09.10.2024, 16:07 Uhr
Die deutsche Industrieproduktion stieg im August um 2,4 Prozent gegenüber dem Vormonat und damit deutlich stärker als die von den Ökonomen im Durchschnitt prognostizierten 0,8 Prozent. Dies ist das Ergebnis eines...
Das Rohöl kostet so wenig wie seit Mitte Dezember nicht mehr. Innerhalb von zwei Tagen gab der Preis um fünf Prozent nach. Das liegt laut Experten auch an einer Entscheidung des Öl-Kartells Opec plus.
Die Rohölsorte Brent sank auf bis zu 72,63 Dollar pro Barrel und liegt somit zum ersten Mal in diesem Jahr unter der psychologisch wichtigen Marke von 75 Dollar. Ein Fass der US-Sorte WTI kostet nun erstmals seit Jahresbeginn wieder weniger als 70 Dollar.
Bereits in den vergangenen Wochen war der Ölpreis gesunken, weil aus China weniger Nachfrage kam als erwartet. Dass der Preis nun aber innerhalb von zwei Tagen um rund fünf Prozent nachgab, liegt nicht nur an der geringeren Nachfrage, sondern vor allem daran, dass das Angebot unerwartet steigen könnte.
In Libyen etwa zeichnet sich offenbar eine Lösung des Konflikts um die Ölproduktion ab. Das Land hatte zuletzt seine Ölausfuhr massiv reduziert. Libyen fördert normalerweise gut eine Million Barrel pro Tag, aktuell ist es laut der Nachrichtenagentur Bloomberg nur eine halbe Million Barrel. Sobald das Land die Produktion wieder hochfährt, steigt das Angebot und sinkt der Preis.
Den Preisverfall ausgelöst hatten Berichte der Nachrichtenagenturen Bloomberg und Reuters zu den Plänen des Öl-Kartells Opec plus. In der Organisation haben sich 22 Erdöl exportierende Länder zusammengeschlossen.
Die Ankündigungen der erweiterten Öl-Allianz sind inzwischen unübersichtlich. Einerseits nimmt Opec plus seit 2022 rund zwei Millionen Barrel pro Tag vom Markt. Hinzu kommen seit April 2023 freiwillige Kürzungen von neun Mitgliedern. Beide Massnahmen gelten bis Ende 2025.
Da das aber nicht genügte, um den schwächelnden Ölpreis stabil zu halten, haben sich Ende November 2023 noch einmal acht Mitgliedstaaten dazu entschieden, freiwillig ihre Ölförderung zu verringern. Die Kürzungen der Länder Saudi-Arabien, Algerien, Kasachstan, Kuwait, Oman, Irak, Vereinigte Arabische Emirate und Russland belaufen sich insgesamt auf 2,2 Millionen Barrel pro Tag.
Beim Opec-plus-Treffen im Juni beschlossen sie dann, die Kürzungen ab Oktober 2024 schrittweise zurückzunehmen, also wieder mehr Erdöl zu fördern.
Die acht Mitglieder hatten aber in einer gemeinsamen Erklärung festgehalten: Je nach Marktlage könnte diese Erhöhung der Produktion jederzeit wieder gestoppt oder sogar rückgängig gemacht werden. Und genau damit rechneten Analysten in den vergangenen Wochen. Denn angesichts der geringen Ölnachfrage würde der Ölmarkt mit den zusätzlichen Mengen im vierten Quartal überversorgt sein, was zu erneut sinkenden Preisen führen würde, so die vorherrschende Analystenmeinung.
Dass die acht Staaten laut den Berichten der Nachrichtenagenturen doch wie ursprünglich angekündigt ab Oktober ihre Produktion schrittweise erhöhen könnten, sorgte daher für den Preisrutsch.
Commerzbank-Analystin Barbara Lambrecht weist darauf hin, dass aus Sicht der acht Staaten die Gelegenheit für Produktionserhöhungen derzeit günstig erscheine. Denn die massiven Produktionsausfälle in Libyen in den vergangenen Monaten sorgten für einen engeren Ölmarkt.