Trotz Corona halten vermögende Anleger die Füsse still

Die Corona-Krise hat in den Portfolios vermögender Anleger eher zu Zukäufen als zu Verkäufen geführt. (Shutterstock.com)
Die Corona-Krise hat in den Portfolios vermögender Anleger eher zu Zukäufen als zu Verkäufen geführt. (Shutterstock.com)

Vermögende Investoren haben während der Corona-Krise im Frühjahr 2020 Ruhe bewahrt und ihr Portfolio kaum verändert, wie eine Studie von LGT zeigt. Was die wirtschaftlichen Aussichten betrifft, blicken sie pessimistisch in die Zukunft.

19.05.2020, 05:00 Uhr

Redaktion: lek

Die Corona-Krise hat zwischen Mitte Februar und der zweiten Märzhälfte 2020 an den weltweiten Finanzmärkten zu starken Korrekturen geführt. Wie sich vermögende private Anleger in dieser Krise verhalten haben, hat LGT im Rahmen des LGT Private Banking Reports gemeinsam mit der Abteilung für Asset Management der Johannes Kepler Universität in einer Studie untersucht. Dafür wurde in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Markt- und Sozialforschungsinstitut LINK im Januar und April dieselbe Panel-Gruppe vermögender Private-Banking-Kunden in der Schweiz befragt.

Wenig Aktienverkäufe

Vermögende Schweizer Anlegerinnen und Anleger haben auf die Corona-Krise bisher passiv reagiert. Rund die Hälfte der befragten Private- Banking-Kunden hat zwischen Mitte Februar und der zweiten Aprilhälfte keine Veränderungen im eigenen Anlageportfolio vorgenommen (siehe Abbildung unten). Von Anlegern, die ihr Portfolio verändert haben, wurden die Kursschwankungen meist für Aktienzukäufe (24%) genutzt. Rund ein Fünftel der befragten Private-Banking-Kunden haben in dieser Phase sowohl Aktien ge- als auch verkauft, und nur 5% haben lediglich Aktien verkauft. Anleihen oder Edelmetalle wurden seltener gehandelt – nur 8% der Befragten tätigten Transaktionen in diesen beiden Anlageklassen.

Portfolioanpassungen in der Coronakrise (Mitte Feb. - zweite Aprilhälfte)

Quelle: LGT
Quelle: LGT

Während der Coronakrise haben insbesondere jene Private-Banking-Kunden aktiv Änderungen an ihrem Portfolio vorgenommen, die ihre Anlageentscheidungen in der Regel eigenständig treffen. 67% von ihnen haben Transaktionen durchgeführt. Bei Anlegern, die ihre Entscheidungen gemeinsam mit einem Anlageberater treffen, waren es nur knapp die Hälfte und bei Befragten, die die Anlageentscheidungen komplett an die Bank bzw. den Berater delegiert haben, lediglich 36%.

"Viele Anleger könnten von der abrupten Kursreaktion derart überrascht worden sein, dass sie schlichtweg nicht frühzeitig reagieren konnten und dann bei sehr viel tieferen Kursen auf eine späte Reaktion verzichtet haben", erklärt der Studienleiter Teodoro Cocca, Professor an der Johannes Kepler Universität in Linz. "Die Folgewirkungen der Coronakrise zu erfassen und einzuschätzen war sehr schwierig. Aber auch wenn die Anleger von der Krise überrascht wurden, sind sie scheinbar nicht in Panik geraten, sondern haben sich wenn, dann mehrheitlich sowohl in der ersten wie auch in der zweiten Phase der Corona-Krise für günstige Zukäufe entschieden."

Zufriedenheit mit den Banken sinkt

Vor der Corona-Krise im Januar 2020 gaben 86% der befragten vermögenden Anleger an, mit der Hauptbank, die sie für die Verwaltung ihres Anlagevermögens gewählt haben, "zufrieden" bis "sehr zufrieden" zu sein. Während der Corona-Krise brach dieses Vertrauen ein: Rund die Hälfte der Befragten ist in der zweiten Aprilhälfte im Vergleich zum Jahresanfang mit ihrer Hauptbank weniger zufrieden. Lediglich bei etwas weniger als einem Viertel der Anleger konnten die Banken in dieser Zeit punkten; sehr ähnlich verhält es sich mit dem Vertrauen zum Kundenberater. Dabei haben die Banken gemäss Studie vor allem Vertrauen bei jenen Kunden verloren, die ihre Anlageentscheidung sowieso selbstständig treffen und keine besonders enge Beziehung zur Bank oder dem Berater pflegen. 60% dieser sogenannten Soloisten sind nach der Krise weniger zufrieden mit ihrer Bank als zuvor.

Die Befragten, die ihre Anlageentscheidung an die Bank bzw. den Berater delegiert haben, stellen ein positiveres Zeugnis aus. "Somit scheinen sich beide Kundentypen darin bestätigt zu sehen, wie sie bereits vor der Coronakrise Anlageentscheidungen getroffen haben", erklärt Cocca. "In Summe scheint es Banken und Beratern bisher in der Krise nicht gelungen zu sein, eine Mehrheit der eigenen Kunden von ihrer Beratungsdienstleistung zu überzeugen."

Ausblick auf die Wirtschaft wenig optimistisch

Für Anleger hat die Corona-Krise wenigstens eine gewisse Bereinigung am Aktienmarkt herbeigeführt. Im Januar 2020 schätzten etwas mehr als die Hälfte der Befragten Aktien als zu hoch bewertet ein. In der zweiten Aprilhälfte 2020 sind es immer noch beachtliche 26% aller Befragten, die Aktien – selbst nach den Corona-bedingten Kurseinbrüchen – weiterhin als zu hoch bewertet erachten. Grundsätzlich schätzen die Befragten den ökonomischen Ausblick eher pessimistisch. Rund 70% der Befragten erwarten, dass die Corona-Krise eine massive und weltweite Rezession zur Folgen haben wird und die Turbulenzen an den Märkten noch lange weitergehen werden. Immerhin 58% vertreten die Meinung, dass es rund um Corona auch viel Panikmache und Hysterie gibt.

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