Zentralbanken loten ihre Möglichkeiten beim digitalen Zentralbankgeld aus. (Bild: Shutterstock.com/Hand Robot)
Eine Gruppe von Zentralbanken und die BIZ haben ihren ersten Bericht zu digitalem Zentralbankgeld veröffentlicht. Darin definieren sie Prinzipien und Kerneigenschaften eines künftigen CBDC-Systems. Die Gruppe werde weiterhin zusammenarbeiten, ohne einen Entscheid darüber vorwegzunehmen, ob eine CBDC auf ihrem Hoheitsgebiet eingeführt werden soll oder nicht.
12.10.2020, 15:30 Uhr
Redaktion: rem
Eine Gruppe von sieben Zentralbanken und der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) haben am letzten Freitag einen Bericht veröffentlicht mit einer Einschätzung zu öffentlich zugänglichem digitalem Zentralbankgeld (central bank digital currencies, CBDCs) und dessen Möglichkeit, die Zentralbanken bei der Erfüllung ihres öffentlichen Auftrags zu unterstützen.
Die Gruppe der Zentralbanken werde weiterhin auf dem Gebiet der CBDC zusammenarbeiten, ohne einen Entscheid darüber vorwegzunehmen, ob eine CBDC auf ihrem Hoheitsgebiet eingeführt werden soll oder nicht, heisst es in einer Mitteilung der SNB. "Dieser Bericht stellt für die Zentralbankgruppe einen echten Fortschritt dar, indem man sich auf gemeinsame Prinzipien geeinigt und die wichtigsten Eigenschaften identifiziert hat, die man für ein einsatzfähiges CBDC-System als notwendig erachtet", sagte der Co-Vorsitzende der Arbeitsgruppe, Sir Jon Cunliffe, Deputy Governor der Bank of England und Vorsitzender des Committee on Payments and Market Infrastructures. Der Bericht helfe den Zentralbanken nicht nur bei der Erfüllung ihres öffentlichen Auftrags, sondern lege ausserdem einen nützlichen Rahmen vor zur Frage, wie Zentralbanken in einer sich stets wandelnden digitalen Welt Geld zur Verfügung stellen und die Zahlungssysteme unterstützen sollten.
Der Bericht hebt drei zentrale Prinzipien für eine CBDC hervor:
Koexistenz mit Bargeld und anderen Formen von Geld in einem flexiblen und innovativen Zahlungssystem.
Eine Einführung von CBDC soll umfassenderen strategischen Zielen dienen und die Geld- und Finanzstabilität nicht gefährden.
Die Eigenschaften sollen Innovation und Effizienz fördern.
Kerneigenschaften eines künftigen CBDC-Systems
Wie weiter der Mitteilung zu entnehmen ist, hat die Gruppe auf der Grundlage dieser Prinzipien die Kerneigenschaften eines künftigen CBDC-Systems eruiert. Demnach muss ein solches System
widerstandsfähig und sicher sein, um die betriebliche Integrität aufrechtzuerhalten;
bequem zu nutzen und mit sehr geringen oder gar keinen Kosten für die Endnutzer verbunden sein;
von angemessenen Standards und einem klaren rechtlichen Rahmen untermauert sein;
dem Privatsektor eine adäquate Rolle einräumen sowie den Wettbewerb und die Innovation fördern.
"Eine Form, die diese Eigenschaften aufweist, kann den Zahlungsverkehr widerstandsfähiger, effizienter, inklusiver und innovativer machen", sagte der CoVorsitzende der Arbeitsgruppe, Benoît Cœuré, Leiter des BIS Innovation Hubs. Obwohl es aufgrund nationaler Prioritäten und Gegebenheiten keine einheitliche CBDC für alle geben werde, biete der Bericht ein Sprungbrett für weitere Entwicklungen bezüglich funktionsfähigen CBDCs. Eine Weiterentwicklung von CBDC erfordere eine Verpflichtung zu praxisbezogenen Analysen und angewandten technischen Versuchen. Obwohl diese schon in Angriff genommen worden seien, verlange das Innovationstempo bei den Geld- und Zahlungstechnologien eine Priorisierung von kollaborativen Experimenten.
"Während technologische Entwicklungen die Art, wie wir zahlen, verändern, sind die Zentralbanken verpflichtet, das Vertrauen der Menschen in unser Geld zu schützen. Neben der Erfüllung ihrer inländischen Aufgaben müssen die Zentralbanken auch eng zusammenarbeiten, um bei der Erforschung von CBDC eine wegweisende Rolle zu spielen, damit verlässliche Prinzipien für CBDC identifiziert und die Innovation gefördert wird. Der vorliegende Bericht ist ein überzeugender Beleg für eine solche internationale Zusammenarbeit", sagte Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank und Vorsitzende der Gruppe von Zentralbankpräsidenten, die für diesen Bericht verantwortlich sind. Thomas J. Jordan, Präsident des Direktoriums der SNB, sagte: "Wir erleben im Moment eine rasante Entwicklung im Bereich von digitalem Geld. Die Zentralbanken müssen eine fundierte Position entwickeln, ob und in welcher Form digitales Zentralbankgeld in tokenisierter Form künftig zum Einsatz kommen könnte. Für die SNB steht zurzeit insbesondere die Erforschung der Verwendung von digitalem Zentralbankgeld durch Finanzinstitute im Vordergrund, sowohl im inländischen als auch im grenzüberschreitenden Kontext." Zu diesem Zweck führe die SNB zusammen mit dem BIS Innovation Hub ein Projekt durch, bei dem die Integration von Zentralbankgeld in eine Distributed-Ledger Technologie-basierte Finanzmarktinfrastruktur untersucht werde.
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