Stärkere Regulation nach LIBOR-Skandal gefordert

Rhodri Preece, CFA, ist Direktor des Bereichs Capital Markets Policy vom CFA Institute
Rhodri Preece, CFA, ist Direktor des Bereichs Capital Markets Policy vom CFA Institute

Im Zuge der Konsultation der Europäischen Kommission zur Reform von Finanzmarkt-Indizes hat das CFA Institute die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage zum Geldmarkt-Referenzzins LIBOR (London Interbank Offered Rate) eingebracht.

20.09.2012, 16:31 Uhr

Redaktion: mak

56 Prozent der Umfrageteilnehmer empfehlen, dass der Benchmarksatz LIBOR künftig auf Basis realer Transaktionen, statt wie bisher auf Grundlage von Schätzungen, ermittelt werden sollte. 82 Prozent sprechen sich für eine erweiterte Kontrolle durch Aufsichtsbehörden aus, die strafrechtliche Sanktionsmöglichkeiten einschliesst. An der Studie nahmen 1‘259 institutionelle Investoren, Portfolio-Manager, Finanzanalysten und Investment Consultants teil, davon 44 Prozent aus der EMEA-Region (Europa, Naher Osten, Afrika) sowie 30 Prozent aus den USA und 27 Prozent aus dem Asien-Pazifik Raum.

Übersicht der Umfrageergebnisse

1. Betroffene - Insbesondere professionelle Anleger wie Pensionskassen und Fondsgesellschaften sind von den jüngsten Manipulationen des LIBOR-Zinssatzes betroffen, gefolgt von Kreditnehmern und Sparern. Dieser Meinung sind 34 Prozent beziehungsweise 29 Prozent der Befragten.

2. Methode zur Ermittlung des LIBOR – Der Interbankensatz LIBOR, Basiswert für Geldgeschäfte mit einem Volumen von mehreren Hundert Billionen Euro, wurde in der Vergangenheit auf Grundlage der Angaben von 18 Banken ermittelt. Die höchsten und niedrigsten Werte wurden aussortiert, aus den verbleibenden der Durchschnitt gebildet. Die Angaben beruhten auf Schätzungen, nicht auf tatsächlichen Transaktionen. 56 Prozent der Studienteilnehmer denken, dass die Ermittlung des LIBOR künftig auf Basis realer Daten von Interbank-Transaktionen erfolgen sollte.

3. Aufsicht – Die befragten Investmentexperten äusserten sich skeptisch gegenüber dem bisherigen System der Selbstregulierung. So waren die Zinsangaben der Banken in der Vergangenheit von aussen kaum nachprüfbar. 70 Prozent der Befragten machten sich dafür stark, dass der Prozess, wie LIBOR-Zahlen abgegeben werden, künftig von einer Aufsichtsbehörde überwacht werden soll. Das verantwortliche Gremium für den LIBOR solle sich zwar weiterhin aus Mitgliedern der Branche und den Bankenverbänden zusammensetzen, so 55 Prozent der Teilnehmer. Jedoch sollte die Finanzaufsicht umfassende Sanktionsbefugnis bei Marktmissbrauch erhalten (82 Prozent).

4. Alternativen – Referenzwerte, die von den Umfrageteilnehmern am häufigsten als denkbare Alternativen zum LIBOR genannt wurden, waren marktbasierte Zinssätze (43 Prozent) sowie Zinsgeschäfte für kurzfristig gesicherte Kredite, sogenannte Repo-Geschäfte (32 Prozent).

„Da der LIBOR als Berechnungsbasis für eine Vielzahl von Finanzprodukten dient, erschütterten die Manipulationen das Vertrauen und die Glaubwürdigkeit an den Finanzmärkten stark. Unsere Studie deutet auf weiteren Nachbesserungsbedarf bei der Ermittlung und Aufsicht des Referenzzinses aus Sicht der Investoren hin“, so Rhodri Preece, CFA, Direktor des Bereichs Capital Markets Policy vom CFA Institute.

Zur Umfrage
Im Rahmen der Umfrage „LIBOR Survey Report“ hat das CFA Institute 21‘000 Verbandsmitglieder im Zeitraum vom 28. August bis 4. September 2012 befragt. An der Studie nahmen 1‘259 institutionelle Investoren, Portfolio-Manager, Finanzanalysten, Investment Consultants, Risk Manager und Finanzberater teil, davon 44 Prozent aus der EMEA-Region (Europa, Naher Osten, Afrika) sowie 30 Prozent aus den USA und 27 Prozent aus dem Asien- Pazifik Raum. 85 Prozent der Umfrageteilnehmer tragen den Titel Chartered Financial Analyst (CFA).

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