Die SNB dürfte gemäss den Erwartungen der UBS-Ökonomen die maximale Auszahlung für Bund und Kantone einhalten können. (Bild: Shutterstock.com/Distinctive Shots)
Die SNB dürfte im dritten Quartal des laufenden Jahres einen Gewinn von rund CHF 15 Mrd. erzielt haben. Die UBS-Ökonomen gehen davon aus, dass angesichts einer Ausschüttungsreserve von fast 100 Mrd. Franken die maximale Auszahlung für Bund und Kantone wahrscheinlich ist.
26.10.2020, 15:22 Uhr
Redaktion: rem
Am nächsten Freitag publiziert die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihr Finanzergebnis für das dritte Quartal 2020. Sie dürfte von Juli bis September rund 15 Mrd. CHF. Die Ökonomen der UBS erwarten, dass die SNB von Juli bis September rund 15 Mrd. CHF Gewinn erwirtschaftet hat. Damit stärkt sie ihr Eigenkapitalpolster weiter. Mitte Jahr wies sie ein Eigenkapital von 164 Mrd. CHF aus, davon 84 Mrd. CHF Ausschüttungsreserven. Mit dem von uns erwarteten Gewinn im dritten Quartal würde die Eigenkapitalposition auf fast 180 Mrd. CHF wachsen, die Ausschüttungsreserven auf beinahe 100 Mrd. CHF. Die Eigenkapitalquote dürfte rund 19% betragen.
Das dritte Quartal verlief im Vergleich zur ersten Jahreshälfte für die SNB relativ ruhig. Die Wirtschaft in der Schweiz und in anderen europäischen Ländern erholte sich im Sommer von den Auswirkungen des Lockdowns. Der verbesserte Wirtschaftsausblick und die Schaffung eines Wiederaufbaufonds für die von der Corona-Krise hart getroffenen südeuropäischen Länder linderten den Aufwertungsdruck auf den Franken und erlaubten der Nationalbank, ihre Devisenmarktinterventionen zu reduzieren.
Aktien und Gold unterstützen das Resultat
Die Aufhellung des Konjunkturausblicks verbunden mit dem Versprechen der Zentralbanken, die Zinsen noch über einen langen Zeitraum tief zu halten, sei vor allem den Aktienmärkten zugute gekommen, so die Experten. Die Märkte in Nordamerika und den Schwellenländern konnten mehr als 8% zulegen, in Europa waren es noch gut 2,5%. Global sind die Aktienpreise um 6,5% gestiegen. Wenn die SNB sich bei ihren Aktien-Anlagen an die Benchmarks halte, um ihren Einfluss auf die Märkte zu minimieren, dürfte sie gemäss den Prognosen auch eine ähnliche Rendite auf ihrem Aktien-Portfolio (rund CHF 170 Mrd.) erzielt haben.
Wie die UBS-Ökonomen weiter ausführen, wurde das SNB-Ergebnis auch von den steigenden Goldnotierungen unterstützt. Diese sind in US-Dollar um über 6% geklettert. Allerdings gab gleichzeitig auch der US-Dollar nach, womit in Schweizer Franken der Kursgewinn noch halb so hoch ausfällt. Auf Goldbestände von 56 Mrd. CHF. Ende Juni ergibt das einen Gewinn von rund 2 Mrd. CHF. Des Weiteren dürften der SNB auch noch 4 Mrd. CHF an regelmässigen Einnahmen zugeflossen sein in Form von Zins- und Dividendenzahlungen sowie Negativzinsen.
Bruttoerfolg der SNB nach Komponenten
Quelle: Macrobond, SNB, UBS
Nach den starken Bewegungen im Anleihenmarkt im ersten Halbjahr gestaltete sich das dritte Quartal eher ruhig. Die Zinsen in den meisten Währungsräumen bewegten sich seitwärts. Das SNB-Portfolio dürfte trotzdem leicht an Wert gewonnen haben, weil sich die Kreditprämie weiter einengte. Nur 60% der Anleihen im SNB-Portfolio besitzen ein "AAA“-Rating. Auf der Währungsseite belastete die Aufwertung des Frankens gegenüber dem US-Dollar das Ergebnis. Zwar haben sich gleichzeitig der Euro und das britische Pfund gegenüber dem Franken aufgewertet, die Bewegungen auf dem Devisenmarkt dürften nach Meinung der Experten trotzdem einen negativen Einfluss auf das Ergebnis haben.
Maximale Ausschüttung wahrscheinlich
Im Februar dieses Jahres haben sich das Finanzdepartement und die SNB auf neue Modalitäten bei den Gewinnausschüttungen für die Geschäftsjahre 2019 und 2020 geeinigt. Übersteigt die Ausschüttungsreserve nach Gewinnverwendung den Wert von 40 Mrd. CHF, werden 4 Mrd. CHF ausgeschüttet. Bei einer Ausschüttungsreserve von fast 100 Mrd. CHF würde selbst ein Verlust wie in diesem Frühjahr (fast 40 Mrd. CHF) die maximale Ausschüttung für Bund und Kantone nicht gefährden.
Mehr Kopfzerbrechen dürften der SNB die Gewinnvereinbarungen über das Jahr 2020 hinaus bereiten, meinen die UBS-Ökonomen. Die SNB sehe das Ausschüttungspotenzial mittelfristig höher als in der Vergangenheit und angesichts der tiefsten Rezession seit Jahrzehnten dürfte sie auch bereit sein, Bund und Kantone verstärkt zu unterstützen. Allerdings werde sie zunehmend mit Forderungen von vielerlei Seiten konfrontiert, sei es die Auszahlung eines Einmalbetrages an Schweizer Bürger, wie es die Helikoptergeld-Initiative möchte, oder eine finanzielle Beteiligung an den Sozialwerken, wie von manchen Politikern gefordert.
"Der Wunschkatalog übertrifft die finanzielle Kapazität der SNB und Diskussionen über die Köpfe der Nationalbank hinweg unterminieren langfristig ihre Unabhängigkeit. Es macht Sinn, dass – wie bisher – die Gewinnausschüttung zwischen dem Bund und der SNB ausgehandelt wird und sich am finanziellen Potenzial der SNB ausrichtet. Die Verteilung der Gelder kann dann den politischen Akteuren überlassen werden", kommentieren die UBS-Ökonomen.
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