28.09.2024, 18:41 Uhr
Die Diskussion um Index-Investments wirft die Frage auf, ob die zunehmende Beliebtheit und das Wachstum von Indexanlagen ein uneingeschränkter Segen sind oder ob es auch Schattenseiten gibt. Wie bei vielen...
Keine Rezession, die Zinserhöhungen sind mehr oder weniger durch und weitere Aufschläge zumeist eingepreist. Das sagt Mark Haefele, Chief Investment Officer des UBS Global Wealth Management Investment Office am virtuellen Marktausblick zur Jahresmitte. Doch auch die Bewertungen sind gestiegen. Für die kommenden sechs Monate empfiehlt die UBS eine breite Diversifikation, basierend auf sechs Kernpunkten.
Eine Rezession hält der CIO des UBS Global Wealth Managements für wenig wahrscheinlich. «Es gibt einige Gründe, optimistisch zu sein», hält Mark Haefele vor der internationalen Presse fest. Dreh- und Angelpunkt für die unmittelbare wirtschaftliche Entwicklung und den Verlauf der Märkte ist für ihn die US-Notenbank. Zwei weitere Zinsschritte würden nicht überraschen, der amerikanische Arbeitsmarkt sei weiterhin stark. Aber auch eine längere Zinspause sei vor dem Hintergrund einer sich abschwächenden US-Wirtschaft realistisch.
So stehen die Märkte nach dem zu Jahresbeginn noch für wenig wahrscheinlich gehaltenen Aufschwung in den ersten Monaten 2023 vor einem Balanceakt, wie die UBS bemerkt. Der Weg für weitere Kursfortschritte sei offen, aber er werde schmaler und sei mit Risiken versehen. Was sollen Anlegerinnen und Anleger tun?
Erstens: Qualitätsanleihen kaufen. «Das Fed bewegt sich im Fadenkreuz zwischen Preisstabilität, Vollbeschäftigung und Finanzstabilität», sagt Solita Marcelli, Head CIO Americas. Die US-Notenbank könnte kurzfristig eine Inflation von etwas über der Zielmarke von 2 Prozent tolerieren und damit nach der steilsten und heftigsten Zinssteigerung der letzten 40 Jahren die Zügel ein Stück weit lockern. Aber weder ist die Inflation besiegt noch ein Ende sich abschwächenden Konjunkturdynamik absehbar. Hochqualitative Bonds und Dividendenaktion hält die UBS in diesem Umfeld für eine beruhigende Wahl.
Zweitens: Unter den risikoreicheren Anleihen empfiehlt die Bank zur Depotbeimischung Schwellenländeranleihen. «Wirtschaftliches Wachstum und ein schwächerer Dollar begünstigen EmMa-Anleihen, vor allem aus Asien», betont der Head CIO EMEA, Themis Themistocleous.
Drittens: Nachzügler am Aktienmarkt suchen. Der rund 20 prozentige Anstieg des US-Aktienindexes S&P 500 vom Tief im vergangenen Oktober geht fast ausschliesslich auf wenige US-Techaktien zurück. «Sieben Titel sind wie euphorisiert in die Höhe geschnellt», erläutert dazu Min Lan Tan, Head CIO APAC. «Selbstverständlich wird mit der künstlichen Intelligenz ein neues technologisches Zeitalter eingeläutet, von dem weite Teile der Wirtschaft profitieren. Kurzfristig sind weitere Kursavancen nicht auszuschliessen», aber genauso unmissverständlich hält sie fest: «US-Techaktien sind zweifellos teuer, zu teuer.»
Zurückgebliebene Sektoren gibt es während dem viele. Deutschland befinde sich in einer technischen Rezession, doch tendierten die Reallöhne nach oben. Das begünstigt den Konsum. Small und Mid caps, aber auch Value liegen zurück, und geografisch rät Daniel Kalt, Head Chief Investment Officer Schweiz, zu Engagements in Europa, einschliesslich der Schweiz. «Der Schweizer Markt glänzt mit seinem internationalen Fokus», erläutert Kalt.
Viertens: Sich auf einen schwächeren Dollar einstellen. Die Kursunterschiede zwischen dem US-Dollar und anderen Währungen werde sich verringern und der Abwärtstrend der US-Währung in den kommenden Monaten weitergehen. Daniel Kalt empfiehlt Investoren mit Heimatwährung Franken, Euro, britisches Pfund und Yen, ihren Home Bias zu stärken.
Fünftens: Diversifizieren mit Alternativen. Hedge-Fonds sollten es Anlegern ermöglichen, in einer Zeit wirtschaftlicher Ungewissheit Marktverwerfungen zu meistern und von ihnen zu profitieren. Laut Solita Marcelli bieten nicht zuletzt Privatmärkte aufgrund von Kapitalverknappung an den öffentlichen Märkten über das laufende Jahr hinaus gute Möglichkeiten: Private Equity, Private Debt und Infrastruktur.
Sechstens: Sachwerte wie Rohstoffe und ausgewählte Core-Immobilien wie Wohnungsbau, Gesundheit und Logistik tragen zu einer zusätzlichen Portfoliodiversifizierung und Ertragsquelle bei. Explizit erwähnt das UBS Wealth Management Team auch Gold.
Konjunkturelle Abkühlung und ein schwächerer Dollar sind traditionell positive Treiber für das gelbe Metall. Ein Goldpreis von 2250 Dollar pro Unze im nächsten Jahr sei kein unrealistisches Ziel, so die UBS. Im Vergleich zu heute (1935 Dollar) entspräche das in Dollar gerechnet einem Anstieg von 16 Prozent.