Chinas längerfristige Aussichten betrifft»
06.12.2023, 10:59 Uhr
Pierre-Henri Cloarec, Portfolio Manager der beiden Nordea-Strategien Emerging Stars Equity und Emerging Stars Ex China, spricht im Interview über die drei Schwellenländer, in denen er für 2024 die grössten Chancen...
Wie jedes Jahr legt die Saxo Bank ihre «Outrageous Predictions» vor. 2024 geht es bei den «ungeheuerlichen Prognosen» unter anderem von der Champions-League bis zu den USA, welche mit «steuerfreien...
Emerging Market Equities: Einblicke, Ausblick und Chancen
01.12.2023, 15:57 Uhr
«Es war ein volatiles Jahr für Schwellenländeraktien, und obwohl das makroökonomische Umfeld gemischt ist, deuten die nachlassende Inflation und der Beginn der Zinssenkungszyklen auf eine allmähliche Verbesserung...
«BBB, BB und B: Cross Credit bietet aktuell die grössten Chancen»
30.11.2023, 19:20 Uhr
Sowohl Hochzinsanleihen wie auch Investment-Grade-Bonds weisen im aktuellen Umfeld gewichtige Nachteile auf. Den Sweet Spot in Sachen Spread- und Durationsrisiko könnten Anleger gemäss Laurent Gorgemans von Nordea...
Die Grenzen zwischen öffentlichen und privaten Investitionen verschwimmen
29.11.2023, 12:51 Uhr
Und die damit verbundene Chance, ein tragfähiges Ökosystem aufzubauen, ist nicht mehr aufzuhalten. Sehen Sie sich das Video von M&G Investments an, um zu erfahren, was der Grund für diese Verschiebung ist.
Weihnachten steht vor der Tür. Die Tage werden kürzer und in den Supermärkten kann man schon Weihnachtsdekoration kaufen. «Steht uns eine Weihnachtsrally bevor? Und was bringt das neue Jahr für Aktienanleger?»....
«Die bevorstehende UN-Klimakonferenz in Dubai ist von entscheidender Bedeutung und markiert einen symbolträchtigen Zeitpunkt. Sie findet sieben Jahre nach der Unterzeichnung des Pariser Abkommens statt und sieben...
«Die Welt sieht sich mit der zunehmenden Dringlichkeit der Klimakrise konfrontiert, und da 2023 das wärmste Jahr aller Zeiten werden dürfte, steht bei der UN-Klimakonferenz in Dubai mehr auf dem Spiel als je...