Fundamentale und taktische Argumente für Rohstoffe

Die Preise vieler Rohstoffe werden durch die geringe Elastizität des Angebots und die hohe Nachfrage strukturell unterstützt. Anleger sollten Edelmetalle und Energie über- sowie den Agrarsektor untergewichten. Dies schreibt Manuel Pedretti, Regional Manager Schweiz bei Man, in seinem neusten Rohstoff-Kommentar.

04.05.2012, 15:23 Uhr

Der Run auf den Dollar und die allgemeine Risikoaversion dürfte mindestens ebenso viel zu den jüngsten Preisrückgängen beigetragen haben wie die nachlassende Endnachfrage. Auf der Angebotsseite hält die Produktion nur mit Mühe mit der Nachfrage Schritt, denn in letzter Zeit gefährden steigende Kosten und eine unzureichende Stromerzeugung die Produktion von Aluminium und Platin und politische sowie technische Probleme behindern die Erschliessung von Ölvorkommen. Wir würden sogar behaupten, dass die geldpolitische Reaktion auf die europäische Schuldenkrise niedrige Zinsen für einen längeren Zeitraum und De-facto-Schuldenmonetisierung die nominalen Rohstoffpreise zusätzlich stützt.

Die grössten Risiken sehen wir auf der Nachfrageseite. Doch ein starker Einbruch würde mehr erfordern als nur eine schwache Konjunktur in Europa, denn China verbraucht doppelt so viel Kupfer wie Europa und es sind die Nicht-OECD-Länder, die für das globale Ölnachfragewachstum verantwortlich sind. Möglicherweise wird die Nachfrage also selbst bei einer leichten Rezession in der EU nicht so stark wie befürchtet sinken, sofern die Schuldenkrise in der Eurozone nicht zu einer weltweiten Finanzkrise und Rezession führt und China eine weiche Landung gelingt.

Aktuelle Über- und Untergewichtungen nach Sektoren gegenüber Dow Jones-UBS Commodity Index Total ReturnSM

Agrarprodukte untergewichten
Der einzige Sektor, den wir anhaltend negativ beurteilen, ist der Agrarbereich. Diese Einschätzung stützt sich auf eine Reihe von Indikatoren: Die Preise geben weiter nach, die Lagerkosten sind relativ hoch und trotzdem sind die Preiserwartungen und die Stimmung übertrieben optimistisch.

Edelmetalle übergewichten
Edelmetalle sind unser bevorzugter Sektor, denn Sie erscheinen uns fundamental attraktiv, unsere Carry Modelle liefern klare Kaufsignale und die Momentum- Indikatoren liegen im Plus. Unsere Signale reflektieren damit die positive Grundstruktur dieses Marktes: Bei Gold übersteigt die Anlegernachfrage das Neuangebot der Minen und die nach wie vor geringen Verkäufe des öffentlichen Sektors dürften anhalten.

Gold: Ein Jahrzehnt von Angebots/Nachfrage-Ungleichgewichten

Energie übergewichten
Aufgrund der weitgehend übereinstimmenden Signale unserer Indikatoren geben wir Rohöl den Vorzug gegenüber Erdgas. Die Abnahme der Bohranlagen hat den Erdgaspreisrückgang vielleicht verlangsamt, doch der Rückgang der Förderkapazität ist in Relation zum deutlichen Überangebot an Trockengas recht gering. Der US-Markt bleibt strukturell überversorgt und das unelastische Angebot (selbst bei historisch niedrigen Preisen) setzt die Preise weiter unter Druck.

Preisrückgang hat die Erdgasproduktion in den USA nicht gebremst

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