"Pavlovscher Bullenmarkt" der Investoren

28.01.2011, 13:15 Uhr

Im aktuellen Quartalsbericht vergleicht Jeremy Grantham, Chefstratege von GMO das gegenwärtige Investoren-Verhalten an den Märkten in Anlehnung an den Verhaltensforscher Ivan Pavlov als „Pavlovschen Bullenmarkt“: Ähnlich wie die Pavlovschen Hunde auf die Glocke reagierten, die das kommende Futter signalisiert, reagierten die Investoren auf den „Grossen Stimulus“ von 2008/2009. In der Folge boomten die Märkte.



Jeremy Grantham

Chefstratege von GMO

Jeremy Grantham: „Das war der Hauptgang. Dazu kommt jeweils noch das Glöckchen für die Teezeit, bekannt als Stimuluseffekt des dritten Jahres im US-Präsidentschaftszyklus. In den vergangenen Zyklen haben die positiven Impulse der Regierung im dritten Jahr den Markt durchschnittlich um 23 % real angetrieben. Dieses Mal wurde der Tee zusätzlich mit „Quantitative Easing 2“ gewürzt. Das Resultat: die Märkte kamen aus den Startlöchern wie Windhunde und haben vom 1. Oktober bis Mitte Januar schon 13 % zugelegt.“

Für 2011 sieht Grantham daher weiterhin eine starke Marktperformance, allerdings übertreffen die Märkte immer weiter den fairen Wert, der beim S&P bei rund 910 liegt. Besonders risikobehaftete Aktien sind anhaltend gefragt und entsprechend überbewertet, dazu gehören auch Small Caps. Spätestens im Herbst sollte man gemäss Grantham beginnen, konservativer zu agieren. US-Qualitätsaktien sind seiner Meinung nach noch am wenigsten überbewertet.

Problemfelder sieht Grantham vor allem in steigenden Rohstoffpreisen. Besonders in Emerging Markets könnten daraus grössere Inflationsprobleme entstehen. Der Klimawandel und die daraus resultierenden Wetterextreme wie Dürren und Überschwemmungen, wie zurzeit in Australien, werden die Ernten auf unvorhersehbare Weise beeinflussen. Für langfristig orientierte Anleger empfiehlt GMO Anlagen in Wald und Ackerland.

Im zweiten Teil des Quarterly Letter geht Grantham auf die Bedeutung und die Gründe für die Entstehung von Blasen ein. GMO hat durch die Beobachtung historischer Marktdaten bereits 320 geplatzte Blasen identifiziert. Der Zeitpunkt des Platzens einer Blase ist schwierig zu prognostizieren, jedoch kann das vollständige Ignorieren derselben dramatische Konsequenzen haben, wie die jüngste Vergangenheit zeigt. Seiner Meinung nach ist es wichtig, grosse Portfoliowetten auf extreme Ausnahmesituationen aufzusparen.

Den vollständigen Quarterly Letter von Jeremy Grantham in Englisch finden Sie hier.

(ah)

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