24.11.2021, 13:35 Uhr
Am diesjährigen Qualitätstest des Handelsblatt Elite Reports hat die LGT Bank wiederum die Höchstpunktzahl erreicht und das Prädikat "summa cum laude" erhalten. Sie führt damit die Wertung in Liechtenstein an und...
Auch Schwellenländer haben mit Schuldenprobleme zu kämpfen. Viele Volkswirtschaften sind stark abhängig von einem hohen Kreditwachstum, was auf Sicht nicht nachhaltig ist. An den Aktienmärkten verliert seit Mitte 2010 ein Wachstumsmarkt nach dem anderen schleichend an Stärke. Dieser Trend könnte noch eine Weile anhalten. Lesen Sie dazu den Kommentar von Mikio Kumada von LGT Capital Management.
"Asien ist gut. Asien wächst. Asien hat Zukunft" - diese Grundhaltung war nach der primär in den USA verursachten Weltfinanzkrise von 2008 sehr deutlich zu spüren. Die nachgereichte Eurokrise tat dann ihr Übriges, um zum Reputationsverlust des Westens beizutragen, während Japan schon seit fast 20 Jahren in der deflationären Stagnation verharrt. Trotzdem verliert seit Mitte 2010 ein Wachstumsmarkt nach dem anderen gegenüber den Industrieländern schleichend an Stärke. US-Aktien haben aber gerade ein Allzeithoch erklommen, Japan erlebt seit einigen Monaten eine bemerkenswerte Renaissance und selbst in Europa laufen einige Märkte (z.B. Schweiz, Grossbritannien) durchaus sehr gut.
Nur wenige Schwellenländer schlagen den Weltindex
Der MSCI-Index für die BRIC-Länder (Brasilien, Russland, Indien, China) hinkt hingegen schon seit Ende 2010 dem MSCI World hinterher. Zuerst neigte China südwärts, sukzessive folgten auch die anderen drei Länder. Der breite Emerging Markets-Index zeigt seit Anfang 2011 eine gewisse Schwäche. Australien, Singapur und Hongkong scheinen noch einigermassen mit dem Weltindex mitzuhalten doch von der Klassifizierung handelt es sich hierbei um entwickelte Märkte, auch wenn sie thematisch eng mit dem aufstrebenden Asien assoziiert werden. Es sind inzwischen nur mehr wenige, kleinere Schwellenländer, wie beispielsweise die Philippinen oder Indonesien, die weiter überdurchschnittlich gut laufen. Es ist offensichtlich: Das Wachstumsthema Schwellenländer wird vom Markt zunehmend kritisch hinterfragt.
Kreditabhängiges Wachstum ein zweischneidiges Schwert
Das wahrscheinlich grösste Problem ist, dass die private und quasi-öffentliche Verschuldung in vielen Schwellenländern seit Jahren schneller wächst als das nationale Einkommen besonders in China und einigen anderen Ländern Asiens. Das war letztlich der Grund, weswegen Chinas Kreditrating am vergangenen Dienstag erstmals seit 1999 von einer der grossen Agenturen herabgestuft wurde. Das kreditfinanzierte Wachstum sollte den Wegfall eines Teils des westlichen Konsums nach der Finanzkrise von 2008 ausgleichen. Das Niveau der Verschuldung ist zwar noch vergleichsweise tief, doch wenn das aufstrebende Asien so weitermacht, dann wird es am Ende überschuldet sein, bevor es auf breiter Bevölkerungsbasis so reich ist, wie der Westen oder Japan. Den Regierenden in den betroffenen Ländern, besonders in China, dürfte dieser Sachverhalt grundsätzlich bekannt sein. Sie werden daher versuchen, das Kreditwachstum nach Möglichkeit zu drosseln und die Einkommens-, Sozial- und Umweltsituation der breiten Bevölkerungsschichten zu verbessern. Das macht volkwirtschaftlich und politisch Sinn, kann aber kurzfristig Wirtschaftswachstum und Unternehmensgewinne belasten.
Investitionsargument verliert an Überzeugungskraft
Hinzu kommt, dass Schwellenländer-Aktien primär in Erwartung überlegender Wachstums- und Ertragsraten gekauft wurden. Die Qualität der Geschäftsmodelle, Nachhaltigkeit der Erträge und Governance waren oft weniger wichtig. Wenn das Wachstum nun aber nachlässt, verliert das wahrscheinlich wichtigste Investitionsargument an Überzeugungskraft. Gleichzeitig haben Unternehmen aus Industrieländern inzwischen demonstriert, dass sie in der Lage sind, auch in einem schwachen Konjunkturumfeld stabile Erträge zu erwirtschaften, während die expansive Geldpolitik in Nordamerika, Westeuropa und Japan zusätzlich die Aktienkurse stützt. Nicht wenige Schwellenländer dürften sich in einem freundlichen globalen Marktumfeld wie dem derzeitigen durchaus positiv entwickeln und auch in Zukunft viele gute Unternehmen hervorbringen. Es wird auch die Zeit kommen, in der Schwellenländer-Aktien wieder generell im Trend sind und überdurchschnittlich stark laufen. Zuerst müssen sich jedoch die im Laufe von Jahren aufgebauten und letztlich enttäuschten Erwartungen abbauen und normalisieren. Das könnte noch eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen.