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"Sustainability-Linked Bonds – ethisch oder unethisch?"

Der Kupon einer nachhaltigkeitsgebundenen Anleihe erhöht sich, wenn das definierte Ziel nicht erreicht werden kann. (Bild: Shutterstock.com/Nico Garstmann Photography)
Der Kupon einer nachhaltigkeitsgebundenen Anleihe erhöht sich, wenn das definierte Ziel nicht erreicht werden kann. (Bild: Shutterstock.com/Nico Garstmann Photography)

Nachhaltige, soziale und grüne Bonds sind derzeit stark nachgefragt. Weniger verbreitet sind bisher nachhaltigkeitsgebundene Anleihen, deren Verzinsung vom Erreichen oder Nicht-Erreichen bestimmter Nachhaltigkeitsziele abhängt. Das M&G Public Fixed Income Team erläutert, worauf Anleger in diesem Segment achten sollten.

14.02.2021, 06:00 Uhr
Nachhaltigkeit

Redaktion: rem

Bereits in den ersten Wochen des neuen Jahres gab es eine beachtliche Anzahl von Neuemissionen ESG-fokussierter Schwellenländeranleihen, insbesondere nachhaltige, soziale und grüne Bonds. Weniger verbreitet sind hingegen nachhaltigkeitsgebundene Anleihen, sogenannte Sustainability-Linked Bonds (SLBs), deren Verzinsung vom Erreichen oder Nicht-Erreichen bestimmter Nachhaltigkeitsziele abhängt. "Mit SLBs können sich Anleger an den Verbesserungen eines Emittenten bezüglich Umwelt, Sozialem oder Unternehmensführung beteiligen. Der Kupon der Anleihe erhöht sich um eine bestimmte Anzahl von Basispunkten – in der Regel 25 BP – pro Jahr, wenn das definierte Ziel nicht erreicht werden kann", erklärt das M&G Public Fixed Income Team.

Ein wachsender Markt in Schwellenländern

Nachdem die Firma Suzano mit Sitz in São Paulo im September 2020 den ersten SLB in einem Schwellenland begeben hatte, sind weitere brasilianische Emittenten hinzugekommen. Klabin, ein Zellstoff- und Papierunternehmen, emittierte beispielsweise eine interessante Struktur mit drei verschiedenen Kuponerhöhungen von insgesamt 25 Basispunkten. Diese basieren auf drei Leistungsindikatoren: Wasserverbrauch, Abfallverwendung und die Wiederansiedlung wilder Tier- und Pflanzenarten. Damit ergänzt das Unternehmen sein bestehendes Green-Bond-Programm.

"Nun könnten Anleger sich möglicherweise wünschen, der Emittent möge seine Nachhaltigkeitsziele nicht erfüllen, um eine höhere Rendite zu erhalten. Politisch korrekt ist das in einer Welt, in der alle Investoren von sich sagen, sie hätten ESG in ihrer DNA, sicherlich nicht", geben die M&G-Experten zu bedenken. Aber unter Wirtschaftlichkeitsaspekten müsse man es trotzdem ansprechen. Sie fügen dazu ein Beispiel an: Ein zehnjähriger SLB mit einem Kupon von 5%, der zum Nennwert gehandelt wird, und eine Rendite von 5% bis zur Fälligkeit abwirft, wird einen Kursanstieg von ca. 2% verzeichnen, nachdem sein Kupon um 25 Basispunkte gestiegen ist. Bei dieser Berechnung geht man aber davon aus, dass das Risiko nicht, oder nur sehr wenig von den Leistungsindikatoren dieser SLB abhängt. Die Rendite von 5% müsste also bei ähnlichen Marktbedingungen gleichbleiben, auch wenn das Unternehmen wichtige Veränderungen nicht umsetzt – etwa seine CO2-Emissionen oder seinen Wasserverbrauch nicht reduziert.

Ethisch oder nicht ethisch – das ist hier die Frage

Aus rein ethischer Sicht könnten verantwortungsbewusste Investoren behaupten, der Gewinn, den sie erhalten, weil der Emittent seine Ziele nicht erreicht, sei einfach eine fällige Entschädigung dafür, dass dieser nicht nachhaltig genug gehandelt hat. Andere bedauern vielleicht das Ausbleiben von Verbesserungen, weil ihnen die ESG-Ergebnisse ihrer Investitionen am Herzen liegen.

"Nicht unvereinbar mit einer ethischen Haltung hingegen ist folgende Überlegung: Wenn die Ziele nicht erreicht werden, erhöht dies das Kreditrisiko und gefährdet so die zu erwartende Rendite. In unserem fiktiven SLB-Beispiel könnten sich die Risikoaufschläge im Laufe der Zeit um mehr als 25 Basispunkte ausweiten", erläutert das M&G Public Fixed Income Team.

In einer Welt, in der die Regulierungen in Bezug auf Umweltstandards immer strenger werden, muss jedes Unternehmen, das den Klimawandel auf die leichte Schulter nimmt, mit zukünftigen Störungen des Betriebsablaufs, Geldstrafen und Gerichtsverfahren rechnen. Solche Faktoren werden im zukunftsorientierten Anleihe-Research und zunehmend auch von Rating-Agenturen berücksichtigt.

Nachhaltigkeitsgebundene Anleihen treiben Transformationsprozesse

SLBs seien für Investoren interessant, weil sie Unternehmen motivieren, notwendige und zukunftsweisende Änderungen vorzunehmen. "Wenn sie Erfolg haben, so wirkt sich das positiv auf die Alpha-Generierung und das Risikomanagement aus. Sind sie dagegen erfolglos, gibt es eine gewisse Entschädigung durch den erhöhten Kupon", so die Experten.

Aus Sicht des Emittenten stehe aber mehr auf dem Spiel: Setzt er vereinbarte Veränderungen nicht um, leidet sein Geschäft. Sein Kreditprofil wird schlechter, was sich wiederum auf die Risikoaufschläge auswirkt. Ausserdem kann die Nachfrage für Anleihen, die ihre Nachhaltigkeitsziele nicht erreichen, im Laufe der Zeit abnehmen. Einige Anleger könnten sogar unter einen gewissen Verkaufsdruck kommen.

Deutlich werde das am Beispiel der grünen Anleihen der State Bank of India: Ende 2020 beschlossen einige sehr grosse europäische Vermögensverwalter, diese Papiere zu verkaufen, nachdem Pläne der Bank bekannt geworden waren, das Carmichael Kohlebergwerk in Australien zu finanzieren. "Die State Bank of India wird so schnell wahrscheinlich nicht noch einmal mit einer grünen Anleihe an den Markt kommen", meinen die M&G-Experten.

Ein solches Anlegerverhalten sei in Zukunft auch bei nachhaltigkeitsgebundenen Anleihen vorstellbar. Noch stellen SLBs einen neuen Markt dar. Nur die Zeit wird zeigen, wie Vermögensverwalter regieren, wenn Emittenten ihre Ziele nicht erreichen. "Dennoch sollten Anleger, die auf Sustainability-Linked Bonds setzen, weil sie hoffen, dass diese ihre Nachhaltigkeitsziele nicht erreichen, vorsichtig sein, was sie sich wünschen", zieht das M&G Public Fixed Income Team Fazit.

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