Unicredit-Chef: «Im Moment sind wir nur ein Finanzinvestor bei der Commerzbank»

Unicredit CEO Andrea Orcel lässt sich alle Möglichkeiten bei der Commerzbank offen. (Bild pd)
Unicredit CEO Andrea Orcel lässt sich alle Möglichkeiten bei der Commerzbank offen. (Bild pd)

Andrea Orcel hat ein öffentliches Übernahmeangebot für die Commerzbank ausgeschlossen. «Das wäre ein zu aggressiver Schritt», sagte der Chef der italienischen Unicredit in einem Interview mit der italienischen Zeitung «Il Messaggero». Gleichzeitig lässt er sich fast alle Optionen offen.

19.09.2024, 13:36 Uhr
Banken | Finanzplätze | Regulierung

Redaktion: sw

Man habe keine Eile, den Anteil an der Commerzbank auf mehr als die bereits erworbenen neun Prozent auszubauen. Der Bund habe die Commerzbank-Aktien an die italienische Bank verkauft, weil er sie für eine verlässliche und geeignete Investorin halte. Man werde die übrigen vom Bund gehaltenen Commerzbank-Aktien kaufen, wenn sich die Bundesregierung zu einem Verkauf entschliesse und wenn Unicredit willkommen sei.

In einem Gespräch mit der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» sagte Orcel zudem, man könne die Commerzbank-Aktien auch wieder abstossen. «Wenn wir der Meinung gewesen wären, dass wir nicht willkommen sind – ob es heute so ist, bleibt abzuwarten – dann hätten wir diesen Ansatz nicht verfolgt. Denn bei solchen Transaktionen müssen sich die Hauptakteure einig sein», sagte der Bankchef. Die Bundesregierung habe vom Interesse der Unicredit gewusst. «In den letzten zwei bis drei Jahren haben wir der deutschen Regierung und einer Reihe von anderen Beteiligten wiederholt unser Interesse an der Commerzbank signalisiert.» Er wünsche sich zu gegebener Zeit einen konstruktiven Dialog mit dem Commerzbank-Management und der Bundesregierung.

Rückzug nicht ausgeschlossen

Orcel sagte der «FAZ», dass er die Beteiligung erhöhen, auf dem jetzigen Niveau belassen oder sie wieder verkaufen könne. Ein Rückzug sei dabei nicht seine Präferenz. «Im Moment sind wir nur ein Finanzinvestor bei der Commerzbank. Wir könnten die Beteiligung auch wieder verkaufen und einen bedeutenden Gewinn machen, denn der Aktienkurs der Commerzbank ist schön gestiegen.» Deutschland brauche mehr Wettbewerb im Bankenmarkt, warb er für seinen Vorstoss. «Eine zweite starke und profitable Bank könnte dabei helfen.» Die Commerzbank und die bereits zur Unicredit gehörende Münchner HVB ergänzten sich sehr gut. Deswegen gebe es relativ positive Reaktionen von Unternehmen, besonders aus dem Mittelstand.

In einer Auktion vergangene Woche war ein Paket von 4,5 Prozent des Bundes an der Commerzbank ausschliesslich an die Unicredit gegangen, weitere 4,5 Prozent erwarben die Italiener über den Markt. Das Frankfurter Geldhaus hat bislang zurückhaltend auf Avancen der Unicredit reagiert und den Bund gebeten, seine restliche Beteiligung von zwölf Prozent an der Bank zu halten.

Ein früherer Annäherungsversuch an die Commerzbank noch unter Ex-Unicredit-Chef Jean Pierre Mustier war in Italien auf politischen Widerstand gestossen. Hauptgrund dafür waren Pläne für eine Holdingsgesellschaft in Deutschland. Grenzüberschreitende Fusionen wurden in der Vergangenheit in Rom oft kritisch gesehen.

Neun Prozent sei eine bedeutende Beteiligung, aber nicht mehr. «Wir hätten ein vollständiges Übernahmeangebot abgeben können, aber das haben wir nicht getan.»

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