Zentralbanken treiben den Goldpreis

Die Nachfrage nach dem Edelmetall kommt vorab von den Notenbanken. (Bild NAOWARAT/Shutterstock)
Die Nachfrage nach dem Edelmetall kommt vorab von den Notenbanken. (Bild NAOWARAT/Shutterstock)

Zum dritten Mal in Folge haben Zentralbanken innerhalb eines Jahres mehr als 1000 Tonnen Gold gekauft – damit mehr als doppelt so viel wie in den zehn Jahren zuvor. Das zeigen neuen Zahlen des World Gold Council (WGC). Die Nachfrage der Notenbanken war somit 2024 einer der wichtigsten Gründe dafür, dass der Gold-Preis gleich 38 Mal ein Rekordhoch erreicht hat.

05.02.2025, 09:53 Uhr
Asset Management | Notenbanken

Redaktion: sw

Insgesamt wurden dem WGC zufolge im vergangenen Jahr weltweit fast 4975 Tonnen Gold gekauft, so viel wie noch nie zuvor. Die Nachfrage war insgesamt um ein Prozent höher als 2023.

Mehrere Gründe sprechen nach Ansicht von WGC-Analysten dafür, dass auch in diesem Jahr weiter ordentlich Gold gekauft wird: nicht nur von Zentralbanken, sondern auch von privaten Investoren, die sich ausser für Barren und Münzen zunehmend für mit Gold gedeckte Fonds, sogenannte Gold-ETFs, interessieren.

Die Zahlen des WGC messen die physische Nachfrage nach Gold. Diese macht nur einen Bruchteil des Handelsvolumens aus, denn auf dem Terminmarkt werden viel grössere Mengen gehandelt. An der US-Goldbörse Comex stieg zwischen September und Oktober die Zahl der Netto-Longpositionen, mit denen spekulative Investoren wie Hedgefonds auf steigende Goldpreise wetteten, auf Niveaus, die zuletzt im Sommer 2020 erreicht wurden.

Wenig Abgaben

Treiber dieser milliardenschweren Wetten sind aber wiederum Fundamentaldaten – also die Nachfrage auf dem physischen Goldmarkt. Zentralbankkäufe sind hier ein besonders wichtiger Faktor, der Investoren an steigende Goldpreise glauben lässt. Denn die Notenbanker neigen nicht zu vorschnellen Verkäufen. Das zeigen auch die Zahlen des WGC: Die Goldverkäufe der Zentralbanken beliefen sich 2024 lediglich auf eine mittlere zweistellige Summe.

Dagegen kaufte beispielsweise allein die polnische Zentralbank im vergangenen Jahr 90 Tonnen Gold. Der polnische Notenbankchef Adam Glapiński hatte angekündigt, den Goldanteil im Portfolio auf 20 Prozent zu erhöhen.

Auch viele andere Zentralbanken, die im vergangenen Jahr grosse Mengen des Edelmetalls gekauft haben, haben einen vergleichsweise geringen Goldanteil im Portfolio, etwa Indien und China.

2025 könnte daher ein weiteres Jahr werden, in dem die Zentralbanknachfrage deutlich über dem Niveau der Vergangenheit liegt. Das prognostiziert auch WGC-Analystin Louise Street, die den Nachfragereport verantwortet. Sie sagt: «Gold ist ein Schutz gegen Inflation, performt gut in Krisen und hat kein Ausfallrisiko. In der aktuellen makroökonomischen und geopolitischen Lage ist es also das perfekte Asset für Zentralbanken.»

Zuflüsse bei Gold-ETFs

Aus diesen Gründen ist Gold auch für private Investoren attraktiv, etwa für Anleger in den USA, die in die dort zugelassenen Gold-ETFs investieren oder in Europa in Goldzertifikate, die Gold-ETCs. Vor allem in der zweiten Jahreshälfte verzeichneten diese ETFs hohe Zuflüsse. Zu den Treibern gehörte die Unsicherheit rund um die US-Wahlen sowie der Beginn der Zinssenkungen in den USA.

WGC-Expertin Street erwartet, dass der Positivtrend bei den Gold-ETFs in diesem Jahr weiter anhalten dürfte. «Zinssenkungen und geopolitische Risiken wie Unsicherheiten in den Handelsbeziehungen zwischen den USA und China dürften der Nachfrage Rückenwind verleihen», sagt sie.

Einen deutlichen Rückgang gab es 2024 indes bei Goldschmuck, im Vergleich zu 2023 wurde elf Prozent weniger gekauft. Das grösste Minus resultierte in China (-24 Prozent), während die indische Nachfrage um nur 2 Prozent zurückging.

Alle Artikel anzeigen

Diese Website verwendet Cookies, um Ihnen eine bestmögliche Nutzung zu ermöglichen. Mit der Annahme der Cookies bestätigen Sie, dass Sie ein professioneller Anleger mit Sitz in der Schweiz sind.> Datenschutzerklärung