11.10.2024, 09:36 Uhr
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Die Berichte über Greenwashing haben zu grosser Skepsis beim nachhaltigen respektive Impact Investing geführt. Weil die Kontroverse heissläuft, sei es ein guter Zeitpunkt, um die Frage "sind risikobereinigte Renditen mit positiven Auswirkungen wünschenswert und erreichbar?" zu überprüfen, sagt Jon Duncan, Chief Impact Officer von Reyl.
Das Konzept des exogenen Risikos wird seit der globalen Finanzkrise 2008 und der dannzumaligen Schaffung des Rats für Finanzstabilität (Financial Stability Board, FSB) immer besser verstanden. Die Regulierungsbehörden sind deshalb dazu übergegangen, das Marktsystem zu ermutigen, langfristige Risiken für die nachhaltige Entwicklung dieser Welt proaktiv anzugehen. In der EU-Taxonomie für eine grüne Wirtschaft wird beispielsweise dargelegt, welche wirtschaftlichen Aktivitäten auf kohlenstoffarme, ressourceneffiziente und sozial integrative Ergebnisse ausgerichtet sind.
Um die Ausrichtung darauf zu verstärken, hat die EU "Corporate Sustainability Reporting Standards (CSRD)" sowie Offenlegungsstandards für die Nachhaltigkeitskriterien von Finanzprodukten (SFRD) eingeführt. Mit dem Regelwerk Mifid II gewährleistet sie, dass Nachhaltigkeitspräferenzen von Kunden und Risiken als Grundlage zur Sicherstellung der Produkteignung genutzt werden.
Für Führungskräfte bedeutet dieser sich verändernde Kontext, dass die Wahrung der Wettbewerbsfähigkeit "ein effektives Personalmanagement, solide Umweltkontrollen, Ressourceneffizienz sowie Produkte und Dienstleistungen erfordern, die soziale/ökologische Probleme aufnehmen", erklärt Jon Duncan. Für kotierte Unternehmen sind die Anforderungen an die Offenlegung von Nachhaltigkeitsdaten an allen grossen Börsen gestiegen, weil die Anlegerinnen und Anleger erkannt haben, dass schlechte Umwelt-, Sozial- und Governance-Praktiken die Renditen schmälern können "und dies auch tatsächlich tun", wie der Reyl-Impact-Spezialist hinzufügt.
Anleger müssten prüfen, wie gut ihr Portfolio im Hinblick auf langfristige Risiken im Zusammenhang mit sozialer und ökologischer Systemstabilität positioniert ist, fährt Duncan fort. Die Betrachtung eines Portfolios durch die "Nachhaltigkeitsbrille" sei dazu eine gute Praxis.
Der an Dynamik gewinnende Übergang zu einer "grünen Wirtschaft" hat in allen Regionen, Sektoren und Anlageklassen vermehrt Gewinner und Verlierer zur Folge. Es wäre vermessen zu glauben, dass alle "grünen" oder wirkungsvollen (Impact) Anlagen angemessene, risikobereinigte Renditen erzielen würden. Ein klares Urteil setze einen differenzierten Ansatz voraus, stimmt Duncan mit anderen Nachhaltigkeitsexperten überein.
Die rasche Zunahme des Umfangs und der Verfügbarkeit von ESG-/Impact- und Nachhaltigkeitsdaten treibe den Markt zu einem umfassenderen Verständnis des Ausgleichs zwischen Risiko, Rendite und Auswirkungen, so Duncan weiter. Die Auswirkungen können sowohl als Schadensreduzierung (beispielsweise Verringerung der Umweltverschmutzung) als auch als positive Nettobeiträge von Gütern und Dienstleistungen (beispielsweise Zugang zu Generika in Schwellenländern) verstanden werden.
Auf pragmatischer Ebene sei es für Anleger sinnvoll, die Umstellung ihrer Portfolios so anzugehen, dass sie ein vergleichbares Risiko-Rendite-Ergebnis mit einem messbar verbesserten Wirkungsergebnis erzielen. Dies werde im Laufe der Zeit Ausgleiche zwischen unterschiedlichen Anlageklassen, Sektoren und geografischer Exponierung erfordern. "Public Markets bieten Liquidität und Skaleneffekte, aber zeigen weniger direkte Auswirkungen, während Private Markets reale Auswirkungen auf die Welt haben, jedoch im Hinblick auf die Kapitalbereitstellung und Liquidität beschränkt sind", konkretisiert der Impact-Chef von Reyl.
Aus geografischer Sicht sei davon auszugehen, dass ein Engagement in Schwellenländer ein höheres Mass an Wirkung pro Renditeeinheit bietet als eine ähnliche Allokation in Sektoren von Industrieländern, um ein Beispiel zu nennen.
Nachhaltigkeit und Impact Investing sind im Wandel begriffen, bestimmt von wissenschaftlicher, sozialer und ökonomischer Notwendigkeit. Es wäre ein Fehler, das Thema als Modeerscheinung zu betrachten, gibt Duncan zu bedenken. "Es besteht ein Greenwashing-Risiko", sag er. "Der langfristige «grüne» Wandel ist jedoch in vollem Gang, und eine pragmatische Ausrichtung der Anlegerportfolios auf Risiko, Rendite und Auswirkungen ist sowohl wünschenswert als auch realisierbar."