08.11.2024, 13:01 Uhr
Als weitere Massnahme zur Entlastung der Wirtschaft hat China ein Umschuldungsprogramm für seine Lokalregierungen angekündigt. Beobachter sehen dies als «Notmassnahme».
Im vergangenen Quartal hat der grösste Softwarekonzern Europas prächtig verdient. Der Umsatz stieg bereinigt um Wechselkursschwankungen um zehn Prozent auf knapp 8,5 Milliarden Euro – der bereinigte Gewinn gar um 28 Prozent auf 2,24 Milliarden Euro. Das war mehr, als Analysten zuvor erwartet hatten. Entsprechend legte die Aktie nochmals zu.
Der Konzernausblick verbessert sich entsprechend. SAP nimmt sich beim Gewinn für das laufende Jahr nun ein währungsbereinigtes Plus von 20 bis 23 Prozent vor. Bisher waren 17 bis 21 Prozent geplant. Auch bei den für die Dividende wesentlichen freien Barmitteln (Free Cashflow) traut sich der Vorstand mit bis zu vier Milliarden Euro rund 500 Millionen Euro mehr zu als bislang.
Hinter dem Wachstum steht vor allem der Erfolg der Cloud-Angebote des Konzerns. Diese liess CEO Christian Klein in den letzten Jahren bei neuen wie bestehenden Kunden besonders aggressiv vermarkten.
«Das Wachstum der Cloud-Erlöse entwickelte sich ausserordentlich gut», sagte Klein in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Wie üblich betonte er dabei die Relevanz von Angeboten, die auf Künstliche Intelligenz (KI) setzen. «Etwa 30 Prozent unserer Cloud-Vertragsabschlüsse im dritten Quartal beinhalteten KI-Anwendungsszenarien», sagte Klein.
Insgesamt stehen für die kommenden zwölf Monate nun Cloud-Aufträge über fast 15,4 Milliarden Euro in den Büchern. Währungsbereinigt ist das ein Plus von rund 29 Prozent.
Gefragt seien vor allem die Programme zur Ressourcenplanung (ERP), sagte SAP-Finanzchef Dominik Asam, SAPs Finanzchef. In diesem Segment habe das Unternehmen ein überdurchschnittliches Umsatzplus in Höhe von 36 Prozent erreicht. Dies sei «das elfte Quartal in Folge mit einer Wachstumsrate von mehr als 30 Prozent», erläuterte Asam.
SAPs klassisches Softwaregeschäft, das auf den Verkauf von Lizenzen und die Wartung individualisierter Systeme setzte, schrumpfte indes. Die Erlöse sanken im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund vier Prozent auf 3,08 Milliarden Euro.
So war für den steigenden Gewinn laut Finanzchef Asam vor allem ein anderer Faktor verantwortlich: der laufende Sparkurs des Konzerns, bei dem der Vorstand etwa auf einen Abbau von bis 10 000 Stellen sowie geringere Zusatzleistungen setzt. Hinzu kämen vergleichsweise geringe Neueinstellungen, sagte Asam. Die verbesserte Ertragskraft und geringere Steuerzahlungen hätten den Free Cashflow, der als Gradmesser für die Dividendenhöhe gilt, so um 44 Prozent auf 1,25 Milliarden Euro getrieben.
Bei den Investoren kamen die neuen Zahlen gut an. Zum Handelsstart am Dienstag stieg die SAP-Aktie um knapp sechs Prozent auf mehr als 222 Euro.
Dabei hatten die Papiere zuletzt bereits stark zugelegt. Der Kurs der SAP-Aktie ist seit Jahresbeginn um mehr als 50 Prozent gestiegen. Aktuell kommt der Konzern auf eine Marktkapitalisierung von rund 260 Milliarden Euro – und ist damit mit Abstand der wertvollste Konzern im Leitindex Dax sowie gleichauf mit Europas teuerstem Tech-Unternehmen ASML.
Gekappt bei 15 Prozent
Die Deutsche Börse stellt SAPs Höhenflug jedoch vor ein Dilemma. Denn mit seinem aktuellen Börsenwert hat SAP mehr als 15 Prozent des gesamten Börsenwerts aller 40 Dax-Konzerne erreicht. Die Nummer zwei Siemens kommt aktuell auf 9,8 Prozent.
Bei SAP greift damit die sogenannte Kappungsgrenze: Sie soll dafür sorgen, dass insbesondere der Leitindex Dax die Breite und Vielfalt der deutschen Wirtschaft abbildet. Zugleich soll die Regel verhindern, dass einzelne Aktien und Unternehmen zu viel Gewicht in einem Index bekommen.
«Wir sind nicht glücklich mit dieser Grenze», erklärte Finanzchef Asam auf Anfrage des Handelsblatts. SAP sei in der Sache bereits mit der Deutschen Börse im Gespräch. Ausserdem wolle man noch stärker als bislang US-Investoren von der eigenen Aktie überzeugen.