Gilles Prince, Chief Investment Officer bei Edmond de Rothschild.
Gilles Prince von Edmond de Rothschild zweifelt an der Wahrhaftigkeit des Sprichworts "Sell in may and go away". Trotzdem warnt er vor dem Monat Mai, welcher durch die kommenden Entscheide die Marktstimmung stark beeinflussen wird.
09.05.2019, 11:51 Uhr
Redaktion: stf
Die Aktienindizes wurden durch die niedrigen Zinsen, ein besser als erwartetes Wirtschaftswachstum und ermutigende Nachrichten über den Handelskrieg auf Rekordhöhen getrieben. Da ein ewiges Wachstum nicht möglich ist, steigt die Angst vor dem Einbruch. Das Anlagesprichwort "Sell in May and go away" empfiehlt ebenso, sich vor dem Monat Mai in Acht zu nehmen. Was halten Sie von dieser Weisheit?
Gilles Prince: Statistiken untermauern unsere Zweifel an der Sinnhaftigkeit von "Sell in May". Die Korrelationen zwischen der Performance des S&P 500 im Mai und Juni berechnet man seit 1925. Das Resultat von -0,03 spricht Bände. Statistisch gesehen steht fest, dass keine Verbindung besteht. Vergleicht man die Performance des ersten Quartals mit dem zweiten oder das zweite mit dem dritten, kommt man zum selben Fazit. Die Korrelation beträgt in beiden Fällen -0,19.
Folgt auf eine positive Monats-Performance im ersten Quartal – insbesondere im Mai – häufig eine negative Entwicklung?
Es wurde untersucht, ob die jeweilige Monatsleistung ein besserer Indikator ist. Betrachtet man die monatlichen Renditen, sind es nur 24% der Fälle, in denen auf einen positiven Mai ein negativer Monat folgt. Das ist gering. Auf die positiven Mai-Monate folgt im Vergleich in 34% der Fälle ein positiver Juni – so scheint die Momentum-Strategie besser zu funktionieren. Bei den Quartalsdaten sind diese Zahlen 23% bzw. 37% nahezu identisch und ändern sich bei einer Gegenüberstellung des dritten mit dem zweiten Quartal nicht. "Sell in May" lässt sich somit als systematisch erfolgreiche Strategie statistisch nicht untermauern, zumindest nicht seit 1925.
Ausnahmen bestätigen die Regel: Sollen Anleger allenfalls im Mai verkaufen, wenn die Performance im Vormonat absolut herausragend war?
Man kann die Performances filtern, um nur diejenigen Renditen von mehr als 10% im ersten Quartal ausgespielt zu bekommen. Dann sieht man, dass die zweiten Quartale mit +1,1% Rendite durchschnittlich deutlich niedriger sind als jene des ersten Quartals mit +14,5%. Im zweiten Quartal sind die Leistungen also schlechter, aber nicht negativ. Hier wird oft konsolidiert – nicht korrigiert. In nur 38,5% der Fälle folgt auf eine starke Kursentwicklung eine negative Performance. Bei diesem Prozentsatz kann von Ausnahmen gesprochen werden. Die entsprechende Regel dazu ist aber nicht erkennbar.
Was also bleibt?
Es empfiehlt sich – wie immer – wachsam gegenüber Ereignissen zu sein, welche die Marktstimmung verändern könnten. Der diesjährige Mai ist so gesehen spannender: Wie sehen die Ergebnisse der chinesisch-amerikanischen Handelsgespräche aus? Wie fällt der Entscheid über die US-Zölle aus? Wohin geht der Ölpreis im Kontext mit dem Iran? Was bringt die x-te Abstimmung des Brexit am 23. Mai? Eines ist sicher, das Sprichwort "Sell in May and go away" für sich allein rechtfertigt keine Gewinnmitnahmen.
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