Taktische Asset Allokation

Mikio Kumada, Global Strategist bei LGT Capital Management
Mikio Kumada, Global Strategist bei LGT Capital Management

Die USA und Japan haben sich konjunkturell wieder etwas erholt, im Euroraum ist die Rezession endlich überwunden, und eine "neue" Asienkrise erscheint unwahrscheinlich. So bleibt LGT bei Aktien über- und bei Anleihen untergewichtet. Zugleich nehmen sie einige Feinadjustierungen vor: "Im Aktienbereich fahren wir unsere stark ausgeprägte Präferenz der USA und Japans zugunsten von Europa etwas zurück. Zudem bauen wir unsere Position in Wandelanleihen etwas aus" so der Experte Mikio Kumada, von LGT Capital Management. Lesen Sie den gesamten Marktkommentar des Experten.

18.09.2013, 12:33 Uhr

Redaktion: dab

In den USA haben die jüngsten Einkaufsmanagerindizes die Wachstumsschwelle bequem übersprungen, und der Arbeitsmarkt erholt sich schrittweise weiter. Die Eurozone ist nach 18 Monaten endlich der Rezession entkommen, während in Japan "Abenomics" Wirkung zeigt – auch wenn Zweifel über den politischen Willen zur notwendigen Haushaltskonsolidierung bestehen und die Entwicklung durchaus volatil verläuft. In den Schwellenländern hat sich das Wachstum indessen abgekühlt, und mancherorts lauern sicherlich Kreditprobleme, doch eine Asienkrise wie anno 1997 bleibt aus unserer Sicht unwahrscheinlich. Nach der Entschärfung der "Eurokrise" im vergangenen Jahr setzte in den grossen Rentenmärkten (USA, Grossbritannien, Deutschland, etc.) eine Phase steigender Zinsen ein, was die Kapitalabflüsse aus den Emerging Markets akzentuiert hat. Allerdings sind die Schwellenländer heute aus fundamentaler Sicht solchen "exogenen Schocks" gegenüber viel resistenter, als sie es vor 16 Jahren waren. So bleibt das Hauptszenario von LGT für das nächste Quartal weitgehend unverändert: Wir erwarten eine fortgesetzte konjunkturelle Erholung mit begrenzten Inflationsrisiken am Horizont. Das Risikoszenario eines Rückfalls in die Rezession kann zwar nicht vollständig ausgeschlossen werden, ist aber weniger wahrscheinlich geworden.

Grundsätzlich intakte Aktienhausse

Es fällt uns schwer, mögliche Ereignisrisiken zu identifizieren, welche die Hausse beenden könnten. Und die Entwicklungen, die wir uns vorstellen können, sind entweder zu unwahrscheinlich (z.B. ausgewachsene Krise in den Schwellenländern) oder würden die langfristige Marktstimmung nur am Rande beeinträchtigen (z.B. Militärschlag gegen Syrien). Gleichzeitig ist die (einst gefürchtete) Normalisierung der US-Geldpolitik ("Tapering") zu einem grossen Teil bereits in den Preisen eskomptiert – die Anleiherenditen sind gestiegen, die Zinskurve ist steiler geworden, und der US-Dollar neigt global weiter zur Stärke. Erfolgt sie im Rahmen einer wachsenden bzw. sich erholenden Wirtschaft, muss eine geldpolitische Normalisierung keinesfalls das Ende einer Hausse einleiten.

"Behavioral Finance": Sind die Märkte reif für eine Korrektur?

Unsere Behavioral Finance-Experten haben allerdings mögliche Warnzeichen registriert: Die Marktbreite hat beispielsweise in den USA etwas abgenommen, Häuserbau- und Transportaktien zeigen relative Schwäche und/oder Schwungverlust, und die Bewertungen sind weniger attraktiv geworden. Dazu kommt, dass die meisten Profianleger Aktien inzwischen (taktisch) übergewichten. Auch die tiefe Aktienmarktvolatilität und die "Put-Call-Ratios" indizieren eine gewisse "Sorglosigkeit" bei Anlegern. Ein Rückschlag an den Börsen wäre daher nicht verwunderlich. Sollten die Märkte demnächst tatsächlich korrigieren, dann würden wir die mittelfristigen Aussichten derzeit trotzdem als positiv einschätzen.

Leicht reduziertes und ausgeglichenes Aktienübergewicht in Industrieländern

In diesem Umfeld haben wir beschlossen, unsere zuvor prononcierten Aktienübergewichte in Japan und den USA zugunsten von Europa etwas abzubauen. Damit sehen wir einen Spielraum für positive wirtschaftliche Überraschungen und konstruktive geldpolitische Entwicklungen im Euroraum. Somit sind jetzt alle Industrieländer in einem vergleichbaren Ausmass übergewichtet. In den Emerging Markets bleiben wir indessen weiter untergewichtet. Zwar gibt es inzwischen erste Anzeichen eines Abklingens der Schwächephase, doch angesichts unserer hohen strategischen Schwellenländerquote sehen wir vorläufig noch von einer Reduktion der Untergewichtung ab.

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