Nachhaltigkeit und Disruption gehören untrennbar zusammen

Bild: Janus Henderson
Bild: Janus Henderson

Hamish Chamberlayne, Portfoliomanager der Global Sustainable Equity Strategy, beleuchtet, wie diese beiden untrennbar verbundenen Themen jeden Wirtschaftssektor durchdringen.

20.08.2018, 16:30 Uhr

Autor: Janus Henderson

Es gibt deutliche Hinweise, dass die Anlagetrends auch weiterhin Firmen begünstigen, die die Welt besser machen. Wir sind überzeugt, dass in dem sich rasant verändernden Umfeld nur jene Unternehmen prosperieren werden, die sich nachhaltiges Wirtschaften auf die Fahnen geschrieben haben. Klimawandel, knappe Ressourcen, Alterung und Bevölkerungswachstum zählen zu den komplexesten Megatrends, die die Menschheit je erlebt hat und die innovative, langfristige Lösungen erfordern. Nachhaltigkeit und Disruption sind unseres Erachtens untrennbar voneinander erforderlich, um positive Veränderungen zu bewirken. Nachhaltigkeit fördert Innovationstätigkeit, und Innovationen müssen wiederum nachhaltig sein, um langfristig zu überleben.

Die am schnellsten wachsenden Teilsektoren des Marktes sind von Nachhaltigkeit und nützlichen Disruptionen geprägt. Die aufstrebenden Bereiche Cloud Computing, künstliche Intelligenz, Elektrifizierung des Transports, intelligente Städte, Industrie 4.0 und nachhaltige Infrastruktur bieten nach unserer Einschätzung spannende Chancen. Sogar eher „traditionelle“ Unternehmen aus den Sektoren Finanzdienstleistungen, Bildung und Forschung sowie Gesundheit verändern mithilfe von Technologie grundlegend ihre Ansätze bei der Erbringung von Dienstleistungen und der Lieferung von Waren. Unternehmen, die mit diesen Trends gehen, werden voraussichtlich unabhängig von konjunkturellen und politischen Zyklen wachsen und stimmen uns mit Blick auf die Zukunft unserer Anlagen optimistisch.

Technische Disruption: Cloud Gazing
In Wirklichkeit ist die Technologie in sämtlichen Bereichen der Weltwirtschaft auf dem Vormarsch. Wenn wir eine potenzielle Anlage unter die Lupe nehmen, müssen wir daher herausfinden, ob ein Unternehmen in puncto technologische Disruptionen auf der richtigen Seite steht. Digitalisierung ist für Unternehmen ein Muss, um wettbewerbsfähig zu bleiben, und geniesst in den Chefetagen oberste Priorität. Da Technologien teilweise noch in den Kinderschuhen stecken, konzentrieren wir uns auf die Identifizierung von Unternehmen, die auf aktuelle Entwicklungen reagieren oder durch eigene Fortschritte zur Avantgarde gehören.

Microsoft ist ein Beispiel für eine Position mit mehreren Facetten, die sich positiv auf die Nachhaltigkeit in vielen verschiedenen Branchen auswirkt. Die Cloud Computing Plattform des Unternehmens bietet Tools für ein breites Nutzerspektrum, das von Spezialisten für Wasserfilterung über öffentliche Transportsysteme bis hin zu Gesundheit reicht. Daneben zählen Adobe, Salesforce.com, Autodesk und SAP zu unseren Favoriten im Bereich cloudbasierter Lösungen. Diese können rasch umgesetzt werden und ebnen Kunden den Weg zu Effizienzsteigerungen und besserem Kundenservice.

Adobe verändert kreative Branchen und den Informationsaustausch, wobei der Bildungssektor zu den grössten Endmärkten des Unternehmens zählt. Autodesk bietet Software für Architekten, Ingenieure und Hersteller, mit denen sie kohlenstoffarm bauen, robuste Infrastruktur und nachhaltige Produkte mit lokaler Supply Chain entwickeln können. Salesforce und SAP entwickeln Software, die Unternehmen zu mehr Effizienz und grösserer Kundennnähe verhelfen.

Viele unserer Technolgie-Investments decken verschiedene Nachhaltigkeitsthemen ab. Halbleiter sind beispielsweise das Rückgrat einer intelligenten und vernetzten Welt. Die Branche bedient neben dem Computer- und Smartphone-Markt inzwischen auch viele andere Bereiche. Halbleiter werden inzwischen auch in vielen Applikationen für die Industrie und für das Internet der Dinge verwendet.

Mehr Sauberkeit im Transport- und Energiesektor
In der Automobilindustrie bewirkt der Übergang zu Elektrofahrzeugen und autonomem Fahren, dass Autos deutlich mehr Halbleiter enthalten. Bis dato kündigten US-Autohersteller Investitionen in Elektrofahrzeuge in Höhe von 19 Mrd. USD, China 21 Mrd. und Deutschland 52 Mrd. USD an. Gleichzeitig wächst die Liste der Städte, die Luftverschmutzung und Klimawandel den Kampf ansagen. Die Stadt Rom hat sich Paris, Madrid, Mexiko City und Athen angeschlossen, die bis ca. 2025 Fahrverbote für Dieselfarzeuge durchsetzen wollen. Wir rechnen damit, dass die rasanten technologischen Fortschritte und die staatliche Förderung kohlenstoffarmer Lösungen Unternehmen zum Verhängnis werden, die sich zu langsam auf die Veränderungen einstellen.

2018 gab es daneben weitere Fortschritte im Bereich erneuerbarer Energien. China plant, bis 2020 Investitionen in Höhe von 368 Mrd. USD in erneuerbare Energieprojekte; der Vision Fund von SoftBank will in Saudi Arabien einen 200 Milliarden Dollar teuren Solarpark mit einer Leistung von 200 Gigawatt unterstützen. Abgesehen von den ökologischen Vorteilen könnte der Ausbau der Solarindustrie dem Königreich Einsparungen in Höhe von 40 Mrd. USD jährlich bescheren, da das Land sein Öl nicht mehr zu verbrennen brauchte; der neue Solarpark wird voraussichtlich die gleiche Menge Energie erzeugen wie 200 durchschnittlich grosse Atomkraftwerke. Mit der offensichtlichen Diversifizierung seiner Energiequellen sendet der grösste Ölförderer der Welt ein klares Warnsignal an alle anderen Länder, bei denen Investitionen in kohlenstoffarme Energie bisher noch Fehlanzeige sind.

Öl- und Plastik-Pandemie?
Nach der hochgelobten BBC-Serie Unser blauer Planet II sind die Besessenheit der Gesellschaft von Plastik und das schockierende Ausmass der Meeresverschmutzung ins Rampenlicht gerückt. Plastik ist zweifellos keine nachhaltige Ressource. Wissenschaftler gehen davon aus, dass bis 2050 12 Milliarden Tonnen Plastik auf Mülldeponien lagern und die natürliche Umwelt verschmutzen werden, wenn sich die derzeitigen Trends fortsetzen.

Die Regulierung für Plastik wird zweifellos verschärft werden. So hat die Europäische Union vor Kurzem ein allgemeines Verbot von Einwegplastik wie Trinkhalmen, Einwegbesteck und Wattestäbchen ins Spiel gebracht. In Grossbritannien sind seit Januar Mikroperlen in Kosmetika verboten. Premierministerin May drängt die Commonwealth-Staaten, im Kampf gegen die Meeresverschmutzung der kürzlich ins Leben gerufenen Commonwealth Clean Oceans Alliance beizutreten.

Öl ist ein wichtiger Rohstoff bei der Plastikherstellung, so dass die weltweite Abkehr zugunsten von Alternativen und mehr Recycling den Ölpreis langfristig zusätzlich belasten dürften. Unsere Strategie engagiert sich nur in sehr geringem Umfang bei Unternehmen, die zu diesen Problemen beitragen. Wir investieren nicht in Aktien von Ölunternehmen oder Herstellern von Erdölerzeugnissen und hielten Ende Juni nur einen Verbrauchsgütertitel in unserem Portfolio. In den wenigen Fällen, in denen Plastik verwendet wird, versuchen wir im Dialog mit der Unternehmensleitung herauszufinden, was unternommen wird, um Plastikverwendung und -müll zu reduzieren. Die Welt verändert sich. Wir sind überzeugt, dass die Vorreiter in Sachen ökologische Nachhaltigkeit sich eher behaupten werden als Unternehmen, die sich nicht anpassen. Ähnlich wie bei der natürlichen Selektion.

Plastikmüll in Zahlen:

  • ?Über 12 Millionen Tonnen Plastik gelangen jedes Jahr in unsere Meere – das entspricht etwa einer Lkw-Ladung pro Minute.1
  • Im Meereseis wurde ein Rekordmenge an Plastik gefunden – 12.000 Mikroplastikpartikel je Liter.2
  • Weltweit werden derzeit nur 14% des produzierten Plastiks recycelt. Für Hersteller ist es inzwischen günstiger, neue Kunststoffe zu verwenden als recycelte.3
  • Der Müllstrudel (The Great Pacific Garbage Patch) aus Plastik und Müll im Nordpazifik ist inzwischen dreimal so gross wie Frankreich.4?

Quellen: 1 Greenpeace, 2 Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar-und Meeresforschung, 3 Ellen MacArthur Foundation, 4 Ocean Cleanup Foundation

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