05.10.2018, 09:13 Uhr
Ein Richtungsstreit zwischen rechtspopulistischer PSL und linksgerichteter Arbeiterpartei PT bestimmt die Präsidentschaftswahlen in Brasilien. Ohne Reformen droht dem Land eine tiefgreifende Rezession, darüber sind...
Wer auf sinkende Volatilität setzte, fuhr zuletzt recht gut damit. Doch wie lange zähmen die Zentralbanken die Märkte noch? Lesen Sie mehr im Marktkommentar von Christian Hille, Head of Multi Asset bei der Deutschen AM.
"Dieses Jahr ist es besonders schwer, belastbare Prognosen zuformulieren, die Zukunft ist ungewisser denn je." Dies dürfte über viele Jahre einer der meist gehassten Sätze gewesen sein, den Kapitalmarktstrategen ihrem Publikum zugemutet haben. Seit einiger Zeit schickt sich jedoch eine neue Plattitüde an, für genervtes Augenrollen bei den Adressaten zu sorgen. Sie lautet:"Wir gehen von steigender Volatilität aus." Kaum ein professioneller Marktteilnehmer, der sich nicht schuldig gemacht hätte, sie mit warnendem Unterton in seine Kommentare eingeflochten zu haben. Die erste Aussage klingt zwar unverfänglicher, auch wenn sie letztlich die Unzulänglichkeiten der eigenen Prognosewerkzeuge oder die eigene Mutlosigkeit offenbart. Die zweite Aussage hingegen ist unmittelbar überprüfbar. Und sie war falsch. Von kleineren Eruptionen abgesehen, ist die Volatilität seit der Finanz- und Eurokrise tendenziell rückläufig.
Volatilitätsverkäufer hatten zuletzt mehr zu lachen
Egal, welche Theorien man für die lange anhaltende Niedrigvolatilitätsphase hat, in der Praxis stellt sich das Phänomen relativ einfach dar: Wer auf steigende Volatilität gesetzt hat, hat Geld verloren, und wer auf niedrige Volatilität gesetzt hat, der hat gewonnen. Und zwar so regelmässig, und seit rund einem Jahr in einem solchen Masse, dass die Strategie immer mehr Nachahmer gefunden hat. Insbesondere mit einer Variante versuchen viele Anlegergruppen, in diesem Niedrigrenditeumfeld ihre Performance zu verbessern:
Sie schreiben Kaufoptionen auf Volatilitätsindizes und streichen so die Prämie ein. Direkt kann man in die Volatilitätsindizes ohnehin nicht investieren, sondern nur über Derivate, die den Index mehr oder weniger gut und zeitnah abbilden. Hinzu kommt, dass die Emittenten von Volatilitätsinstrumenten auch einen strengen Blick auf die eigene Gewinnrechnung werfen.
Der Andrang auf Niedrig-Volatilitätsstrategien birgt Risiken
Auch wenn man auf den Sommer-Cocktailpartys in London oder New York sicherlich eine bessere Figur macht, wenn man über seine Vola-Short-Strategien spricht, sieht Christian Hille die jüngste Entwicklung skeptisch und bleibt, so unmodisch das auch sein mag, weiter Käufer von Volatilität. Sorgen bereitet ihm die Anzahl und Heterogenität der Vola-Verkäufer. Sollten die Märkte doch einmal für längere Zeit unter Druck geraten, und die Vola so schnell nicht von den Zentralbanken aufgefangen werden, dann dürfte es am "Ausgang" des Vola-Trades recht voll und eng werden. Es wird, ebenso wie auf dem Weg nach oben, auch nach unten sich selbst verstärkende Marktbewegungen geben: sinkende Aktienmärkte erhöhen die Vola, die Vola-Verkäufer müssen sich eindecken, was wiederum die Vola steigert, oder sie müssen als Gegenhandel die Aktienindizes verkaufen, was diese wiederum weiter sinken lassen würde. Da Korrekturen nach unten in aller Regel sehr viel schneller und heftiger vonstatten gehen, als Marktbewegungen nach oben, dürfte die Anzahl der Panikverkäufe, oder Margin Calls, die Sache noch ungemütlicher machen. Die ganze Wucht der Chance-Risiko-Asymmetrie kommt dann zum Tragen: Als Schreiber von Kaufoptionen streicht man auch im besten Fall nur die Prämie ein, riskiert im schlechtesten Fall aber unlimitierte Verluste. "In dem Falle stehen wir lieber auf der sicheren, also der Long-Seite, auch wenn man dafür zuletzt wenig einstreichen, aber Prämie zahlen musste. Wie es nun mal einer Versicherung entspricht, die einen vor grösserem Schaden schützt.", so Christian Hille.
"Wir bleiben auf der sicheren Seite und reduziert die Volatilität in unseren Portfolien"
Die grundsätzliche Überzeugung der Deutschen AM, dass die Volatilität spätestens 2018 wieder steigen sollte, liegt weniger in wirtschaftlichen Daten, also einer Rezessionsgefahr, begründet, als in dem Ende der extrem lockeren Geldpolitik der grossen Zentralbanken. Die Deutsche AM hält dabei an ihrer Meinung fest, dass wir 2018 einem steigenden Zinsumfeld und weniger interventionistischen Zentralbanken gegenüberstehen werden. Das Ende des sogenannten Trump-Trades und die wieder etwas schwächer tendierenden Inflationszahlen lassen viele Marktteilnehmer derzeit zwar wieder an dieser These zweifeln. Doch die Deutsche AM glaubt, dass der Druck auf die Zentralbanken zunehmen wird, ihr Engagement an den Kapitalmärkten wieder zu drosseln.
Im Multi-Asset-Kontext stellen Volatilitätsstrategien eine wichtige Komponente dar, um das Risiko-Ertrags-Profil der Portfolios zu verbessern. Volatilität long zu sein glättet dabei das Risikoprofil, indem die Schwankungsbreite reduziert wird. Die Prämie ist es der Deutschen AM in diesem Falle wert.