19.12.2024, 10:18 Uhr
Jacques-Aurélien Marcireau, Co-Head of Equities bei Edmond de Rothschild Asset Management, erwartet dass das thematische Trio aus Momentum, generativer Künstlicher Intelligenz (KI) und «Trump-Trade» seine starke...
«Da die Zinssätze voraussichtlich länger höher bleiben werden, sollte auch die relative Attraktivität von Bargeld in Anlageportfolios steigen», schreiben Chris Ellinger, Lead Portfolio Manager und Izzi Halewood, Associate Investment Director bei Fidelity.
So wie die Anleger zu Beginn des Zinserhöhungszyklus der Fed das Tempo und den Umfang der Zinserhöhungen unterschätzt haben, scheinen sie das Tempo der Zinssenkungen in diesem Jahr überschätzt zu haben. Im Januar rechnete der Markt mit etwas mehr als sechs Zinssenkungen für die USA im Jahr 2024, und im Vereinigten Königreich und in Europa war das Bild ähnlich. Im April sind die Erwartungen auf zwei Zinssenkungen gesunken, und einige Marktkommentatoren vermuten, dass in den USA in diesem Jahr nicht einmal eine Zinssenkung zu erwarten ist.
Was die Fed tut, werde wahrscheinlich auch andere Zentralbanken beeinflussen, schreiben die Experten. Ein schwächeres Wachstum und nachlassende Inflationserwartungen könnten der Europäischen Zentralbank und der Bank of England mehr Spielraum für eine Senkung der Kreditkosten verschaffen.
So sehr die Zentralbanker, darunter auch EZB-Präsidentin Christine Lagarde, die Auswirkungen der Wechselkurse auf die Zinsentscheidungen herunterspielten, so sehr seien sie doch ein Thema. Wenn die EZB und die BoE die Zinsen im Vergleich zur Fed zu stark senken, könnte dies den Euro beziehungsweise das Pfund Sterling schwächen und die Inflation erneut anheizen.
Seit 2022, als die Fed, die EZB und die BoE begannen, die Zinssätze anzuheben, besteht für die Anleger ein grösserer Anreiz, in Geldmarktfonds (MMF) zu investieren, die in Bargeldäquivalente und ultrakurzfristige Schuldtitel investieren, da MMF eine Rendite im Einklang mit den Zentralbankzinsen bieten. Im Jahr 2023 entsprach dies bei Geldmarktfonds in US-Dollar einer Gesamtrendite von rund 5 Prozent. Und das alles bei einem sehr geringen Durations- und Kreditrisiko. Infolgedessen wuchsen die in Europa domizilierten Geldmarktfonds im Jahr 2023 um schätzungsweise 12,4 Prozent, verglichen mit einem Anstieg von 2,8 Prozent im Jahr 2022.
Vor der drastischen Neubewertung der Zinssenkungserwartungen zu Beginn dieses Jahres begannen die Anleger, die Laufzeiten zu verlängern und ein höheres Durationsrisiko einzugehen, um sich die Renditen auf einem attraktiven Niveau zu sichern. Jetzt, da sich die Zinssenkungserwartungen angesichts der stabileren Inflation und der besseren Wirtschaftsleistung als zu aggressiv erwiesen haben könnten, bestehe für die Anleger jedoch weniger Grund, das Risiko in ihren Portfolios zu erhöhen, um die gleichen Renditen zu erzielen. «Diese sich ständig ändernden Erwartungen können zu einer unerwünschten Portfoliovolatilität bei Strategien mit längerer Duration und niedrigerem Rating führen, was dafür spricht, eine höhere Allokation in Geldmarktfonds beizubehalten», folgern die Autoren.
Die Inflation ist einer der Hauptgründe, warum die Zentralbanken die Zinssätze nicht schneller senken können. Und hier üben einige wichtige Faktoren nach wie vor einen Aufwärtsdruck aus. Erstens könnten geopolitische Spannungen wie die im Nahen Osten und in der Ukraine die Inflationsrisiken erhöhen. Zweitens waren in den USA die Mieten die Hauptursache für die hohen Zahlen der Kerninflation, während die Teile der Dienstleistungsinflation, die die Preise einmal im Jahr neu festlegen, ebenfalls höher ausfielen als erwartet. Darüber hinaus war das Wirtschaftswachstum robust, in den USA stärker als auf anderen Märkten, was eine längere Periode strafferer finanzieller Bedingungen begünstigte.
Natürlich könne es sein, dass sich die Zinstrends nicht wie erwartet entwickeln. Die Marktdynamik sei schwieriger vorherzusagen und könne sich schnell gegen die Markterwartungen wenden. In diesem Umfeld gehe die Rolle von Geldmarktfonds in einem Anlageportfolio über ihren traditionellen Zweck der Bereitstellung von Liquidität und Kapitalerhalt hinaus. «Sie können den notwendigen Ballast für das Portfolio liefern, wenn die Volatilität die Anleger unvorbereitet trifft», erläutern die beiden Autoren.
In der früheren Ära der extrem niedrigen Zinssätze waren die Opportunitätskosten für diesen Schutz hoch. Aber das habe sich geändert - die Einstellung «höher für länger» liefere eine attraktive Prämie für Anleger, die Bargeld halten. «Die Renditen von Bargeldanlagen sind immer noch gleichwertig mit, wenn nicht sogar höher als einige Teile des festverzinslichen Universums mit relativ höherem Risiko. Geldmarktfonds sollten daher weiterhin eine wichtige Rolle im Portfolio spielen», so das Fazit.