24.11.2021, 13:35 Uhr
Am diesjährigen Qualitätstest des Handelsblatt Elite Reports hat die LGT Bank wiederum die Höchstpunktzahl erreicht und das Prädikat "summa cum laude" erhalten. Sie führt damit die Wertung in Liechtenstein an und...
Im Juli gab es insbesondere aus Israel, Ukraine und Argentinien denkbar schlechte Nachrichten. Doch gerade die Börsen dieser Länder zählen in diesem Jahr zu den stärksten Märkten - nur einige arabische Börsen liefen noch besser. Dazu kommen weltweit robuste Unternehmenserträge und Konjunkturdaten. Das globale Regime der Hausse ist kaum in Gefahr. So dürfte sich auch die aktuelle Marktturbulenz letztlich erneut als vorübergehend erweisen.
Seit Ende Juni tobt wieder der Krieg zwischen Israel und den Palästinensern. Am 17. Juli wurde über dem Konfliktgebiet in der östlichen Ukraine eine malaysische Zivilmaschine abgeschossen - mit 298 Todesopfern, primär aus den Niederlanden. Ende Juli wurde Argentinien 13 Jahre nach seinem letzten Staatsbankrot erneut für zahlungsunfähig erklärt (wenn auch nur aus technischer Sicht, weil eine Zahlung an bestimmte Gläubiger aus juristischen Gründen blockiert wurde). Mit diesem üblen Gebräu aus Krieg, Geopolitik und Schuldenmisere im Hintergrund verbuchten viele bekannte Aktienindizes insbesondere in Europa und den USA Verluste.
Die Börsen der "Krisenländer" laufen besonders gut
Wirklich interessant ist jedoch, dass alle drei erwähnten Märkte weiterhin zur globalen Performancespitze gehören. Auf Basis der MSCI-Aktienindizes in US-Dollar hat Israel seit Anfang Jahr gut 21% zugelegt, Argentinien und Ukraine sogar 23% bzw. 31%. Israel ist dabei keinesfalls die Ausnahme in der Region: Fast alle arabischen Börsen laufen in diesem Jahr besonders gut. So ist der Index für die arabischen GCC-Länder seit Anfang Jahr auch um 21% gestiegen. Ägyptens Börsenbarometer notiert 22% höher. An der relativen Stärke dieser Märkte änderte auch der turbulente Juli nichts: Während der Weltindex "MSCI World" seit dem 30. Juni rund 2.6% an Wert verloren hat, gehören die GCC-Länder, Ägypten, Israel und Ukraine zu den wenigen Ländern, die weiter zulegen konnten - nämlich um rund 10%, 13%, 1% bzw. 9%. Nur Argentinien notiert ca. 2% tiefer, zählt damit aber bereits zu den vergleichsweise robusten Märkten (alle Performancevergleiche in USD).
Nahöstliche Börsen im Aufwind
Es ist daher wahrscheinlich, dass es sich bei den seit einigen Tagen spürbaren "Verkaufswellen" an den Weltbörsen wieder einmal nur um vorübergehende Kursschwankungen handelt. Es ist jedenfalls bemerkenswert: Die zahlreichen Konflikte und Bürgerkriege im Nahen Osten der letzten Jahre haben bisher keinen nachhaltig negativen Einfluss auf das regionale Börsengeschehen gehabt - im Gegenteil: In vielen arabischen Ländern haben sich die Börsen seit einem Tief im Jahr 2011 stabilisiert und laufen seit spätestens 2013 wieder sehr gut. Israel erreichte erst im August letzten Jahres den Tiefpunkt. Doch seitdem herrscht auch dort die Hausse. Die ökonomischen Triebkräfte haben sich in allen Fällen als wichtiger erwiesen. Wird es im Falle der Ukraine-Krise anders sein?
Schwellenländer und Japan gewinnen wieder an Kraft
Dazu kommt, dass in letzter Zeit auch viele der grösseren Schwelländer an Kraft gewinnen: Die Börsen Brasiliens, Indiens und Chinas liefen im Juni und Juli sehr gut. Nach vier Jahren Underperformance wäre eine Stabilisierung dieses wichtigen Marktsegments sehr bedeutsam. Ausserdem zeigt nach einer längeren Seitwärtsphase seit Ende Mai auch Japan wieder relative Stärkte. So ist es möglich, dass die aktuelle Korrektur- bzw. Konsolidierungsphase neue relative Trends hervorbringt bzw. festigt - angesichts der Spannungen zwischen den westlichen Ländern und Russland könnten jetzt andere Märkte eine Zeitlang zum Vorzug kommen. Am globalen Regime der Hausse dürfte sich aber grundsätzlich nichts ändern. Das ist letztlich die Botschaft der Märkte selbst.
Robuste Ertrags- und Konjunkturentwicklung
Auch die jüngsten Ertrags- und Wirtschafsdaten sprechen weiter für eine anhaltende Hausse. Die Unternehmensergebnisse des letzten Quartals bestätigen einmal mehr, dass die Jahresgewinne der Unternehmen in den USA, Europa und Japan in diesem Jahr um mindestens 10% wachsen dürften - was deutlich über den bisherigen Kursgewinnen der relevanten Indizes läge. Gleichzeitig implizieren die jüngsten Ergebnisse aus den Schwellenländern und Asien, dass die Konsensschätzungen für die Firmengewinne in diesen Volkswirtschaften inzwischen zu tief sein dürften - was eine gute Basis für eine nachhaltige Trendwende sein würde. Zu guter Letzt sei auch auf die Markit-Einkaufsmanagerbarometer für die verarbeitende Industrie vom 31. Juli hingewiesen: In 17 der 22 an den Umfragen teilnehmenden Volkswirtschaften stehen die Zeichen weiter recht deutlich auf Aufschwung.
Weiterhin ansehnliches und höher als erwartetes Gewinnwachstum
Die erste Grafik (siehe PDF) fasst die Ergebnisse der Berichtssaison im zweiten Quartal zusammen. Wir zeigen die Gewinne je Aktie (EPS) für die Gesamtindizes sowie für die Indizes ohne den Finanzsektor (um ein besseres Bild für die zugrundeliegende realwirtschaftliche Situation zu erhalten). Wir sehen, dass die EPS in den meisten Regionen um mindestens 10% wachsen und zumeist auch höher als erwartet ausgefallen sind. Ausnahmen stellen Euro-Peripherie und Japan dar. Doch im ersteren Fall beschränkt sich das Problem primär auf den volatilen Finanzsektor - ohne diesen steht auch die EU-Peripherie mit 21% sehr gut da. Auch Japans Resultate müssen relativiert werden: Zwar gingen die EPS um 6% bzw. 2.6% (ohne Finanzsektor) zurück, doch erstens übertraf die "Nippon AG" damit die Erwartungen im globalen Vergleich am deutlichsten (um 16% bzw. 15%), und zweitens wurde im Vorquartal ein EPSSprung von mehr als 50% ausgewiesen - auf Gesamtjahresbasis dürfte das EPS-Wachstum in Japan also immer noch stark ausfallen. Zudem fällt diesmal auf, dass die Schwellenländer und Asien nicht mehr wie seit einigen Jahren üblich generell enttäuschen (im Q1 hatten diese zwei Regionen den Konsens sogar um 29% bzw. 36% verfehlt). Insgesamt implizieren diese Ergebnisse, dass das EPSWachstum für das Gesamtjahr in den meisten Märkten die bisherigen Kursgewinne der relevanten Indizes übertreffen dürften - was einen dementsprechend "gesicherten" Raum für weitere Avancen schafft.
Einkaufsmanager rechnen in den meisten Länder nach wie vor mit anhaltendem Aufschwung
Der nächste Chart (siehe PDF) zeigt die Abweichung der Ergebnisse der Markit-Einkaufsmanagerumfragen (PMI, verarbeitende Industrie) vom Schwellenwert bei 50 Punkten. Je deutlicher die Werte nach oben abweichen (d.h. über 50 notieren), desto deutlicher der wahrscheinliche Îufschwung in den kommenden Monaten. Die Werte wurden am 31. Juli für alle gezeigten Länder publiziert. Sie zeigen, dass der Konjunkturausblick derzeit in USA und Kanada, Grossbritannien sowie in einigen kontinentaleuropäischen Ländern besonders positiv ist. Nur in fünf Ländern notieren die Werte unter der Wachstumsschwelle - allerdings nur geringfügig. Zudem sind nur zwei grössere Volkswirtschaften unter den negativen Ausnahmen (Brasilien und Korea). Die verarbeitende Industrie gilt in der Regel als besonders sensibler Frühindikator der allgemeinen Konjunktur.
Lesen Sie hier den vollständigen Kommentar von Mikio Kumada, Global Strategist von LGT Capital Management.