IPO’s: Klares Plus nur in China

In China gingen im zweiten Quartal 28 Prozent mehr Firmen an die Börse, in Europa 27 Prozent weniger. (Bild Shutterstock/testing)
In China gingen im zweiten Quartal 28 Prozent mehr Firmen an die Börse, in Europa 27 Prozent weniger. (Bild Shutterstock/testing)

Weltweit wagten im zweiten Quartal 310 Unternehmen den Gang an die Börse – drei Prozent weniger als im ebenfalls eher schwachen Vorjahresquartal. An der Schweizer Börse gab es kein IPO, drei chinesische Firmen listeten ihr GDRs neu an der SIX, das zeigt der aktuelle IPO-Barometer des Prüfungs- und Beratungsunternehmens EY.

29.06.2023, 10:48 Uhr
Finanzplätze

Redaktion: sw

Insgesamt war die Entwicklung in den grossen Regionen sehr unterschiedlich: So stieg die Zahl der Börsengänge in China zwischen April und Juni um 28 Prozent während in Europa gleich 27 Prozent weniger Unternehmen den Schritt an die Börse wagten: Die Zahl der IPOs sank hier auf 33. Laut EY stieg das Emissionsvolumen in Europa aber um 58 Prozent auf 2,7 Milliarden US-Dollar.

Mehr und gleichzeitig grössere Börsengänge gab es in den USA: Die Zahl der IPO’s stieg um 15 Prozent, sie brachten aber ein Plus von 167 Prozent beim Emissionsvolumen. Mit 31 Börsengängen, die zusammen 6,3 Milliarden US-Dollar einbrachten, blieben die IPO-Aktivitäten «aber auf einem im Langzeitvergleich relativ niedrigen Niveau», heisst es in einer Mitteilung von EY.

Immerhin fand der grösste Börsengang des Quartals in den USA statt: Die Konsumentengesundheits-Sparte des Pharmakonzerns Johnson & Johnson erzielte bei ihrem IPO unter dem Namen Kenvue ein Emissionsvolumen von 4,4 Milliarden Dollar.

Dieser Betrag entspricht genau dem gesamten IPO-Volumen in Indien im zweiten Quartal 2022, aktuell sanken die Erlöse in Indien um 57 Prozent auf noch 1,9 Milliarden Dollar. In der Region Mittlerer Osten und Nordafrika sanken sie sogar um fast 80 Prozent auf noch 1,8 Milliarden US-Dollar. In Summe ergibt das einen weltweiten Rückgang um 5 Prozent auf 39 Milliarden Dollar.

Vom weltweiten Emissionsvolumen entfielen zehn Milliarden auf Technologieunternehmen. Zudem waren drei der fünf grössten Börsengänge des zweiten Quartals Tech-IPOs: die beiden chinesischen Halbleiterhersteller Nexchip Semiconductor und SMEC erzielten 1,9 beziehungsweise 1,8 Milliarden US-Dollar, und der chinesische Solarmodulhersteller CSI Solar knapp 1 Milliarde US-Dollar.

Drei chinesische Firmen mit Listings an der SIX

An der Schweizer Börse SIX Swiss Exchange gab es im zweiten Quartal 2023 kein eigentliches IPO, jedoch erneut drei GDRs (Global Depository Receipts) Listings. Die drei Firmen aus China konnten zusammen ein Volumen von rund 791 Millionen Franken verzeichnen. Damit sind für die erste Hälfte des laufenden Jahres insgesamt 5 GDR Listings von chinesischen Unternehmen an der SIX zu registrieren.

«Der weltweite Markt für Börsengänge ist wegen der geopolitischen Spannungen und der Zinswende weiterhin vorsichtig gestimmt», sagt Tobias Meyer, Leiter Transaction Accounting und IPO Services bei EY in der Schweiz. «Die Unternehmen warten ab und hoffen auf eine bessere Stimmung der Investoren und eine höhere Marktliquidität.»

Dennoch registriert Meyer eine gewisse Bewegung im Markt: «Die Volatilität ist zurückgegangen und das Kursniveau an den Weltbörsen ist relativ hoch.» Allerdings seien Investoren aufgrund der Zinserhöhungen bei der Auswahl der Anlageziele wählerischer geworden: «Wir haben derzeit einen Käufermarkt. Umso wichtiger ist es für Börsenkandidaten, eine hochwertige Equity Story bieten zu können und die Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells sowie eine gute Corporate Governance demonstrieren zu können.»

Bremsend wirke sich hingegen die konjunkturelle Unsicherheit aus. «Die wirtschaftliche Erholung scheint sich weiter nach hinten zu verschieben, weitere erwartete Zinserhöhungen und die geopolitischen Spannungen sorgen für Unsicherheit.» Diese führe dazu, dass der IPO-Markt gerade keine klare Richtung finde, was sich auch daran zeige, dass die Zahlen weitgehend auf Vorjahresniveau liegen, sagt Meyer. «Gleichzeitig wächst die Pipeline – sowohl in Europa insgesamt als auch in der Schweiz.»

Der europäische IPO-Markt könne sich wieder erholen, wenn, die dringend benötigte Liquidität wiederhergestellt werde. Aber: «Die Anleger werden weiterhin selektiv vorgehen und sich auf Unternehmen mit soliden Fundamentaldaten und einer nachgewiesenen Erfolgsbilanz konzentrieren. Zu den Sektoren, die bei Investoren auf Interesse stossen, gehören Technologie sowie Unternehmen mit ESG-bezogenen Geschäftsmodellen.» Aufgrund der Signale im Schweizer Markt rechnet Meyer im Jahresverlauf mit einer zunehmenden IPO-Aktivität.

Kaum neue SPACs

Weltweit wurden im ersten Quartal 13 SPACs mit einem Volumen von insgesamt 1,6 Milliarden US-Dollar neu emittiert. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist das Emissionsvolumen damit um 52 Prozent geschrumpft, die Zahl der SPAC-Emissionen ging sogar um 64 Prozent zurück.

«Es gibt kaum noch neue SPAC-Emissionen, der Boom ist vorbei, und in der Schweiz kam dieser gar nicht erst an», stellt Meyer fest. Aufgrund des erhöhten Drucks seien viele SPACs auf der Suche nach geeigneten Kandidaten für Zusammenschlüsse, und die Zeit dränge, um innerhalb der Laufzeit das eingesammelte Kapital sinnvoll zu investieren. Zudem drücke die überwiegend schlechte Aktienperformance von SPAC-Zusammenschlüssen auf die Stimmung der Investoren.

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