Berichtssaison: Immer noch überzeugend

Mikio Kumada, Global Strategist bei LGT Capital Management
Mikio Kumada, Global Strategist bei LGT Capital Management

Auf den ersten Blick wirkt die laufende Berichtssaison enttäuschend. In den USA ist sie insgesamt nur knapp besser als erwartet ausgefallen, in Asien sind die Gewinne vielfach stärker als befürchtet eingebrochen. Doch dafür wächst der US-Finanzsektor auf sehr breiter Basis, während Japan ein starkes Comeback erlebt und die Eurozone im globalen Vergleich mithalten kann. So spricht die Ertragslage insgesamt weiterhin für eine anhaltende Aktienhausse. Lesen Sie den Marktkommentar von Mikio Kumada.

07.08.2013, 10:13 Uhr

Redaktion: dab

Globale Berichtssaison für das zweite Quartal überschreitet Halbzeit:
In den USA sind rund 80% der Unternehmensergebnisse bereits publiziert, gefolgt von Japan (74%), Europa (70%), Asien-Pazifik (31%) und China (7%). Solange in naher Zukunft die Konjunktur nicht einbricht (wovon ING derzeit ausgeht), spräche aus Sicht der Unternehmensgewinne weiterhin nichts gegen weitere Kursgewinne an den Börsen, so Kumada.

Weltweite Ergebnisanalyse auf drei Ebenen

Im Detail muss aber nach Region, Sektor und gegebenenfalls auch zwischen einzelnen Unternehmen weiter stärker differenziert werden. Da ING sich bereits im fünften Jahr der Hausse befindet, ist dies allerdings auch normal – extreme Unterbewertungen und Situationen sind nicht mehr so weit verbreitet wie kurz nach dem Börsencrash von 2008-2009. Nachstehend fasst ING die Berichtssaison in Kernpunkten zusammen und fokussieren dabei auf die Gewinne pro Aktie (EPS) auf drei Ebenen: Gesamtindex, Sektor und als Aggregat aus einzelnen Unternehmen. Letzteres soll das Gesamtbild vervollständigen und Verzerrungen, die sich durch die Hochrechnung der EPS auf Indexebene ergeben können, ausgleichen.

- Beim Gewinnwachstum auf Indexebene (Jahresvergleich) führt Japan, gefolgt von China. Die USA und Asien weisen nur geringes Wachstum aus und in Europa sind die EPS noch rückläufig. Zudem verbucht derzeit nur in Japan eine Mehrheit der Sektoren wachsende Profite (9 von 10). In Europa gilt dies für immerhin die Hälfte der Sektoren, in den USA und dem restlichen Asien hingegen nur für 3 bzw. 4 – hier müsste also stärker zwischen Unternehmen differenziert werden.

- Auf Ebene der einzelnen Firmenleistungen holen die USA allerdings wieder deutlich auf: 70% der amerikanischen Unternehmen weisen EPS-Wachstum aus, also fast so viele wie in Japan (71%). Das ist beachtlich, weil die Erholung in den USA inzwischen mehr als vier Jahre alt ist, während sie in Japan gerade erst begonnen hat. Im Euroraum weisen immerhin 51% der Firmen Wachstum aus – in etwa gleich auf mit Asien (52%) und deutlich besser als das restliche Europa (38%).

- Die USA und Japan liegen auch im Vergleich zu den Erwartungen vorn. So konnten 74% der US-Firmen die (moderaten) Prognosen übertreffen, im Vergleich zu 57% in Japan – allerdings waren die Erwartungen in letzterem Fall vergleichsweise hoch. Trotzdem konnten Japans Firmen die Konsensschätzungen auch am deutlichsten übertreffen: Während in den USA die EPS auf Indexebene "nur" knapp 3% höher als erwartet ausfielen, übertrafen die japanischen Ergebnisse die Prognosen um 11%. Der Euroraum (46%) hat immerhin im Vergleich zu Asien (43%) und dem restlichen Europa (40%) die Nase leicht vorn.

- In fast allen Regionen dürfte sich das Ertragswachstum gemäss Konsens zudem zukünftig erholen, nachdem in den vergangenen Quartalen in vielen Bereichen sinkende EPS ausgewiesen wurden. In den USA sollen sogar alle Sektoren zukünftig wieder Wachsen. Das Gewinnwachstum dürfte auf globaler Ebene von derzeit 8.5% auf knapp 16% steigen (Median für die nächsten vier Quartale) – am deutlichsten übrigens in der Eurozone, von knapp -4% auf 41%. Nur Japans Wachstumsrate dürfte etwas sinken – von rund 95% auf 86%.

- Erwähnenswert ist auch, dass im US-Finanzsektor die Gewinne inzwischen auf breiter Basis wachsen. Den stärksten Profitregen wiesen zwar wieder einmal die Investmentbanken, doch auch Kommerzbanken und Konsumfinanzierer verbuchten ansehnliche Wachstumsraten von 26% bzw. 56% aus. Dazu kommt, dass der zyklische Konsumsektor (Autos, dauerhafte Verbrauchsgüter, Mode, Unterhaltung, etc.) sowohl beim Wachstum als auch relativ zu den Prognosen die zweitbesten Ergebnisse lieferte. Zusammengenommen könnte diese Entwicklung durchaus einen binnenkonjunkturellen Frühindikator darstellen.

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