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Die Stimmung bei Gold erholt sich

Bild: Pixabay
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Nitesh Shah, Director Research bei WisdomTree, schätzt die Zukunftsaussichten für Gold trotz Gegenwind durch ansteigende Zinsen und Inflation als positiv ein. Verantwortlich dafür sei das aktuelle weltpolitische Geschehen.

14.11.2018, 15:06 Uhr

Redaktion: ase

Im Oktober 2018 fiel die spekulative Netto-Positionierung am Goldterminmarkt auf den niedrigsten Stand seit 2001. "Bereits im Sommer 2018 zeichnete sich bei der Positionierung in Gold ein Abwärtstrend ab, als Schwellenmarktaktien abstürzten und Gold daraus jedoch keine Vorteile zu ziehen schien", erläutert Nitesh Shah, Director Research bei WisdomTree. Als Short-Positionen im August 2018 ein Allzeithoch erreichten, übte dies einen immensen Druck auf die Goldpreise aus. Der Rückgang erreichte den Tiefstand am 13. August gegenüber dem Hoch am 24. Januar dieses Jahres (13,5%).

Auch Aktien aus finanzstarken Märkten begannen im Oktober 2018 zu taumeln. Die Investoren flüchteten sich in Gold, das seit jeher als sichere Anlage galt. Davon seien gemäss Shah die Spekulanten überrascht worden, die Gold geshortet hatten, und es sei in der Folge zu einer durch Short-Eindeckungen ausgelösten Rally gekommen.

Gold Futures Speculative Positioning



"Die Frage ist, ob Gold diese aktuellen Kursgewinne halten kann", sagt Shah. Obwohl Gold weiterhin durch ein höheres Zinsumfeld und eine Inflation, die ihren Höchststand überschritten hat, Gegenwind erhalten werde, gehe er davon aus, dass eine Abwertung des US-Dollars bei Gold für Unterstützung sorgen könnte. Eine Aufwertung des US-Dollars sei wahrscheinlich, falls andere Zentralbanken weltweit ihre Zinssätze anheben würden, während die US-Notenbank dem Zenit im Straffungszyklus entgegen ginge.

Weltpolitik verbessert Stimmung für Gold
Der wichtigste Einflussfaktor bei der Erholung von Gold sei seines Erachtens eine fortgesetzte Verbesserungen bei der spekulativen Positionierung, meint Shah. Trotz der jüngsten Short-Eindeckung seien spekulative Long-Positionen weit vom Normalzustand entfernt. Mehrere Faktoren könnten für eine Vertiefung der risikoaversen Stimmung sorgen und die historisch defensiven Qualitäten von Gold stärken.

Ein solcher Faktor seien Handelsstreitigkeiten. Shah erwartet nicht, dass der zunehmende Protektionismus in den USA der weltweiten wirtschaftlichen Nachfrage in erheblichem Umfang schaden wird. Auf dem Markt bestehe die Hoffnung, dass sich die USA und China am Rande des G20-Gipfels am 26. November 2018 auf ein Handelsabkommen einigen werden. Sollte dies scheitern, könnte sich die Enttäuschung des Marktes in einer Neubewertung des Wirtschaftswachstums niederschlagen. Die Sorge über ein verhaltenes Wachstum könnte defensiven Anlagen wie Gold zuträglich sein.

Ein weiterer Faktor, die Volatilität an den Aktienmärkten, habe sich in der vergangenen Woche etwas gelegt. Sollte sie jedoch nachhaltig auf das Niveau vom Oktober 2018 zurückkehren, sei es wahrscheinlich, dass Gold davon als einer der Hauptnutzniesser hervorgehen werde, erwartet Shah. Zusätzliche begünstigende Faktoren seien die Brexit-Verhandlungen und die Zerwürfnisse im Nahen Osten.

Zentralbanken zeigen Interesse an Gold
"Doch es sind nicht nur die Investoren, die wieder auf Gold setzen", sagt Shah. Mehrere Zentralbanken hätten ihre Allokationen in dem Edelmetall erhöht. Beispielsweise hat die ungarische Zentralbank ihren Goldbestand im Oktober von 3,1 Tonnen auf 31,5 Tonnen um das Zehnfache erhöht. In ihrer Pressemitteilung, in der sie zu der Erhöhung ihres Bestands Stellung nahm, stellte die Zentralbank zahlreiche Vorteile von Gold heraus, etwa den Schutz vor extremen Marktbedingungen oder geopolitischen Krisen.

"Ebenso scheint die Abwesenheit von Kredit- und Kontrahentenrisiken für die Zentralbank attraktiv zu sein", meint Shah. Dies könne dann an Bedeutung gewinnen, wenn die Zentralbank befürchtet, dass andere Zentralbanken aufgrund einer Belastung ihrer jeweiligen Volkswirtschaften durch Handelskonflikte in einen Währungskrieg verwickelt werden könnten. Im Verlauf dieses Jahres hat die russische Zentralbank ihre Tresore bisher um fast 200 Tonnen Gold aufgestockt, was einem Anstieg des Bestands von über 10% entspricht. Auch die türkische Zentralbank hat dieses Jahr fast 57 Tonnen in ihre Bilanz aufgenommen.

Steigung der Goldpreise erwartet
Shahs Erwartungen zufolge werden die Goldpreise bis September 2019 auf rund 1320 USD/oz. steigen. Der Grossteil der Gewinne wird auf die Erholung bei der spekulativen Positionierung zurückzuführen sein, von der er erwartet, dass sie sich von 5'976 Netto-Long-Kontrakten im Oktober 2018 auf 120'000 Netto-Long-Kontrakte normalisieren wird. Zudem geht er davon aus, dass die US-Inflation im Juli bei 2,9% ihren Höhepunkt erreicht hat und sich bis ins dritte Quartal 2019 ungefähr auf ihrem aktuellen Niveau halten wird. Die Anleiherenditen würden wahrscheinlich von heutigen 3,2% auf 3,3% steigen. "Sowohl die Inflationsprognose als auch die Prognose für die Anleiherenditen werden Gold voraussichtlich belasten", urteilt Shah. Umgekehrt erwarte er, dass der US-Dollarkorb von heute 96 auf 92 sinken und damit Unterstützung für Gold liefern wird.

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