23.12.2024, 14:23 Uhr
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Die Schweizerische Nationalbank hält an ihrem Negativzins von 0,75% fest und führt damit ihre expansive Geldpolitik fort. Sie erhöht den Negativzins-Freibetrag der Banken und prüft im Rahmen der Corona-Krise zusätzliche Massnahmen.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) belässt ihren Leitzins sowie den Zins auf Sichtguthaben bei -0,75%, wie sie am Donnerstag im Rahmen der geldpolitischen Lagebeurteilung mitteilte. Sie interveniert verstärkt am Devisenmarkt, um zur Stabilisierung der Lage beizutragen. Dabei betrachtet sie die gesamte Währungssituation. Negativzins und Interventionen seien notwendig, um die Attraktivität von Anlagen in Franken zu reduzieren und wirkten so dem Aufwertungsdruck entgegen. Zudem spiele die Handlungsweise der Banken für die wirtschaftliche Entwicklung in der Schweiz speziell über die nächste Zeit eine zentrale Rolle. Um die Banken in dieser Rolle zu stärken, erhöht die Nationalbank per 1. April 2020 den Freibetrag, was die Negativzinsbelastung für das Bankensystem reduziert. Der sogenannte Freibetragsfaktor steigt von 25 auf 30.
Das Coronavirus stelle Gesellschaft und Wirtschaft in der Schweiz vor aussergewöhnlich grosse Herausforderungen. Die Unsicherheit sei global erheblich angestiegen, und die Aussichten sowohl für die Weltwirtschaft als auch für die Schweiz hätten sich markant eingetrübt. Der Franken sei nochmals höher bewertet, und die globalen Finanzmärkte seien unter starkem Druck, beschreibt die SNB die aktuelle Lage in der Medienmitteilung. In dieser ausserordentlichen Situation sei die expansive Geldpolitik der Nationalbank für die Gewährleistung angemessener monetärer Bedingungen in der Schweiz nötiger denn je. Um die Wirtschaft bestmöglich zu unterstützen, arbeitet die SNB zudem eng mit dem Bundesrat zusammen.
Das Schweizer Finanzsystem ist laut SNB mit ausreichend Liquidität ausgestattet. Die Nationalbank werde aber bei Bedarf zusätzliche Massnahmen zur Sicherung der Liquidität treffen. Sie stellt ausserdem im Rahmen der erweiterten Swapabkommen mit anderen Zentralbanken Liquidität insbesondere in US-Dollar zur Verfügung.
"Die Banken haben über die letzten Jahre substanzielle Kapital- und Liquiditätspuffer aufgebaut. Sie sind somit auch für schwierige gesamtwirtschaftliche Situationen gewappnet", schreibt die SNB weiter. Um den Spielraum der Banken zusätzlich zu vergrössern, prüft die SNB, ob der antizyklische Kapitalpuffer trotz der Risiken am Hypothekar- und Immobilienmarkt gelockert werden kann.
In der gegenwärtigen Situation sei die Einschätzung der wirtschaftlichen Aussichten äusserst schwierig, und die Prognosen würden einer unüblich grossen Unsicherheit unterliegen. Dies gelte sowohl für das Wachstum als auch für die Inflation, so die SNB. Mit der Ausbreitung des Coronavirus haben sich auch in der Schweiz die kurzfristigen Aussichten stark eingetrübt. Im Dezember hatte die Nationalbank noch mit einem Wachstum zwischen 1,5% und 2% für das Jahr 2020 gerechnet. Der Einbruch der internationalen Konjunktur sowie die Massnahmen zur Eindämmung des Virus werden jedoch auch in der Schweiz zu einem starken Rückgang der Wirtschaftsaktivität in der ersten Jahreshälfte führen. Sobald die nationalen und internationalen Eindämmungsmassnahmen aufgehoben werden können, dürfte die Wirtschaftstätigkeit zwar allmählich zur Normalität zurückkehren. Selbst unter dieser Annahme dürfte das BIP-Wachstum über das ganze Jahr gesehen aber negativ sein.
Die neue bedingte Inflationsprognose liegt tiefer als im Dezember. Der Hauptgrund dafür sind tiefere Erdölpreise, deutlich schwächere Wachstumsaussichten und der stärkere Franken. Für das laufende Jahr liegt die Prognose im leicht negativen Bereich (−0,3%). Für 2021 dürfte die Inflationsrate leicht positiv ausfallen (0,3%) und dann 2022 auf 0,7% steigen. Die bedingte Inflationsprognose beruht auf der Annahme, dass der SNB-Leitzins über den gesamten Prognosezeitraum bei −0,75% bleibt.
Nachdem in China die Wirtschaftsaktivität in weiten Teilen des Landes schon ab Januar stark zurückging, breitet sich das Coronavirus seit Mitte Februar weltweit rasant aus. Die Einschränkungen in der Mobilität der Bevölkerung, Unterbrüche in der Produktion, die Störungen in den Lieferketten sowie der gehemmte Konsum der Haushalte werden in allen betroffenen Ländern die Wirtschaftstätigkeit stark belasten.
Daher sei weltweit in der ersten Jahreshälfte ist mit ausgeprägten wirtschaftlichen Einbussen zu rechnen. "Wie rasch sich die Weltwirtschaft danach erholen wird, hängt entscheidend von der kombinierten Wirkung der gesundheits-, fiskal- und geldpolitischen Massnahmen ab", schreibt die SNB.