Westlichen Volkswirtschaften droht Rückschlag

05.10.2010, 13:24 Uhr

Die Haupterkenntnisse des Ausblicks auf das 4. Quartal 2010 von Saxo Bank sind diese: Die US-Wirtschaft bleibt ein Sorgenkind, ein Double-Dip ist wahrscheinlich, die staatlichen und kommunalen Ausgaben sind weiter rückläufig und die Aktienmärkte sind zu optimistisch. 

Saxo Bank, fällt in ihrem Wirtschaftsausblick für das vierte Quartal 2010 ein verhaltenes Urteil. Zwar herrschte in den vergangenen Wochen ein wachsender Optimismus wegen der zuletzt guten Ergebnissaison. Überschattet wurde diese erfreuliche Entwicklung jedoch von der Besorgnis über die wirtschaftliche Situation in den USA. So rechnen die Saxo-Bank-Experten in den nächsten drei Monaten und Anfang 2011 mit anhaltend schwachen Umsätzen in den USA, wobei die Arbeitslosenquote im vierten Quartal weiter bei knapp unter 10 Prozent verharren dürfte.

David Karsbøl, Chefvolkswirt der Saxo Bank, erklärt: „Der S&P 500 notiert aktuell etwa auf dem gleichen Niveau wie zu Jahresbeginn. Hinzu kommen die fehlende Investitionsbereitschaft aufgrund des schwachen US-Häusermarktes sowie die anhaltenden Haushaltsprobleme in Südeuropa und den meisten anderen Industrienationen. Die Gesamtlage lässt bei uns die Sorge über einen wirtschaftlichen Rückschlag aufkommen, der 2011 weitere negative Entwicklungen bringen würde.“

Aktien profitieren momentan von der Erwartung, dass das Gewinnwachstum früherer Quartale aufrechterhalten werden kann. Problematisch ist laut Saxo Bank, dass die Steigerung fast ausschliesslich aus der Margenerweiterung stamme. Da aber Produktivitätszuwächse nur einen gewissen Ertragsbeitrag leisten können, müssen die Unternehmen bald mit einem entsprechenden Umsatzwachstum nachziehen.

Als Folge der notwendigen Sanierung öffentlicher Haushalte wird die Ausgabenbereitschaft von Staaten und Kommunen nach Einschätzung der Bank weiter abnehmen. Auch wenn die Rezession nach vorherrschender Marktmeinung im Sommer 2009 zu Ende ging, ist sie auf staatlicher und kommunaler Ebene weiterhin Realität.

„Die Furcht vor einem Double-Dip flammte in den letzten Monaten wieder auf. Wir hatten schon Anfang 2010 davor gewarnt, dass sich die US-Konjunktur weiter verlangsamen werden würde und so kam es auch. Unseres Erachtens dürfte das Wirtschaftswachstum in den USA im vierten Quartal 2010 völlig zum Erliegen kommen, da die Verbraucher noch immer ihre Schulden abbauen, die Auftragslage im verarbeitenden Gewerbe sich verschlechtern und der schwache Häusermarkt die Investitionsbereitschaft weiter bremsen wird. Die Gefahr eines Double-Dip schätzen wir für die nächsten Quartale leider als erheblich ein“, so Karsbøl weiter.

Hier die Kernaussagen des Ausblicks von Saxo Bank auf das 4. Quartal 2010:

Allgemein
Wie vom Strategieteam der Saxo Bank im Q3-Ausblick prognostiziert, haben die besseren Unternehmensgewinne im dritten Quartal für einen gewissen Optimismus gesorgt. Dies wird jedoch den von Schulden und Defiziten belasteten Verbrauchern und Regierungen nicht helfen, noch der Disinflation entgegenwirken, die zurzeit weithin herrscht. Die Realität wirtschaftlicher Herausforderungen zeigt sich noch längst nicht in ihrem vollen Ausmass. Während sich einige Länder wirtschaftlich zu erholen beginnen, scheinen andere schlechter dazustehen als bislang.

Makroprognose
Die Saxo Bank schätzt die Konjunkturaussichten eher pessimistisch ein, insbesondere mit Blick auf die drohende Abkühlung in China und die anhaltende Sorge vor Staatsbankrotten. Die Analysten der Bank zeigen sich auch über die Eurozone besorgt. Ähnlich wie in den USA und Japan leidet die Privatwirtschaft in Europa unter den Folgen der Wirtschaftskrise. Aber im Gegensatz zu den genannten Ländern plant Europa auch Ausgabenkürzungen im öffentlichen Sektor. Die Rückführung der Defizite ist ein notwendiger und gesunder Prozess. Die kurzfristigen negativen Folgen für das BIP-Wachstum, die damit verbunden sind, werden jedoch beträchtlich sein.

Devisenausblick
Bei den grossen Währungen zeigt sich das Thema Entkoppelung in einem sehr schwachen US-Dollar, Euro und Britischen Pfund. Währungen hingegen, die wie der australische Dollar, der Neuseeland-Dollar und vielleicht sogar die schwedische Krone durch ihre Exporte am stärksten von den Schwellenländern profitieren, haben über weite Strecken des Jahres eine sehr gute Entwicklung gezeigt.

Aktienausblick
Nach Meinung der Saxo Bank Analysten zeichnen die Aktienmärkte momentan ein zu positives Bild der weltwirtschaftlichen Lage. Die Unternehmensumsätze dürften 2011 schwach ausfallen und entsprechend negative Folgen für das nominale BIP-Wachstum haben. Die Fähigkeit der Unternehmen zum Kostenabbau sollte jedoch nicht unterschätzt werden. Von daher dürfte das Gewinnwachstum im nächsten Jahr stagnieren oder marginal steigen. Mit einer normalen Entwicklung der Gewinnzuwächse rechnet die Saxo Bank ab 2012.

Rohstoffausblick
Ungünstige Wetterbedingungen haben sich weltweit auf die Nahrungsmittelpreise ausgewirkt und werden im vierten Quartal weiter im Blickpunkt stehen. Dies und die anhaltenden Sorgen vor einer Double-Dip-Rezession werden zu erheblichen Performanceunterschieden zwischen den verschiedenen Rohstoffsektoren führen. Die gegenwärtigen wirtschaftlichen Aussichten sorgen für eine anhaltend hohe Nachfrage nach Gold, Silber und Platingruppenmetallen (PGM), die den Anlegern im dritten Quartal bereits attraktive Renditen beschert haben.

Leitzinsen
Es wird erwartet, dass die Zentralbanken in den USA, der Eurozone und Japan ihr aktuelles Leitzinsniveau bis zum zweiten Quartal 2011 beibehalten werden. (kab)

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