24.11.2021, 13:35 Uhr
Am diesjährigen Qualitätstest des Handelsblatt Elite Reports hat die LGT Bank wiederum die Höchstpunktzahl erreicht und das Prädikat "summa cum laude" erhalten. Sie führt damit die Wertung in Liechtenstein an und...
Japanische Aktien haussieren weiter, während die meisten anderen Märkte konsolidieren oder korrigieren. Die globalen Wirtschaftsdaten sind eher gemischt, und der Unternehmensertragszyklus in den USA hat längst ein reiferes Stadium erreicht. In diesem Umfeld könnte der geldpolitische Richtungswechsel Tokios die Erholung des japanischen Marktes weiter anheizen. Lesen Sie dazu den Kommentar von Mikio Kumada.
Die erste geldpolitische Entscheidung der Bank of Japan unter ihrem neuen Gouverneur Haruhiko Kuroda hat die hohen Erwartungen des Markets übertreffen können und bestätigte den radikalen wirtschaftspolitischen Richtungswechsel Japans. Seit der globalen Finanzkrise von 2008 war Japans Geldpolitik im Vergleich zu jener der westlichen Notenbanken von einer gewissen Zurückhaltung geprägt. Mit den Entscheidungen vom 3./4. April markiert die BoJ einen klaren Bruch mit der bisherigen Philosophie. Die komplizierten und mit zahlreichen Beschränkungen versehenen Programme werden durch ausgeweitete Offenmarktkäufe ersetzt. Anbei die Kernpunkte der Entscheidung:
1. Die Inflationsrate soll zum frühestmöglichen Zeitpunkt innerhalb von zwei Jahren von unter 0% auf 2% angehoben werden.
2. Verdoppelung der monetären Basis (Reserven der Geschäftsbanken, Banknoten und Münzen im Umlauf) bis Ende 2014, von ca. Â¥138 Bio. auf rund Â¥270 Bio. ($2.7 Bio.). Dies entricht knapp 57% des Bruttoinlandsprodukts von 2012.
3. Verdoppelung der Staatsanleihenkäufe auf insgesamt rund Â¥7 Bio. pro Monat. Dies entspricht jährlichen Käufen im Umfang von knapp 18% des BIP. Zum Vergleich: Die Käufe der US-Notenbank Federal Reserve entsprechen 6.3% des US-BIP.
4. Verdoppelt wird auch die durchschnittliche Laufzeit der gehaltenen Staatsanleihen auf ca. 7 Jahre. Zu diesem Zwecke werden nun alle Laufzeiten von bis zu 40 Jahren gekauft. Zudem werden ab sofort alle Arten von Staatsanleihen gekauft, inkl. Floating Rate Notes und inflationsgeschützte Obligationen. Zum Vergleich: Die durchschnittliche Laufzeit der von der Fed gehaltenen US-Staatsanleihen beträgt etwa 9 Jahre. Hier hat die BoJ also gegebenenfalls noch "Aufholbedarf".
5. Erhöhung der Käufe von börsennotierten Fonds und Immobilienaktien um jeweils Â¥1 Bio. respektive Â¥30 Bio. pro Jahr. Die Käufe sonstiger Wertpapiere werden wie im alten Programm definiert beibehalten.
Klare Kommunikation der zu erreichenden Ziele und Einstimmigkeit
Deutlich verändert hat sich auch der Grundton der Sprache der Notenbank: Beispielsweise erklärt nun die BoJ unmissverständlich, dass sie das Inflationsziel innerhalb der vorgegebenen Zeit erreichen wird. Abgesehen davon, dass es bis 2012 kein Inflations- oder Geldmengenziel gab, wirkten die Formulierungen vorsichtig und vage. Fast alle Entscheidungen wurden zudem einstimmig gefasst ebenfalls eine Abweichung von der jüngsten Vergangenheit. Eine Gegenstimme (von Takahide Kiuchi) gab es in der Frage des geldpolitischen Ausblicks: Kiuchi zog eine Formulierung vor, welche die Möglichkeit einer allmählichen Umkehr vom gegenwärtigen Kurs in etwa zwei Jahren in Aussicht stellte. Stattdessen heisst es jetzt, dass der neue Kurs "so lange wie nötig" beibehalten und gegebenenfalls angepasst wird die Richtung einer möglichen Anpassung wird aber offen gelassen.
Anleger zeigen sich von langfristigen Risiken nicht beeindruckt
Viele Experten, darunter Persönlichkeiten wie George Soros und Bill Gross, unterstreichen vor allem die Risiken der neuen Politik. Sie warnen u.a., dass Japans Haushalte und Unternehmen (welche den japanischen Staat zu 90-95% finanzieren) das Grundvertrauen in das Land verlieren könnten. Kapitalflucht, ein verschärfter Einbruch des Yen und unkontrollierbare Inflation könnten die Folge sein. Solche Szenarien können sicherlich nicht ausgeschlossen werden. Die Marktteilnehmer haben die Wende jedoch eindeutig begrüsst. Statt aus dem Yen zu fliehen, scheinen die Japaner derzeit genau das Gegenteil zu tun: Sie verkaufen ausländische Vermögenswerte in auffälliger Weise (insbesondere Aktien, siehe S. 2 im Dokument), möglicherweise um einen Teil ihres Kapitals zu repatriieren. Gleichzeitig geniesst Premierminister Shinzo Abe, der diese Wende letztlich zu verantworten hat, weiter historisch hohe Unterstützungswerte von 70- 75%. Letzteres könnte sich natürlich rasch ändern, insbesondere wenn die Wirtschaftspolitik nach einer gewissen Zeit nicht die gewünschten Ergebnisse liefert. Zurzeit verweisen die Indizien jedoch auf eine Fortsetzung der Hausse in Japan.