Schwerste Ertragskrise geht zu Ende

25.01.2010, 09:22 Uhr

Nach Auffassung von ING Investment Management (ING IM) könnte ein Umsatzwachstum von 4-5 Prozent zusammen mit der positiven Wirkung der Kostensenkungsmassnahmen die Unternehmenserträge in den USA und Europa um mindestens 30 Prozent steigern. Mit einer Trendwende bei den langfristigen Erträgen ist jedoch nicht vor 2011/12 zu rechnen.

ING IM zufolge wurde die Talsohle bei der Ertragsentwicklung im vierten Quartal 2009 erreicht. Insbesondere die stärker zyklisch orientierten Sektoren sowie der Finanzsektor verzeichneten im ersten Quartal 2010 gegenüber dem Vorjahr die höchsten Gewinnzuwächse.

Dazu Patrick Moonen, Senior Equity Strategist bei ING IM: "Seit Anfang der siebziger Jahre haben wir keinen derartig massiven Einbruch der Beteiligungserträge erlebt. In den USA ist der Gewinn je Aktie während der letzten zehn Jahre kaum gestiegen; entsprechend waren auch die Aktienerträge im letzten Jahrzehnt eher bescheiden. Die Trailing Earnings (die Gewinne pro Aktie des letzten vollen Geschäftsjahres, d. h. historische KGVs) fielen in den USA auf einen Stand von 34 Prozent unter dem Langfristtrend und wiesen damit die höchste bisher verzeichnete Negativabweichung auf."

"Erfahrungsgemäss dauert es zwei bis drei Jahre, bis die Erträge wieder Trendniveau erreichen. Das wird auch diesmal nicht anders sein. Selbst bei Ertragszuwächsen von 30 Prozent im laufenden Jahr würden die Erträge immer noch 20 Prozent unter Trendniveau liegen. Mit einer Rückkehr auf den alten Wachstumspfad ist daher nicht vor 2011 oder sogar 2012 zu rechnen", so Moonen weiter. "Dies gilt umso mehr, wenn die Regierungen erwartungsgemäss eine straffere Fiskalpolitik einschlagen und Unternehmenssteuern sowie Zinsen anheben. Und schliesslich darf man auch nicht vergessen, dass das BIP-Wachstum in den Industrieländern in den nächsten zwei, drei Jahren wohl auf unterdurchschnittlichem Niveau verharren wird."

Europa attraktiver als USA
Nach ING IMs Einschätzung preist der US-Markt bereits ein höheres Ertragswachstum ein als der europäische Markt. Entsprechend hält ING IM eine untergewichtete Position in US-Titeln und eine Übergewichtung in europäischen Aktien. Auf den Emerging Markets beträgt das eskomptierte Ertragswachstum weniger als 20 Prozent und liegt damit unter den von ING IM für diese Asset-Klasse prognostizierten Niveaus. Insgesamt bleibt ING IM jedoch bei seiner optimistischen Einschätzung des Aktienmarktes. Diese Sicht gründet sich auf die verbesserten Wachstumszahlen, den Aufschwung im Ertragszyklus und die anhaltend attraktiven Bewertungen, vor allem ausserhalb der USA.

Moonen weiter: "Unsere Einschätzung der Sektoren hat sich im Wesentlichen nicht geändert. Wir setzen vor allem auf vier Themen: den weiteren Anstieg der Rohstoffpreise durch Investitionen in Grundstoffe und Energie, Qualitätstitel zu günstigen Preisen (Pharma- und Biotechnologiebranche), nachhaltiges Ertragswachstum im Technologiesektor sowie über Basiskonsumgüter Engagement in den Wachstumsregionen. Bei Finanztiteln sind wir dagegen aufgrund aufsichtsrechtlicher Risiken und der möglichen negativen Folgen, die mit dem Ende der geldpolitischen Lockerung verbunden sind, vorsichtiger."

High-Dividend-Strategien
In Punkto Stilausrichtung bleibt ING IM bei der Übergewichtung von High-Dividend-Strategien. Angesichts kräftiger Cashflows und gestärkter Bilanzen werde die Dividendenentwicklung jetzt deutlich positiver eingeschätzt. Für 2010 erwartet ING ein zweistelliges Dividendenwachstum.

Moonen abschliessend: "Regional setzen wir auf eine Übergewichtung von Emerging-Markets-Titeln, da wir hier hohes nachhaltiges Wachstum erwarten. Überdies sind die Rahmendaten der Schwellenländer denen der Industrieländer überlegen (hohe Sparquote, geringe Verschuldung, Leistungsbilanzüberschuss, kaum Haushaltsdefizite). Hinzu kommt, dass diese Titel im Vergleich zu Industrieländeraktien immer noch mit einem mindestens 10%-igen Abschlag notieren." (mak)

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