24.11.2021, 13:35 Uhr
Am diesjährigen Qualitätstest des Handelsblatt Elite Reports hat die LGT Bank wiederum die Höchstpunktzahl erreicht und das Prädikat "summa cum laude" erhalten. Sie führt damit die Wertung in Liechtenstein an und...
Die vergleichsweise deutlichen Kurseinbrüche in Asien im Zusammenhang mit den Studentenprotesten in Hong Kong könnten sich als vorübergehend erweisen. Mikio Kumada, Global Strategist bei LGT, erklärt weshalb.
Aus Anlegersicht dürften die Studentenproteste in Hong Kong wie die meisten politischen Ereignisse bald in Vergessenheit geraten. Die vergleichsweise deutlichen Kurseinbrüche in Asien dürften sich dann nochmal als vorübergehend erweisen. Klar ist aber auch: Eine dauerhafte Outperformance asiatischer Aktien wird letztlich solange auf schwachen Beinen stehen, solange sich die globalen Ertragstrends weiter tendenziell zugunsten der Industrieländer verschieben.
Gegenüber den Industrieländerindizes tendiert das Barometer für Asien-Pazifik (ohne Japan) seit Spätsommer 2010 zur Schwäche. Damit ist Asien-Pazifik praktisch der Zwillingsbruder der "Emerging Markets". Egal, wie es um die einzelnen Länder aus fundamentaler, volkswirtschaftlicher Sicht stehen mag - im Urteil der Investoren gleichen die aggregierten Gemeinsamkeiten die Unterschiede weitgehend aus. So geht es in den letzten Jahren mit dem "MSCI AC Asia Pacific excluding Japan" relativ zum "MSCI World" im Wesentlichen ebenso stetig bergab wie mit dem "MSCI Emerging Markets": Die Underperformance der "EM" gegenüber dem Weltindex beträgt seit dem bisherigen Hoch im September 2010 inzwischen gut 26%. Für Asien-Pazifiks beträgt sie rund 22%.
Asien stagniert aus relativer Sicht
Seit Anfang Jahr ist allerdings ein Stabilisierungsversuch erkennbar. Im März-April sowie im Juli-August boten die Börsen Asiens (und der "EM") eine überlegene Performance. Unter dem Strich geht es aber seit Januar seitwärts. Seit Anfang August wurden nämlich rund 2/3 der relativen Kursgewinne wieder abgeben. So haben es weder die Schwellenländer noch Asien-Pazifik bisher geschafft, aus dieser Stabilisierung "auszubrechen". Die Talfahrt mag gestoppt worden sein. Von einer überzeugenden relativen Stärke kann aber auch noch kaum die Rede sein (vgl. Grafik 1, Seite 2 im PDF).
Starker US-Dollar begünstigt Europa und Japan
Als Warnung muss aber hier daher festgehalten werden, dass Asien-Pazifik durchaus zum seit 2010 bestehenden längerfristigen relativen Abwärtstrend zurückkehren könnte. Die Wahrscheinlichkeit für diese mögliche Entwicklung könnte bei einem anhaltend starken US-Dollar und steigender US-Zinsen in naher Zukunft sogar zunehmen. Die strukturelle Rückgang des Wirtschaftswachstums in China wäre nicht mehr der Hauptgrund für die relative Schwäche Asiens. Eine gut untermauerte US-Dollarstärke ist schliesslich gleichbedeutend mit schwachen und sehr tief verzinsten Industrieländerwährungen wie dem Euro, Yen, Franken oder skandinavischen Kronen. Diese Faktoren begünstigen die "Developed Markets".
Nachteile nicht für viele Arten von Schwellenländern
Grundsätzlich belastet ein aufwertender "Greenback" natürlich primär rohstoffimportierende Volkswirtschaften, die von ausländischem Kapital abhängig sind. Doch auch die Industriegüterexporteure Ostasiens könnten mit gewissen zusätzlichen Gegenwinden konfrontiert werden. Viele asiatische Unternehmen bekämen zum Beispiel mehr Konkurrenz aus Europa und Japan. Die Bedeutung von Währungsschwankungen für gut entwickelte Exportländer wird zwar in der Regel überschätzt, doch wir sprechen hier von den potenziellen Effekten auf die Verschuldungsgrade, Gewinnmargen und Ertragszyklen der Unternehmen. Viele Konzerne aus Asien versschulden sich in vergleichsweise hohem Masse in US-Dollar, während Firmen aus Europa und Japan oft die "Heimwährungen" vorziehen. Japans Konzerne sind zudem aufgrund der hartnäckigen Deflationserwartungen der letzten 20 Jahre in vielen Fällen inzwischen praktisch schuldenfrei - auch das kann einen relativen Wettbewerbsvorteil darstellen.
Ertragstrends zugunsten des Westens und Japans
Diese Entwicklung könnte den Unternehmen aus Industrieländern jedenfalls über Jahre hinweg Vorteile verschaffen und die komparative Attraktivität ihrer Heimatmärkte aufrecht erhalten. Wir haben schon einmal festgestellt, dass sich auf globaler Ebene die Unternehmenserträge nach der Finanzkrise von 2008 zugunsten der Industrieländer verschoben haben, wenn auch, bisher, in sehr subtilen Ausmass. Es macht also Sinn, die heute in den USA beginnende Berichtssession auch aus dieser vergleichenden Perspektive genauer zu beobachten. Asien-Pazifik und die "EM" sind schliesslich noch den Beweis schuldig, dass die immer noch vergleichsweise hohen Erwartungen des Marktes ihnen gegenüber gerechtfertigt sind.
Asien-Pazifik: Anzeichen einer Stabilisierung im langen Bild
Die erste Grafik (siehe PDF, Seite 2) zeigt die relative Kursentwicklung (Gesamtrendite in Lokalwährung) des "MSCI AC Asia Pacific excluding Japan" (für alle Länder der Region) gegenüber dem "MSCI World" (nur für die entwickelten Industriestaaten). Zu sehen ist der moderate aber klare Abwärtstrend seit dem Hoch im Spätsommer 2010. Ebenfalls sichtbar ist der Stabilisierungsversuch seit Anfang 2014. Dank dieses Versuchs hat sich inzwischen auch der 40 wöchige gleitende Durchschnitt abgeflacht. Damit könnte die trendmässig Talfahrt Asiens gestoppt sein. Zugleich verdeutlicht diese Grafik aber auch, dass die Stabilisierung noch jung und fragil ist. Die relative Entwicklung für die "Emerging Markets" wird hier nicht gezeigt, sieht aber fast identisch aus.
Ertragswende zugunsten der Industrieländer Die zweite Grafik (siehe PDF, Seite 2) zeigt das Verhältnis des Gewinns je Aktie ("EPS") der Unternehmen im Asien-Pazifik- bzw. Schwellenländer-Index relativ zu den EPS des "MSCI World". Wir sehen, dass die relative Gewinnentwicklung von der Zeit unmittelbar nach der Asien- und Russland-Krise von 1997-1998 bis zur Finanzkrise von 2008 zugunsten Asiens (ohne Japan) bzw. der Schwellenländer verlief. Mit der letztgenannten Krise stabilisierte sich die Lage wieder zugunsten der Industrieländer. Gegenüber den Schwellenländern ist diese Wende zugunsten der Industrieländer bescheiden sichtbar. Gegenüber Asien ist dies (noch) nicht der Fall. Sollte diese Entwicklung aber weiter zum Vorteil der Industrieländer verlaufen, ist davon auszugehen, dass der in der ersten Grafik gezeigte Stabilisierungsversuch letztlich scheitern wird.
Lesen Sie hier den vollständigen Marktkommentar von Mikio Kumada (PDF).