24.11.2021, 13:35 Uhr
Am diesjährigen Qualitätstest des Handelsblatt Elite Reports hat die LGT Bank wiederum die Höchstpunktzahl erreicht und das Prädikat "summa cum laude" erhalten. Sie führt damit die Wertung in Liechtenstein an und...
Verbriefte Versicherungsrisiken (Insurance-Linked Securities - ILS) sind heute in der Form von Katastrophenanleihen bereits einem breiten Anlegerkreis bekannt. Doch mehr und mehr rücken so genannte direkte Rückversicherungsverträge ins Interesse der Anleger. Michael Stahel, Partner und Portfolio Manager Insurance Linked Strategies bei LGT Capital Management, erläutert gegenüber Fondstrends, wieso.
Herr Stahel, was liegt dem Gedanken der versicherungsbasierten Investitionen wie ILS zugrunde?
Michael Stahel: Seien es Naturkatastrophen, die eine hohe Eigenkapitalhinterlegung erfordern, sei es das EU-Projekt Solvency II, das 2016 in Kraft treten soll und die Eigenkapitaldecke der Versicherer belasten wird: Versicherungen brauchen Kapital, um Extremrisiken finanzieren zu können. Auf der Suche nach einer Absicherung solcher grossen Schadensfälle wenden sich Versicherungskonzerne zunehmend direkt dem Kapitalmarkt zu. Seit 1994 lagern Versicherer die Risiken von extremen Naturkatastrophen als so genannte Versicherungsverbriefungen oder Cat Bonds aus. Anfangs galten diese Transaktionen noch als exotisch, sie werden aber zunehmend von institutionellen Anlegern berücksichtigt. Relativ neu sind Investitionen in sogenannte direkte Rückversicherungsverträge. Darunter fallen nebst Investitionen in Naturgefahren wie Erdbeben und Windstürme auch Risiken im Bereich der Luftfahrt oder Erdölförderung. Auch Lebensrisiken wie Langlebigkeit oder die Schäden einer Pandemie wie der Vogelgrippe von 2004 können als direkte Rückversicherungsverträge gehandelt werden.
Welche Vorteile bieten denn solche direkten Rückversicherungsverträge gegenüber Cat-Bond-Anlagen?
Langfristig ausgerichtete Anleger, welche mit einer etwas eingeschränkten Liquidität leben können, sind derzeit mit dieser Alternative zu Cat Bonds besser aufgestellt. Gemeinsam ist beiden, dass sie kaum mit anderen Anlageklassen korrelieren. Es gibt aber auch Unterschiede. Direkte Rückversicherungsverträge sind illiquide, zeichnen sich dafür durch eine kurze Laufzeit von typischerweise 12 Monaten aus. Cat Bonds dagegen laufen 2 bis 3 Jahre, sind aber aufgrund der Struktur als Verbriefung handelbar. Ein Cat Bond hat aber den Nachteil, dass er in der Auflegung sehr teuer ist. Der Sponsor muss für Strukturierung, Rating und Vertrieb mit rund einer halben Million US-Dollar Kosten rechnen. Cat Bonds werden deshalb mit entsprechend grossen Emissionsvolumen - rund 200 Millionen US-Dollar sind die Regel - und mit einer längeren Laufzeit aufgelegt.
Ganz anders direkte Rückversicherungsverträge: Sie sind schlank, effizient und flexibel. Der Vertrag umfasst oft nur wenige Seiten und kann rasch umgesetzt werden. Auch die künftige Marktentwicklung von Cat Bonds und direkten Rückversicherungsverträgen bestätigt die Attraktivität der Anlageklasse: Von 2001 mit 3 Milliarden US-Dollar hat sich das Gesamtvolumen des Nicht-Leben lLS-Markts auf heute rund 30 Milliarden US-Dollar entwickelt. Schätzungen gehen davon aus, dass sich das Volumen in drei bis fünf Jahren mindestens nochmal verdoppeln wird. Kurzfristig wird davon in erster Linie das Segment der direkten Rückversicherungsverträge profitieren.
Worauf haben Anleger zu achten?
In unseren Fonds legen wir Wert auf eine breite Streuung der Risiken, um Klumpenrisiken zu vermeiden. Nur auf Cat Bonds zu setzen limitiert dabei die Diversifikationsmöglichkeiten. Eine Mischung aus Cat Bonds und direkten Rückversicherungsverträgen gibt es zum Beispiel beim ILO Fund* von LGT Capital Management. Die Zielrendite des Fonds ist 8 bis 10 Prozent bei einer Allokation von nur gerade 30 Prozent in Cat Bond-Anleihen und 70 Prozent in direkten Rückversicherungsverträgen. Für unsere Investoren sind gerade historische Schäden wichtig, denn dadurch bekommen sie ein Gefühl dafür, wie viel sie im Extremfall verlieren könnten. Selbst der zerstörerische Hurrikan Katrina von 2005 würde zwar zu einem Verlust führen, durch die breite Diversifikation wäre die Gesamt-Performance des Fonds in einem Kalenderjahr wie 2005 dennoch positiv. Der modellierte Maximalverlust liegt dabei bei rund einem Drittel des Fondsvolumens dazu müssen aber mehrere biblische Katastrophen eintreten, wie beispielsweise Ereignisse analog dem Erdbeben von San Francisco 1906 oder dem grossen Hurrikan über Miami von 1926. Mit einer solchen Häufung von Katastrophen in einem Kalenderjahr rechnet die Versicherungsbranche glücklicherweise nur alle 250 Jahre. Ein Investment in den ILO-Fonds lohnt sich aber auch aus anderen Gründen: Die Performance korreliert kaum mit Bewegungen in den Finanzmärkten, sondern hängt ausschliesslich vom Eintritt von Versicherungsereignissen ab. Zudem setzt sich der Investor einem äusserst geringen Gegenparteienrisiko aus, da das investierte Kapital in sehr sichere, kurzläufige Anleihen wie US Treasury--Bills investiert wird und nur im Schadensfall ausbezahlt wird. Und gerade diese sicheren Anlagen führen zu einem weiteren positiven Effekt: der Fonds setzt sich keinem Zinsrisiko aus, da das investierte Kapital äusserst kurzfristig angelegt ist. Somit birgt ein Investment in versicherungsbasierte Anlagen im weitesten Sinn sogar einen Inflationsschutz.
*Der ILO Fonds von LGT steht ebenso wie z.B. der ILS Fund Plus Fund institutionellen Investoren als auch qualifizierten Privatanlegern offen.
Weitere Details finden sich auf www.lgt-cm.com.