24.11.2021, 13:35 Uhr
Am diesjährigen Qualitätstest des Handelsblatt Elite Reports hat die LGT Bank wiederum die Höchstpunktzahl erreicht und das Prädikat "summa cum laude" erhalten. Sie führt damit die Wertung in Liechtenstein an und...
Auf den ersten Blick haben die japanischen Konjunkturdaten zuletzt etwas enttäuscht. Bei genauerer Betrachtung hat Japan jedoch weiter Fortschritte im Kampf gegen die Deflation erzielt. Zudem sind die "alten" Industrieregionen USA, Westeuropa und Japan erstmals seit mehr als zwei Jahren wieder gleichzeitig auf dem Expansionspfad. In einer Zeit, in der sich der Schwellenländer-Boom offensichtlich abkühlt, ist dies eine sehr willkommene und positive Entwicklung. Lesen Sie den Marktkommentar von Mikio Kumada, Global Strategist bei LGT Capital Management.
In der Vorwoche wurden die Daten für Japans Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal 2013 publiziert. Das Realwachstum fiel mit 2.6% tiefer als erwartet aus, nach hinunterrevidierten 3.8% im Vorquartal. Die Unternehmensinvestitionen gingen weiter leicht zurück, statt wie prognostiziert zu wachsen. Dennoch sind diese Daten nur auf den ersten Blick enttäuschend.
Nominalwachstum ist für Japan wichtiger
Japans Kernproblem ist nämlich nicht das Realwachstum. Abgesehen davon, dass Letzteres aktuell im globalen Vergleich immer noch hoch ist, konnte Japan beim Realwachstum mit den meisten anderen Industrieländern schon immer halbwegs mithalten. Bei Pro-Kopf- oder Pro-Arbeiter- Betrachtungen steht der Inselstaat sogar recht gut da. Japans Problem ist die Deflation ein binnenwirtschaftliches Phänomen, welches mit quasi-permanentem Konsumaufschub einhergeht. Die Folge davon ist, dass Nippons nominales BIP seit zwei Jahrzehnten stagniert (und in den letzten Jahren sogar gesunken ist), während sich z.B. das amerikanische inzwischen gut verdoppelt hat. Verantwortlich für dieses Auseinanderdriften war der Mangel an Inflation in Japan. Besonders problematisch ist dies deshalb, weil die Schulden nominal gemessen und bedient werden. Anders formuliert: Aufgrund des hohen Wohlstandsniveaus kann Japan auf reale BIP-Effekte durchaus zeitweise "verzichten". Nicht verzichten kann es aufgrund des hohen Schuldenstands hingegen auf laufende Steuereinnahmen und deren Höhe hängt eben vom Nominalwachstum ab.
Beschleunigung der meisten nominalen Messgrössen
Die nominalen Grössen werden von Medien und Brokern aber weniger beachtet, obwohl sie im aktuellen Zusammenhang eigentlich aussagekräftiger wären. Es gibt auch keine Konsensschätzungen. Der Fortschritt ist trotzdem sichtbar: Japans Nominalwachstum legte im Q2 auf 2.9% zu, nach 2.5% im Q1, 0.4% im Q4 und stark negativen Werten in den zwei Quartalen davor. Der Median seit 1994 beträgt gerade mal 0.3%. Die private Binnennachfrage (77% des BIP) ist um 1.2% gestiegen, nach 2.7% im Q1 im Vergleich zu einem langfristigen Median von 0.4% ist das aber immer noch sehr gut. Auch der reale Rückgang der Investitionen kann relativiert werden: Nominal stieg die Zuwachsrate nämlich von 0.2% im Q1 auf 0.9% (der Median ist mit -0.6% negativ). Viele Firmen dürften sich zudem derzeit nur temporär mit Investitionen zurückhalten, weil sie die Details der von der Regierung angekündigten Steuerreform noch abwarten wollen. Da unter anderem auch Investitionsanreize diskutiert werden, macht diese Haltung auch Sinn. So bereiten die "enttäuschenden" japanischen Daten aus fundamentaler Sicht derzeit keine Sorgen.
Neueste Frühindikatoren aus Europa werden morgen publiziert
Aus globaler Sicht ist natürlich das Gesamtbild der konjunkturellen Frühindikatoren der grossen Ökonomien ausschlaggebend. Hier gab es zuletzt erfreuliche Daten aus dem Euroraum, wo Einkaufsmanagerindizes für den Industriebereich erstmals seit Juli 2011 wieder Wachstum signalisierten. Dem vorangegangen waren ansehnliche Aufhellungen der Einkaufsmanagerbarometer in den USA und Grossbritannien, während sich Japan, wie oben beschrieben, bei genauerer Betrachtung ebenfalls ganz gut hält. Morgen werden die August-Ergebnisse für die europäischen Einkaufsmanagerindizes erwartet es dürfte sich dann erneut bestätigen, dass praktisch alle traditionellen industriellen Volkswirtschaften wieder gleichzeitig wachsen. Diese vier Volkswirtschaften stellen immer noch gut die Hälfte der Weltwirtschaftsleistung und können daher die seit einiger Zeit spürbare Wachstumsschwäche vieler Schwellenländer zumindest teilkompensieren und überbrücken.