Gold-Silber Korrelation am Ende?

Aktuell bräuchte es etwa 100 Unzen Silber, um eine Unze Gold zu erwerben. Für einige Beobachter ist die Korrelation aber nicht mehr gültig. (Bild corlaffra/Shutterstock)
Aktuell bräuchte es etwa 100 Unzen Silber, um eine Unze Gold zu erwerben. Für einige Beobachter ist die Korrelation aber nicht mehr gültig. (Bild corlaffra/Shutterstock)

Während der Goldpreis von Rekord zu Rekord steigt, ist Silber weit vom Höchst entfernt. Markus Blaschzok von der Solit-Gruppe sieht sogar die Korrelation von Silber und Gold als «definitiv gebrochen».

04.06.2025, 11:13 Uhr
Edelmetalle

Redaktion: sw

28 Rekordhochs hat Gold allein in diesem Jahr geknackt. Silber bleibt hingegen derzeit rund 30 Prozent unter dem Hoch von knapp 50 US-Dollar pro Unze. Einige Experten erwarten für den Silberpreis grosses Aufholpotenzial, dies vorab wegen der bekannten Gold-Silber-Ratio.

Den 27-Jahres-Mittelwert dieser Kennzahl beziffert der Edelmetall-Spezialist Heraeus auf 67. Doch seit einigen Wochen liegt der Wert bei etwa 100. Das heisst, es bräuchte etwa 100 Unzen Silber, um eine Unze Gold zu erwerben.

Eine derart hohe Gold-Silber-Ratio gab es zuvor erst zu drei Zeitpunkten, sagt Edelmetallexperte Philipp Götzl-Mamba vom Rohstoffhändler Tradium gegenüber dem Handelsblatt. Zuletzt erreichte die Gold-Silber-Ratio während der Coronapandemie diesen Wert, davor 1991 und Anfang des Zweiten Weltkriegs.

Weniger produziert als nachgefragt

Angesichts dieser aktuellen Unterbewertung hat der Silberpreis nach Ansicht von Götzl- Aufwärtspotenzial: «Die Vorzeichen für Edelmetalle sind weiter tendenziell bullish: Schuldenkrise, inflationäres Umfeld, geopolitische Unsicherheit.» Hinzu komme, dass sich der Markt für das Edelmetall das vierte Jahr in Folge im Defizit befinde, also weniger Silber produziert als nachgefragt werde.

Einer der Gründe dafür, dass Gold deutlich besser performt als Silber, könnten laut dem Experten die Zentralbankkäufe sein. In den vergangenen drei Jahren kauften die Notenbanken insgesamt jährlich rund 1000 Tonnen Gold und somit doppelt so viel wie in den zehn Jahren zuvor.

Der Trend hat sich auch im ersten Quartal dieses Jahres fortgesetzt, unter anderem, weil sich nicht-westliche Zentralbanken mit den Goldkäufen unabhängiger vom Dollar machen wollen. Das hat dem Goldpreis besonders seit Anfang vergangenen Jahres einen Schub gegeben.

Korrelation gebrochen

Chefanalyst Markus Blaschzok von der Solit-Gruppe sieht die Korrelation von Silber und Gold «definitiv gebrochen». Die automatischen Handelssysteme, die früher den Silbermarkt entsprechend der Bewegung am Goldmarkt nachvollzogen, seien nach der überraschenden Goldrally des vergangenen Jahres abgeschaltet worden, schreibt er in einem Marktkommentar.

Zudem sei die schwache Konjunktur ein Risikofaktor für Silber, das anders als Gold nicht nur vorwiegend Anlagemetall, sondern auch Industriemetall ist. Immerhin gelangen etwa 58 Prozent des produzierten Silbers in industrielle Anwendungen. Kurzfristige Anleger sollten daher Vorsicht walten lassen, rät Blaschzok. Generell könnte es aber für Anleger sinnvoll sein, die Gewichtung von Silber im Portfolio zu erhöhen. Denn trotz der schwachen Konjunktur rechnen viele Experten mit einer stabilen Silbernachfrage.

Solar braucht Silber

Der wichtigste Treiber der Silbernachfrage ist laut dem Branchenverband Silver Institute der Ausbau der Photovoltaik. Demnach stieg die Nachfrage aus diesem Sektor 2024 um 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auch in diesem Jahr dürfte sich dieser Trend fortsetzen. Vor allem China baue seine PV-Kapazitäten weiter aus, schreibt WisdomTree-Experte Shah.

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