24.11.2021, 13:35 Uhr
Am diesjährigen Qualitätstest des Handelsblatt Elite Reports hat die LGT Bank wiederum die Höchstpunktzahl erreicht und das Prädikat "summa cum laude" erhalten. Sie führt damit die Wertung in Liechtenstein an und...
Obwohl sie die 2011 erzielten Anlagerenditen als ungenügend beurteilen und ihr Vertrauen in das Finanzsystem stark angeschlagen bleibt, ist eine grosse Mehrheit der Bankkunden, insbesondere diejenigen von Privatbanken, mit ihrer Bankbeziehung sehr zufrieden. Dies zeigt eine im Frühjahr 2012 durchgeführte repräsentative Befragung vermögender Anleger aus der Schweiz und Österreich, schreibt LGT in einer Mitteilung.
Vor dem Hintergrund der anhaltenden Finanzkrise bleibt die Mehrheit der Private-Banking-Kunden risikoscheu und hält den Grossteil des Portfolios in Cash. Zweitwichtigste Anlagekategorie bleiben erstklassige Aktien, deren Renditepotenzial im Vergleich zu den meisten anderen Anlageklassen am attraktivsten beurteilt wird. Wie bereits in 2010 haben viele private Anleger ihr Portfolio schlecht diversifiziert und gehen durch die starke Gewichtung von heimischen Anlagen und Währungen ein grosses Klumpenrisiko ein. Meistgenanntes Renditeziel für 2012 ist das Erzielen eines inflationsbereinigten Wertzuwachses, während die Vermeidung von Verlusten eine vergleichsweise geringe Priorität besitzt. Wichtigste Erwartungen von Private-Banking-Kunden an ihre Bank sind eine transparente und nachvollziehbare Beratung sowie der Wunsch, dank der Beratung eine bessere Rendite zu erzielen.
Im Auftrag der LGT Group hat die Abteilung für Asset Management der Johannes Kepler Universität in Linz unter der Leitung von Prof. Dr. Teodoro D. Cocca eine umfassende Studie zum Anlegerverhalten in der Schweiz und in Österreich erstellt. Hierzu wurde im Frühjahr 2012 eine repräsentative Auswahl vermögender Privatanleger befragt. Die Studie 2012 basiert auf einer analogen Studie aus dem Jahr 2010 und ermöglicht damit einen Zeitvergleich des Verhaltens und der Einstellungen von Privatanlegern.
Markant gestiegene Kundenzufriedenheit in der Schweiz
88 Prozent der befragten Kunden aus der Schweiz erklären sich mit ihrer Hauptbank als zufrieden oder sehr zufrieden. 68 Prozent sind von ihrer Bank sogar begeistert. Dies ist ein markanter Anstieg gegenüber 2010, als die entsprechenden Zahlen lediglich 73 Prozent bzw. 59 Prozent betrugen. Am zufriedensten waren dabei die Kunden klassischer Privatbanken, die tiefsten Werte resultierten bei Grossbankkunden. Erstaunlich ist dieser Anstieg angesichts der Tatsache, dass eine Mehrheit der Anleger glaubt, dass die Banken aus der Finanzkrise nichts gelernt hätten, dass die Anlagerenditen für 2011 unbefriedigend waren und sie weiterhin wenig Vertrauen ins Finanzsystem haben. Ein gegenteiliges Bild zeigt sich in Österreich: Während 2010 noch 91 Prozent zufrieden oder sehr zufrieden waren, betrug dieser Wert in 2012 lediglich noch 73 Prozent. Noch markanter ging der Anteil begeisterter Kunden, nämlich von 81 Prozent auf 48 Prozent, zurück. Ein möglicher Erklärungsansatz für die gegenläufige Entwicklung der Kundenzufriedenheit liegt in den unterschiedlichen Private-Banking-Modellen der beiden Länder. Im Gegensatz zu Österreich sind die Kunden in der Schweiz eher an ihren Berater als an ihre Bank gebunden. Da sich in der Befragung ein gutes Bild der Berater zeigte, insbesondere in Bezug auf ihre Kompetenz, dürfte dies die positive Entwicklung der Kundenzufriedenheit in der Schweiz zumindest teilweise erklären.
Bezüglich Kundenzufriedenheit hat in beiden Ländern nebst den klassischen Privatbanken auch die Gruppe der übrigen, traditionell im Retailgeschäft tätigen Banken sehr gut abgeschnitten. Dies deutet darauf hin, dass den etablierten Anbietern ernsthafte Konkurrenz erwächst und die Wettbewerbsintensität im Private Banking deutlich zunimmt.
Vertrauensverlust und weiterhin hohes Risikobewusstsein
In der Schweiz bezeichneten sich 23 Prozent (2010: 30%) der Anleger als risikofreudig, 65 Prozent (2010: 58%) als risikoneutral und 12 Prozent (unverändert) stuften sich selbst als risikoabgeneigt ein. Im gleichen Zeitraum stieg in Österreich der Anteil der Risikofreudigen von 18 Prozent auf 22 Prozent. Interessant ist dabei, dass die Risikoneigung zunimmt, je höher die Kunden ihr eigenes Anlagewissen einschätzen. So geben etwa von den risikofreudigen Kunden 81 Prozent an, gute oder sehr gute Anlagekenntnisse zu besitzen, während dieser Anteil bei den Risikoscheuen lediglich 39 Prozent beträgt. Eine Erklärung für das anhaltend hohe Risikobewusstsein dürfte auch im Vertrauensverlust der Anleger liegen. So gaben in der Schweiz 58 Prozent und in Österreich 54 Prozent der Befragten an, dass aufgrund der Finanzkrise ihr Vertrauen ins Finanzsystem stark angeschlagen sei. Lediglich 15 Prozent der Schweizer und 16 Prozent der Österreicher hatten das Gefühl, dass man aus der Finanzkrise etwas gelernt habe.
Konservatives Anlageverhalten
Das hohe Risikobewusstsein und der Vertrauensverlust spiegeln sich im hohen Cash-Anteil der Portfolios. In der Schweiz beträgt der durchschnittliche Cash-Anteil 27 Prozent, verglichen mit 26 Prozent in 2010. Sehr markant ist der Anstieg in Österreich mit einem Plus von 22 Prozent in 2010 auf 44 Prozent in 2012. Die Analyse zeigt, dass die Anleger ihr Risiko primär über den Cash-Anteil und nicht über die Asset Allocation steuern. Abgesehen von Cash sind Aktien weiterhin die beliebteste Anlageklasse, mit einem Anteil von 45 Prozent in der Schweiz und 29 Prozent in Österreich.
Während Anleger aus der Schweiz ihre Portfolios wenig veränderten, haben Anleger aus Österreich ihre Portfolios stark umgeschichtet: Nebst dem bereits erwähnten Liquiditätsaufbau haben sie Rohstoffe von 19 Prozent auf 4 Prozent und Alternative Anlagen von 5 Prozent auf 1 Prozent abgebaut. Insgesamt bleibt der Anteil der Alternativen Anlagen inklusive Hedge Funds sowohl in der Schweiz als auch in Österreich sehr moderat, wobei diese primär für risikofreudige Anleger attraktiv sind. Obwohl Anleger in Alternative Anlagen eine leicht bessere Rendite als der Durchschnitt erzielten, dürften teilweise bestehende hohe Renditeerwartungen an diese Anlageklassen nicht erfüllt worden sein. Die Erkenntnis, dass sich Alternative Anlagen weniger zur Erzielung einer möglichst hohen Rendite, sondern eher als Instrument zur Verbesserung der Diversifikation und Reduktion des Portfoliorisikos eignen, hat sich definitiv noch nicht durchgesetzt.
Angesichts der Markterwartungen dürfte sich die Portfoliozusammensetzung auf absehbare Zeit nicht grundlegend ändern: Unter Rendite- und Risikoaspekten werden nämlich Blue Chips aus China, den USA und Europa sowie Gold und CHF- (für Schweizer) bzw. Euro-Anleihen (für Österreicher) als attraktivste Anlagen betrachtet. Den tiefsten Wert in der Beurteilung durch die Anleger erreichten Alternative Anlagen und Anleihen in Yen/USD sowie Blue Chips aus Japan.
Ungenügend diversifiziert
Die Portfolio-Analyse zeigt auch eine weiterhin ungenügende Diversifikation. So kommen 79 Prozent der Befragten in der Schweiz und 90 Prozent in Österreich nicht über einen mittelmässigen Diversifikationsgrad hinaus und verzichten damit auf die Vorteile einer optimalen Aufteilung der Anlagen. Am besten diversifiziert sind dabei die Kunden von Privatbanken.
Besonders auffallend ist die aus der Forschung bekannte Neigung, den Heimmarkt zu favorisieren (sog. Home Bias). Ungefähr zwei Drittel der Anlagevermögen werden im Heimmarkt investiert, womit die Anleger ein erhebliches Klumpenrisiko eingehen. Widersprüchlich scheint in diesem Zusammenhang auch, dass die als am attraktivsten eingestuften Aktienmärkte China und USA nicht entsprechend im Portfolio vertreten sind. Insgesamt entsteht der Eindruck einer unsystematischen Anlagestrategie, die zudem nicht immer konsistent mit den eigenen Erwartungen ist.
Ungenügend ist auch die Währungsdiversifikation, mit einer Gewichtung der Heimwährung von 73 Prozent in der Schweiz und 87 Prozent in Österreich. In den letzten zwölf Monaten haben die Schweizer Anleger aktiv in den Schweizer Franken umgeschichtet, zulasten des Dollars und vor allem des Euros. Auch bezüglich ihres Währungsmix scheinen die Anleger im Hinblick auf eine kurzfristig höhere Sicherheit auf langfristige Diversifikationsvorteile zu verzichten.
Nicht zufrieden mit Renditen
Lediglich 15 Prozent der Anleger in der Schweiz und 16 Prozent der Anleger in Österreich waren mit der 2011 erzielten Anlagerendite zufrieden. Dies, obwohl die durchschnittlichen Renditen von -3.7 Prozent in der Schweiz und 0.1 Prozent in Österreich angesichts der teils markanten Verluste der meisten Anlageklassen relativ gut ausgefallen sind. Eine Erklärung hierfür dürfte darin zu finden sein, dass eine Rendite von 5 Prozent eine Art Schwellenwert für die Anlegerzufriedenheit zu sein scheint. Dies deckt sich auch mit der Erkenntnis, dass die erwartete Rendite für die nächsten Jahre bei 5.5 Prozent (Schweiz) bzw. 6 Prozent (Österreich) liegt.
Für das laufende Jahr sind die Ziele bescheidener: Meistgenanntes Renditeziel ist ein inflationsbereinigter Wertzuwachs. Angesichts der hohen Marktvolatilität der letzten Jahre haben erstaunlicherweise lediglich 17 Prozent das Ziel genannt, keine Verluste zu erleiden.
Bedürfnis nach transparenter Beratung und besserer Rendite
Aus Sicht eines schweizerischen Private-Banking-Kunden besteht das primäre Bedürfnis der Bankbeziehung darin, eine transparente und nachvollziehbare Beratung zu erhalten sowie dank der Beratung eine bessere Anlagerendite zu erzielen. Während das erste Bedürfnis mit einer durchschnittlichen Beurteilung von 7.0 auf einer 10er-Skala relativ gut erfüllt scheint, wird das Renditebedürfnis mit 4.6 eher schlecht beurteilt. Dies gilt auch für Österreich, wo das Renditebedürfnis an erster Stelle steht und eine Beurteilung von lediglich 4.4 erzielt. Interessanterweise wird trotzdem die Anlagekompetenz der eigenen Bank von 60 Prozent der Kunden als überdurchschnittlich eingestuft.
Ebenso zeigt sich gesamthaft ein gutes Bild der Berater. Diese schneiden vor allem bezüglich fachlicher Kompetenz und Sympathie gut ab. Obwohl sie sich zu Anlagethemen vermehrt mit ihrem unmittelbaren sozialen Umfeld und bankunabhängigen Experten austauschen, involvieren wohl deshalb insbesondere Kunden von Privatbanken weiterhin sehr stark die eigene Bank bei ihren Anlageentscheiden. Offensichtlich ist es dieser Bankengruppe in der Schweiz gelungen, trotz Marktturbulenzen eine vertrauensvolle Beziehung zu den Kunden aufrechtzuerhalten oder sogar auszubauen.