Mit Rohstoff-Fonds gute Ergebnisse erzielen

Michael Krauss, Bereichsleiter Fixed Income & Alternative Investments bei LBBW AM.
Michael Krauss, Bereichsleiter Fixed Income & Alternative Investments bei LBBW AM.

Rohstoff-Fonds ermöglichen trotz geringem Risiko gute Ergebnisse. Die LBBW AM stellt zwei Ihrer Fonds-Flaggschiffe vor. Lesen Sie dazu das Interview mit Michael Krauss, Bereichsleiter Fixed Income & Alternative Investments bei LBBW AM.

19.03.2013, 08:02 Uhr

Redaktion: fab

Herr Krauß, die LBBW Asset Management (LBBW AM) ist die Fondstochter der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) und in der Schweiz noch eher unbekannt. Können Sie Ihre Aktivitäten kurz vorstellen?

Gerne. Die LBBW Asset Management ist eine Kapitalanlagegesellschaft mit Sitz in Stuttgart und als 100%-Tochter der LBBW für das Fondsgeschäft im Konzern zuständig. Wir bieten sowohl Spezial- als auch Publikumsfonds aus den Bereichen Aktien, Renten und Rohstoffe an. Mit unserem europäischen Schwerpunkt haben wir uns vor allem mit Dividendenstrategien, Unternehmensanleihen und Rohstoffen einen Namen gemacht. Insgesamt haben wir knapp 50 Mrd. Euro Assets under Management und gehören damit zu den Top 10 in Deutschland.

Welche Bedeutung hat für LBBW AM der Schweizer Markt?

Unser Heimatmarkt ist natürlich Deutschland. Aber für ein Unternehmen wie unseres aus Baden-Württemberg liegt der Schweizer Markt ja praktisch vor der Haustür. Wir haben Vertriebszulassungen für ausgewählte Fonds in den deutschsprachigen Ländern Österreich und eben in der Schweiz.

Zwei Ihrer Fonds-Flaggschiffe sind der LBBW Rohstoffe 1 sowie der LBBW Rohstoffe 2 LS. Können Sie die Strategie des LBBW Rohstoffe 1 kurz vorstellen?

Der LBBW Rohstoffe 1 wählt als „long-only“ Fonds aus einem Gesamtuniversum von 15 Rohstoffen aus den Sektoren Basis-, Edelmetalle und Energie quartalsweise zehn Rohstoffe anhand der Terminstrukturkurve aus. Dabei werden alle zehn Rohstoffe gleich gewichtet. Das Besondere ist, dass wir die zehn Rohstoffe auswählen, die die größte Backwardation bzw. das geringste Contango aufweisen. Unter Backwardation versteht man dabei Terminkurven, die tendenziell Rollgewinne versprechen, bei Contango kommt es hingegen zu Rollverlusten. Ziel der Strategie ist es, zum einen hohe Rollverluste zu vermeiden und zum anderen Rollgewinne zu erzielen. Zusätzlich weisen Contango-Strukturen eher auf gut gefüllte Lager hin, Backwardation zeigt eher eine Knappheit an. Damit suchen wir sozusagen knappe Rohstoffe und meiden volle Lager. Bei der Auswahl gehen wir streng modellorientiert vor, d.h. wir greifen in die Auswahl nicht diskretionär ein.

Inwiefern unterscheidet sich der LBBW Rohstoffe 1 von einem rolloptimierten ETF?

Ein rolloptimierter ETF behält häufig einfach die Indexgewichtung, z.B. des DJ UBS Commodity Index bei und versucht nur durch einen anderen Rollzeitpunkt als der Index, also ein paar Tage früher oder später, zu rollen. Andere Strategien sehen vor, dass z.B. nicht der „vordere“ nächst fällige Kontrakt, sondern ein länger laufender Kontrakt gekauft wird.

Unser Modell bewegt sich in der Kurve deutlich nach hinten, in den Zeitraum 6-12 Monate. Zudem gewichten wir sehr aktiv, indem wir zehn Rohstoffe zu je 10% auswählen und fünf Rohstoffe gar nicht berücksichtigen. Die Gleichgewichtung führt auch dazu, dass wir jedem Rohstoff die gleiche „Performance-Chance“ einräumen. Ein rolloptimierter ETF hat Silber wahrscheinlich trotzdem nur mit 2% gewichtet.

Der LBBW Rohstoffe 2 LS profitiert auch bei fallenden Kursen. Was zeichnet seine Strategie aus?

Ich würde sagen, er „kann“ auch profitieren. Denn als long-short Index wählt er fünf Rohstoffe wie beim LBBW Rohstoffe 1 aus, die mit je 10% long gegangen werden, also gekauft werden, und fünf Rohstoffe werden „short“ gegangen, also verkauft. Dabei werden die fünf Rohstoffe mit dem stärksten Contango verkauft. Durch diese generelle Gewichtung von 50% Long-Positionen, die von steigenden Märkten profitieren und 50% Short-Positionen, die von fallenden Märkten profitieren, ist der LBBW Rohstoffe 2 LS marktneutral aufgestellt.

Warum braucht es einen Long- und einen Long Short-Fonds? Ist das nicht ein Widerspruch?

Im Gegenteil. Es ist eine hervorragende Ergänzung. Einige Kunden können beispielsweise das Risiko eines long-only Investments nicht tragen, möchten aber trotzdem in Rohstoffen investieren. Für diese Kunden bietet sich dann die long-short-Variante an.

Grossen Vertriebserfolg haben wir derzeit jedoch vor allem mit einer Mischung aus beiden Fonds. Je nach Risikoneigung kann sich der Kunde so sein marktneutrales Portfolio mit einem beliebigen „long-bias“ selbst zusammenstellen. Mit einer Mischung von 80:20 haben wir dabei positive Erfahrungen gemacht, d.h. der Kunde investiert 80 % seiner Anlagesumme in den LBBW Rohstoffe 2 LS und 20 % in den LBBW Rohstoffe 1. Damit hat sich langfristig ein sehr gutes Ergebnis mit angemessenem Risiko erzielen lassen.

Was sind die Hauptrisiken für Investoren bei diesen Strategien? Inwiefern existieren Gegenparteirisiken?

Bei Rohstoff-Fonds im UCITS-Format haben sie eigentlich immer zwei Risiken. Zum einen das Collateral-Risiko. Ein Investment in die Rohstoffmärkte findet in der Regel über Termingeschäfte statt, d.h. der Kapitaleinsatz ist sehr gering. Das nicht für Sicherheitsleistungen (Margin) benötigte Kapital muss daher angelegt werden. Daher kommt einem konservativen Collateralmanagement viel Bedeutung zu. Bei der LBBW AM übernimmt dies unser sehr erfahrenes „Liquids-Team“ aus dem Rentenbereich. Das zweite Risiko ist natürlich das Gegenparteienrisiko für die Termingeschäfte, die in der Regel über einen Swap mit einer Bank abgerechnet werden. Wir machen dies mit unserer Mutter der LBBW. Dabei achten wir darauf, dass die Forderung aus dem Swap monatlich ausbezahlt wird und maximal 10% des Fondsvolumens betragen darf.

Sie sagen, dass Rohstoff-Preise aufgrund von fundamentalen Trends langfristig steigen werden. Welches sind für Sie die wichtigsten Trends?

Hier müsste man jetzt differenziert jeden einzelnen Rohstoff betrachten. Wichtige Faktoren für unser Research sind aber Bevölkerungsentwicklung, wachsender Wohlstand in den Emerging Markets, Ausweitungen der Geldmengen und endliche Ressourcen.

Was bedeutet langfristig? Wagen Sie eine Preisprognose bei ausgewählten Rohstoffen?

Das überlasse ich lieber unserem Research in der LBBW, das in regelmässigen Abständen Marktprognosen veröffentlicht. Da ich aber auch unseren Goldfonds verantworte liegt mir Gold natürlich sehr am Herzen. An diesem Edelmetall kann man die Schwierigkeit einer Prognose gut aufzeigen. Charttechnisch ist ein Anlaufen der 1.520 USD/oz aktuell „in den Karten“, wenn aber die 1.520-Marke bricht, kann es aufgrund von Stopp-Loss-Orders sehr schnell sehr tief gehen. Hält das aktuelle Niveau aber, sehe ich dieses Jahr den Preis eher Richtung 1.700 gehen. Ein neues Allzeithoch über 1.900 sehe ich aktuell für dieses Jahr aber nicht. Ich würde an dieser Stelle natürlich auch gerne das erneut in Kürze erscheinende LBBW Commodity Yearbook empfehlen. Darin steht zu jedem Rohstoff viel Interessantes.

Welche Commodities shorten Sie derzeit?

Aktuell ist der LBBW Rohstoffe 2 LS in Erdöl (WTI), Erdgas, Aluminium, Zink und Blei short.

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