26.11.2024, 09:52 Uhr
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Zürich und Genf konnten in der Covid-Krise ihre globale Positionierung als führende Vermögensverwaltungszentren stärken. Gemäss Reyl Asset Services ist die Dynamik ungebrochen.
"Die rasche Reaktion der Finanzmärkte auf die Pandemie eröffnete Fondsmanagern, Anlegern und Allokatoren zahlreiche neue Möglichkeiten", schreibt Colin Vidal, Head of Business Development, Reyl Asset Services, ein seinem neuesten Marktkommentar. Als Schweizer Vertreter und Zahlstelle einer multinationalen Bankengruppe steht sein Unternehmen in ständigem Kontakt mit zahlreichen alternativen und traditionellen Fonds, welche die Schweiz als einen der wichtigsten Märkte für die Diversifizierung ihrer Investorenbasis betrachten. Aus dieser Sicht kann Colin Vidal, der quasi zwischen Fonds und Schweizer Investoren sitzt, ganz spezielle Aspekte analysieren: Wie hat sich die Schweizer Investorenlandschaft in den letzten zwei Jahren entwickelt? Und welche Allokationstrends zeichnen sich ab?
Seiner Menung nach ist die Schweiz mit ihrem weltweiten Ruf als sicherer Hafen relativ gut durch die Krise gekommen. So haben die Schweizer Banken Rekordbeträge an neuem Kapital angezogen. Allein 2020 verzeichneten die Schweizer Banken laut Vidal einen Nettoneugeldzufluss von CHF 94,5 Mrd., was sowohl relativ als auch absolut gesehen den höchsten Zuwachs seit 2010 darstellt. Dies folgt auf ein bereits starkes Jahr, in dem 2019 ein Netto-Neugeldzufluss von CHF 72 Mrd. verzeichnet wurde. Es stellt sich die Frage: Welche Fondsstrategien sind bei den Schweizer Investoren weiterhin beliebt und welche Trends sind zu beobachten?
Gemäss Vidal bleibt die Nachfrage nach Anlagefonds insgesamt robust. Viele Anlageklassen verzeichnen starke Zuflüsse. Im ersten Halbjahr 2021 wurden in der Schweiz 28,1 Mrd. CHF an Neugeldern in Anlagefonds platziert. Mit der positiven Entwicklung der Aktienmärkte haben das Vertrauen und die Risikobereitschaft der Anleger weiter zugenommen. Dies führte zu einer Umschichtung von Geldmarktfonds hin zu Aktien-, Multi-Asset- und Private-Debt-Fonds. Alternative Anlagen verzeichneten ebenfalls Zuflüsse und machten Ende letzten Jahres 23% aller in der Schweiz verwalteten Vermögenswerte aus.
"Die alternativen Fonds mussten in dieser Covid-Periode mit bedeutenden Entwicklungen fertig werden", stellt Vidal fest: Zu Beginn bevorzugten die Allokatoren den Ausbau bestehender Positionen und die Allokation in grössere, etablierte Fondsmanager. Inzwischen haben die Allokatoren ihre Due-Diligence-Prozesse angepasst und beispielsweise virtuelle Treffen als akzeptable Alternative zu den früher erforderlichen Vor-Ort-Besuchen vollständig integriert. Als Folge sind jetzt viele kleinere Fonds und Neuauflagen aus den USA und Asien zu beobachten, die auf den Markt kommen.
Was die Strategien betrifft, so überrascht es Vidal nicht, dass Aktienstrategien - Long-only und Long/Short - das grösste Interesse auf sich ziehen, da sich die Märkte weiterhin positiv entwickeln. Auch Schwellenländer- und einige Kreditstrategien verzeichnen erhöhte Aktivität. Kryptowährungsfonds sind in letzter Zeit aufgetreten, da der Sektor eine breitere Akzeptanz findet und das Wissen über Blockchain wächst. Als Beleg für diese Entwicklung hat die Finma Ende September 2021 zum ersten Mal einen Schweizer Fonds genehmigt, der hauptsächlich in Kryptowährungen investiert. Der grösste neue Trend, den wir sowohl bei den Managern als auch bei den Anlegern beobachten, ist jedoch das nachhaltige Investieren.
Wie in weiten Teilen Europas hat sich nachhaltiges Investieren in den letzten Jahren zu einem wichtigen Markttreiber entwickelt. "Wir haben das Aufkommen zahlreicher neuer Akteure sowohl im Long-Only- als auch im alternativen Bereich gesehen", versichert Vidal. Demnach belief sich Ende 2020 belief das für nachhaltige Anlagen bereitgestellte Volumen auf CHF 1’520 Milliarden mit rund 690 Fonds, die sich auf dieses Thema konzentrierten. ESG-Integration und Impact Investing sind die Strategien, die am meisten an Zugkraft gewonnen haben und ein zweistelliges Wachstum verzeichnen. Impact Investing weist mit 70 Prozent sogar die höchste Wachstumsrate unter den nachhaltigen Anlagen auf.
Covid-19 ist laut Vidal zweifelsohne eine Krise von beispiellosem Ausmass für viele. Aber sie hat auch eine Chance für einige geschaffen, sich als solider und starker Partner zu profilieren. Dies war eindeutig der Fall für die Schweiz, die ihre Position als Drehscheibe für die Vermögensverwaltung und als Ziel für die Beschaffung von Vermögenswerten gestärkt hat. "Zürich und Genf überholen Städte wie New York und London als Drehscheiben für die Vermögensverwaltung und liegen bereits auf dem zweiten bzw. vierten Platz. Die Dynamik ist ungebrochen, und wir sehen weiterhin eine starke Nachfrage nach traditionellen und alternativen Fonds sowie ein grosses Angebot an Fonds und Managern, die in die Schweiz kommen", betont Vidal.