23.12.2024, 08:37 Uhr
Der Spezialkunststoff-Hersteller Gurit will sich künftig ganz auf profitablere Regionen und Geschäftsbereiche konzentrieren. Im Zuge der angekündigten Restrukturierung sollen Werke in Dänemark, Indien und der...
Mit Blick auf das Jahr 2022 hat Ninety One ein Datum ins Auge gefasst, das viel weiter in der Zukunft liegt: 2050. Um das Netto-Null-Ziel bis Mitte des Jahrhunderts zu erreichen, müssen die Investoren ihr Kapital auf die Reduzierung der realen Emissionen ausrichten, sagt Hendrik du Toit, Gründer und CEO von Ninety One im Interview.
Herr du Toit, was war Ihr Eindruck von der COP26?
Das war die erste COP, bei der der Finanzsektor stark vertreten war. Die Energiewende kann nur gelingen, wenn der Finanzsektor in grossem Umfang einbezogen wird. Auf der COP26 wurde auch zunehmend anerkannt, dass wir den Netto-Null-Umstieg der Schwellenländer unterstützen müssen und dass dieser langsamer ablaufen wird als in den Industrieländern. Das ist wichtig anzuerkennen.
Inwiefern?
Jetzt findet eine ehrliche Diskussion darüber statt, wie wir einen realistischen Netto-Null-Übergang für die ganze Welt, einschliesslich der Schwellenländer, schaffen können. Ich bin verhalten optimistisch von der COP26 zurückgekommen, aber es gibt noch viel zu tun, um die Klimaerwärmung unter zwei Grad Celsius zu halten.
Gehen Vermögensverwalter den Übergang zu Netto-Null-Emissionen richtig an?
Ich bin besorgt darüber, dass sich die anfänglichen Bemühungen weitgehend auf das Erstellen von kohlenstoffarmen Portfolios konzentriert haben. Für Investoren – vor allem in den Industrieländern – ist es einfach, sich von "schmutzigen" Branchen zu trennen. Die meisten dieser Branchen sind in Schwellenländern angesiedelt. Das birgt die Gefahr, dass den Schwellenländern das für die Umstellung benötigte Kapital vorenthalten wird. Es ist also sehr wichtig, dass wir niemanden zurücklassen. Ausserdem bleiben somit kohlenstoffintensive Anlagen in den Händen von Eigentümern, die kein Interesse an der Dekarbonisierung haben. Ninety One plädiert ausdrücklich dafür, sich auf die Finanzierung realer, nachhaltiger Emissionsreduzierungen zu konzentrieren, anstatt lediglich kohlenstoffarme Portfolios zu bilden.
Können Sie den Unterschied zwischen einem kohlenstoffarmen Portfolio und einem Portfolio, das die Dekarbonisierung in der Praxis unterstützt, erklären?
Im Portfolio ist eine winzige Anzahl von Aktien für den Grossteil der Emissionen verantwortlich. In Südafrika verursachen zwei Unternehmen fast die Hälfte aller Emissionen des Landes. Das sind der Stromversorger Eskom und das Energie- und Chemieunternehmen Sasol. Wenn sich eine Anlegerin oder ein Anleger von einem grossen Emittenten trennt, hätten sie ein kohlenstoffärmeres Portfolio. Wenn diese Emittenten dann aber von einem skrupellosen Investor gekauft werden, der kein Interesse an der Dekarbonisierung hat und nur darauf aus ist, seine Cashflows zu maximieren, ist die Welt dem Netto-Null-Ziel nicht nähergekommen. Verantwortungsvolles Eigentum spielt beim Übergang zu einer saubereren, grüneren Welt eine Schlüsselrolle.
Wie können Investoren den Netto-Null-Umstieg unterstützen?
Dafür haben Investoren zwei Möglichkeiten: Sie können in Unternehmen investiert bleiben, sich aktiv mit dem Management austauschen und so den Umstieg auf Netto-Null unterstützen. Die andere Möglichkeit besteht darin, in Unternehmen zu investieren, deren Produkte und Dienstleistungen den Übergang zu Netto-Null ermöglichen und beschleunigen.