«Tongtong» am Golf von Thailand

Die Caddies in Hua Hin helfen nicht nur auf den Grüns. (Bild Stefan Waldvogel)
Die Caddies in Hua Hin helfen nicht nur auf den Grüns. (Bild Stefan Waldvogel)

Aus dem einstigen Fischerdorf Hua Hin wurde über die Jahre eine richtig gute Golfdestination. Caddies sind wie in Asien üblich «obligatorisch», oft hilfreich und fast immer lohnt es sich auf ihren Rat zu hören.

03.01.2024, 10:12 Uhr

Redaktion: Stefan Waldvogel

«No, no, I caddie», sagt Koy, und gibt uns durchaus resolut bereits auf dem ersten Grün zu verstehen, dass es nicht unsere Aufgabe ist, den Ball zu markieren, zu säubern und dann die Puttlinie zu lesen. Sondern ihre und die ihrer Kollegin Hom. Also treten wir artig zur Seite und lassen die beiden jungen Frauen ihre Arbeit tun. Das ist, wie sich schnell herausstellt, auch die richtige Entscheidung an diesem Morgen im Springfield Royal Country Club, einem Resort mit zwei 9-Loch-Schleifen von Jack Nicklaus und einer dritten von Schmidt & Curley. Denn Koy und Hom beherrschen ihren Job. Schon nach den ersten beiden Löchern wissen sie, welcher Schläger in welcher Situation passt.

Auf dem dritten Grün zeigt Koy weit links neben der Fahne den idealen Punkt, ohne ihr geschultes Auge wäre mein Ball nicht mal in die Nähe des Loches gerollt. Ihre zu über 90 Prozent weiblichen Kolleginnen sind nicht immer leicht zu verstehen: Die Asiaten können bekanntlich das «r» nicht richtig aussprechen: «Velly down» heisst entsprechend es geht auf dem Grün deutlich nach unten, leicht rechts zielen tönt meist etwa so «two holes light» und nur selten geht es ganz gerade aus: Dann heisst die Anweisung von Koy und Co. meist «Tongtong», das ist eines der wenigen Worte, dass ich auf Thai verstehe.

Die Dienste kosten umgerechnet knapp 10 Franken als Caddie-Fee, nochmals gleich viel erwarten die Einzelunternehmerinnen nach der Runde als Tipp. Ohne Golfer als Gäste kein Einkommen, im Black Mountain Golfclub sind es beispielsweise 240 Frauen in schicken gelb-schwarzen Uniformen, welche die Carts fahren oder die Trolleys stossen. Dies immer gut verhüllt, um sich vor der Sonne zu schützen.

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Start vor 100 Jahren

Der 2007 eröffnete Championship-Platz ist mittlerweile die bekannteste Adresse für Golfer in Hua Hin, rund zweieinhalb Stunden südlich von Bangkok. Der allererste Platz in Thailand feiert dieses Jahr seinen 100. Geburtstag. 1924 wurde «Royal Hua Hin» eröffnet. Die Mitglieder der thailändischen Königsfamilie, die seit den 1920er-Jahren eine palastartige Sommerresidenz in Hua Hin besitzt, genehmigten den Bau des Parkland Platzes direkt neben dem historischen Bahnhof aus Holz. Parallel zum ersten Loch ist mittlerweile ein neuer, riesiger Betonbahnhof entstanden, der Golfplatz hat sich dagegen kaum verändert. Geblieben sind unter anderem mehrere Grossfamilien von Makaken. Sie sitzen vornehmlich in den Bäumen hinter dem 14. Grün. Die Caddies berichten, dass die Affen gelegentlich auch die Bälle vom Grün klauen. Der Platz gehört mittlerweile der grössten Bierfirma im Land und damit indirekt dem Militär. Die Verantwortlichen kümmern sich allerdings herzlich wenig um den Unterhalt des traditionsreichen Bijous. So spielen die Touristen vorab aus Nostalgie auf dem Platz mit vielen schattenspenden Bäumen.

Zwei absolute Spitzenplätze

Deutlich grösser ist der Andrang in Black Mountain. Hier geht es nach dem flachen Start fast ständig rauf und runter, die Grüns sind pfeilschnell und der Rat der Caddies ist auch hier gefragt. Nirgends kommt mehr Wasser ins Spiel. Auffallend ist das satte Grün des in die Ausläufer eines bewaldeten Bergmassivs gebauten Platzes, das einen knackigen Kontrast bietet zum Schwarz der Granitfelsen und zu den steinigen Bachläufen, die den Platz durchziehen. Je nach gewähltem Abschlag ist der Platz schwierig bis sehr sehr schwierig. Auch hier helfen die Caddies unter anderem bei der Wahl der passenden Teeboxen. Das gleiche gilt für den Banyan Golf Club, für mich nochmals eine Steigerung in Punkto «Spitzenplatz».

Auch hier ist das Gelände hügelig, die Fairways verlaufen – anders als in Black Mountain – in einer natürlichen Selbstverständlichkeit über diesen Höhenrücken, so dass man beim Spiel den Eindruck hat, das Design sei weitgehend von der Natur vorgegeben und gar nicht anders machbar. Lange und kürzere Löcher, Doglegs in beiden Spielrichtungen, Anspiele über Wasser und knackige Par-3-Löcher folgen in interessantem Wechsel, und ehe man es sich versieht, ist die abwechslungsreiche und sportlich anspruchsvolle Runde auch schon vorbei. Banyan wurde 2008 eröffnet, die dazu gehörenden Villen sind vom Platz aus nicht zu sehen, der einzige kleine Makel sind die Schiessübungen, welche das Militär praktisch täglich durchführt und auf einigen Löchern der Backnine im Hintergrund zu hören ist.

Viele Alternativen

Fast gänzlich ruhig ist es dagegen im Springfield Royal, einzig der Lärm vom Bau einer riesigen Villa stört die Idylle auf dem einzigen Platz von Jack Nicklaus in der Region. Bei insgesamt 27 Löchern fällt das kaum ins Gewicht. Wellige Fairways mit vielen Doglegs, Sand, ob in Form klassischer Bunker oder langgezogener Waste Areas, gut ondulierte Grüns mit kniffligen Breaks – und jede Menge Wasser, unter anderem als Inselgrün wie auf fast jedem Course des «Golden Bear». Spielbar für jedermann, wenn man vom richtigen der fünf Tees abschlägt, mit gut platzierten Hindernissen und anspruchsvollen Grüns, und auch landschaftlich sehenswert mit viel Baumbewuchs seitlich der Fairways und der Gebirgskette als Begleitpanorama.

Ähnliches gilt auch für die anderen Anlagen rund um Hua Hin. Im Golfclub Majestic Creek sind es ebenfalls 27 Löcher, die recht viel Abwechslung bieten. Im Lake View stehen insgesamt 36 Spielbahnen zur Verfügung, praktisch flach kann man auch hier gut auf den Cart verzichten. Wasser ist nicht ganz so oft zu sehen, wie der Name vermuten lässt, doch auch hier hält sich er Ballverschleiss in engen Grenzen. Dank dem geschulten Auge der Caddies finden sich die meisten Spielgeräte auch abseits der Fairways. Wirklich hohes Rough ist eher selten und auch aus den Wasserhindernissen retten die Helferinnen den einen oder anderen Ball.

Auch zu Fuss ein Genuss

Palm Hills tönt nach Hügel, ist aber praktisch topfeben. Hier sorgen unter anderem die unzähligen Palmen für etwas Schatten und schöne Ferienbilder. Er ist sicher der «leichteste» Platz rund um den Badeort am Golf von Thailand. Wegen den gut 30 Grad sind die meisten mit dem Cart unterwegs, Palm Hills kann man als Ferienplatz locker zu Fuss gehen, es bleibt ein Ferien Genuss und wie üblich in Thailand sorgen Verpflegungs-Stationen alle vier oder fünf Löcher für neue und äussert preiswerte Erfrischungen direkt auf dem Platz.

Der einzige Parcours mit einigen Spielbahnen direkt am Meer heisst «Sea Pines». Auch sonst geht es häufig übers Wasser, zusammen mit dem üblichen Wind ist der «Links-Platz» punkto Schwierigkeiten nicht zu unterschätzen. Sea Pines ist Teil des Freizeit-Angebots für das thailändische Militär, da kommt es ab und zu vor, dass man als Tourist hinter einem Fünfer-Flight von Offizieren spielt. Geht es dabei um Geld und Ehre, braucht es schon etwas mehr Geduld als üblich. In unserem Fall helfen die Caddies mit einer «Abkürzung», die ausgelassenen Löchern können wir später problemlos nachholen. Das ist nicht unbedingt «tongtong», aber typisch Thailand.

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