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Die "kalte Dusche" tat den Märkten gut

Bild: D. Gesa, Pixelio
Bild: D. Gesa, Pixelio

Im Januar traten diverse kurzfristige Marktexzesse verstärkt auf. Zum Glück erfolgte rechtzeitig eine scharfe Selbstkorrektur, meint das Strategieteam von LGT Capital Partners. Diese "kalte Dusche" werde helfen, die Erwartungen abzukühlen, vernünftigere Bewertungen wiederherzustellen und damit auch die Hausse zu verlängern.

15.02.2018, 10:00 Uhr

Redaktion: sif

In ihrem Jahresausblick vom Januar rieten die Strategen von LGT Capital Partners Investoren dazu, ihren Fokus auf die Fundamentalanalyse der Märkte und die Qualität der Anlagen zu schärfen und sich auf extremere Marktbewegungen vorzubereiten, um entsprechend antizyklisch reagieren zu können. Schon Anfang Februar zeigte sich, dass die Bedenken der Experten von LGT Capital Partners berechtigt waren: Der erste globale Börsenausverkauf seit Jahren hatte immerhin fast die gesamten Aktienmarktgewinne seit Ende Dezember ausgelöscht.

US- und EM-Aktien: Kaufgelegenheit
Glücklicherweise, so die Experten, korrigierte der Einbruch viele der potentiell selbstzerstörerischen Marktexzesse. Das gab ihnen mehr Zuversicht, ihre Investmentstrategie stärker mit ihrem freundlichen Makroausblick in Einklang zu bringen. Sie entschlossen sich daher, einige der defensiven Massnahmen vom Dezember rückgängig zu machen. Rund ein Drittel der Barreserven hat das Team von LGT nun wieder in Aktien aus den USA und den EM investiert (d.h. in jene Märkte, die das Team im Dezember abgebaut hatte).

Der beschleunigte Aufbau, der kurzfristig zu exzessiven Erwartungen führte, begann sofort nach der Annahme der US-Steuerreform am 21. Dezember. Mit dem jüngsten Volatilitätsschock sind die Preise in den USA jedoch zu stark verfallen. Die EM gehören weiterhin zu den attraktiv bewerteten Märkten, geniessen einen freundlicheren Zinsausblick und verloren während den Turbulenzen am wenigsten an Wert. Beide Märkte seien gemäss den Experten aus unterschiedlichen Gründen wieder attraktiver geworden: Die EM werden weiter sowohl von technischen als auch fundamentalen Faktoren begünstigt. In den USA ging die Korrektur im Verhältnis zum Ausblick zu weit.

Wiederherstellung einer besseren Balance
Die unternehmensfreundliche Rhetorik im Zusammenhang mit der Steuerreform des US-Präsidenten Donald Trump habe eine Rolle dabei gespielt, die Erwartungen zu sehr und zu schnell anzuheizen. Dies bedeute nicht, dass die Reform keinen positiven Einfluss auf die US-Unternehmensgewinne haben wird – das werde sie, sind die Strategen überzeugt. Das Problem betreffe das Tempo und die Dimension, mit denen sich die Erwartungen wandeln. Die grösste Herausforderung in der Spätphase einer Hausse tritt auf, wenn die Erwartungen der Marktteilnehmer plötzlich abheben, weil dies unvermeidlich zu zukünftigen Enttäuschungen führt. Der Börsenausverkauf hat diesen zu schnellen Aufbau von Ungleichgewichten und Divergenzen vorerst gestoppt oder wenigstens auf einen vernünftigeren Pfad geführt.

US-Ertragsrevisionen müssen sich abkühlen
Die Konsensprognose für den globalen Gewinn pro Aktie (Earnings per share, EPS) war nach der Verabschiedung der US-Steuerreform im Gleichschritt mit den explodierenden Aktienkursen sprunghaft angestiegen. Diese Zunahme wurde von den US-EPS angetrieben. Dies ist nach Ansicht von LGT aus den folgenden Gründen potentiell problematisch: Mehr als zwei Drittel der erwarteten zusätzlichen US-Gewinne resultieren aus der Steuerbuchhaltung und nicht aus tatsächlichem Geschäftswachstum. Zudem reduzieren oder vernichten die rasant steigenden Erwartungen das Potenzial künftiger positiver Überraschungen.

Der US-Markt hatte also begonnen, sich an der eigenen angenommenen Perfektion auszurichten. Dennoch könne es sein, dass tatsächlich alles erwartungsgemäss perfekt läuft. Es sei nur nicht umsichtig, alles auf einmal vorwegzunehmen.

Die gute Nachricht ist dabei, dass inzwischen ein Bewertungspuffer wiederhergestellt wurde und dass Ertragsrevisionen eher dazu neigen, den Börsenkursen zu folgen als sie anzuführen. Der Crash war also eine überfällige kalte Dusche, die helfen wird, die Erwartungen abzukühlen. Unternehmen erhalten damit eine bessere Chance, die Erwartungen zu übertreffen.

Es gibt nun risikolose Alternativen zu Aktien
Die jüngsten Börsenverwerfungen könnten auch zu einer vernünftigeren Balance zwischen der Attraktivität von Aktien und sogenannten risikolosen Anlagen führen, glauben die Strategen. Die Anleihenrenditen steigen in den USA schon seit September stetig an. Mit der Annahme des US-Steuerreformgesetzes übersprangen die Umlaufrenditen selbst am kürzeren Ende schliesslich auch die Dividendenrendite des S&P 500.

Zum ersten Mal seit der Finanzkrise von 2008 bieten damit relativ kurzläufige Anlagen ähnlich hohe Erträge wie der breite Aktienmarkt – und zwar ohne Risiko (sofern sie bis zur Fälligkeit gehalten werden). Die Korrektur habe diese Entwicklung gestoppt oder zumindest verlangsamt. Investoren haben so mehr Zeit, sich an diese neue Situation, welche aus längerfristiger Sicht eine willkommene Normalisierung darstelle, anzupassen.

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