CFA-Umfrage: Wirtschaftserholung dürfte Jahre dauern
Die CFA-Mitglieder favorisieren eine Wirtschaftserholung in Form eines Hockeyschlägers (Bild Shutterstock.com/Oleksii Sidorov).
Die Mehrheit der CFA-Mitglieder befürchtet, dass die Weltwirtschaft etliche Jahre benötigen wird, um sich von der Corona-Krise zu erholen. Längerfristig dürfte sich aber die Beschäftigungslage im Finanzsektor stabilisieren.
22.06.2020, 16:08 Uhr
Redaktion: ras
Gemäss einer weltweiten Mitgliederbefragung des CFA-Instituts gehen nur 8% der Befragten davon aus, dass sich die Weltwirtschaft rasch von der Corona-Krise erholen wird. 92% befürchten, dass wir mit einer längeren Flaute leben müssen. Favorisiert wird eine Erholung in Form eines Hockeyschlägers, welche zwei bis drei Jahre dauert. Davon gehen 44% der globalen Teilnehmer aus (aber nur 38% der Schweizer Teilnehmer). 39% der Schweizer bzw. 35% aller Teilnehmer glauben eher an eine U-förmige Erholung mit einer Dauer von drei bis fünf Jahren. Gut zehn Prozent befürchten sogar eine längere Durststrecke. Generell prognostizieren 35% (global: 39%) der befragten Mitglieder ausserdem grosse Konkursfälle und 31% (global: 38%) eine Beschleunigung der Automatisierung zur Kostensenkung.
Die Beschäftigungslage im Finanzsektor wird jedoch recht optimistisch beurteilt. Obwohl es noch zu früh ist, um die längerfristigen Auswirkungen vorherzusagen, sehen 53% (global: 54%) der Befragten keine Veränderung in den Einstellungsplänen ihres Arbeitgebers. 37% (global: 36%) berichten von einem Einstellungsstopp, 11% (global: 9%) melden einen Stellenabbau.
Geringer Handlungsbedarf bei der Allokation
Die überwiegende Mehrheit der Befragten (Schweiz: 96%, global: 96%) ist der Meinung, dass die Krise zu falschen Bewertungen von Vermögenswerten führen könnte. Die Befragten führen dies auf zwei Faktoren zurück: Verzerrungen der natürlichen Preisbildung aufgrund von Regierungsinterventionen stehen für die Befragten in Nordamerika und Europa im Vordergrund (Schweiz: 43%, global: 36%); Preisverzerrungen aufgrund von Liquiditätsverwerfungen sorgen insbesondere in Asien für Besorgnis (Schweiz: 36%, global: 38%).
Dennoch haben lediglich 23% der Befragten in der Schweiz (global: 26%) ihre strategische Vermögensallokation aufgrund der Marktvolatilität erheblich geändert. Insbesondere Portfolios in Lateinamerika (44%) und Südostasien (38%) wurden aufgrund hoher Volatilität umgeschichtet, mehr als in Europa oder in Nordamerika. Die Mehrheit der Befragten (rund 75% weltweit) sieht hingegen keinen Handlungsbedarf bei der strategischen Vermögensallokation oder will dies noch besser analysieren.
Keine Panikverkäufe in Sicht
Zur Einschätzung der Marktliquidität gibt es je nach Anlagentyp und Region unterschiedliche Antworten. Bei Unternehmensanleihen (Investment-Grade-Rating, entwickelte Märkte) glauben rund zwei Drittel oder mehr, dass die Liquidität gesunken ist. Bei den Aktienmärkten ist das Bild nicht so eindeutig. Zudem werden die Interventionen der Zentralbanken zur Stabilisierung des Abwärtstrends bei Unternehmens- und Staatsanleihen als wirksamer empfunden als bei Aktien. Nur eine Minderheit der Befragten ist der Meinung, dass ein schwerer Liquiditätsschock bevorsteht, der zu Panikverkäufen führen könnte.
Die Interventionen von Regierungen und Zentralbanken hatten für die Mehrheit der Befragten eine wichtige stabilisierende Wirkung. Es gibt allerdings regionale Meinungsverschiedenheiten darüber, ob diese so weitergeführt werden sollten. In der Schweiz sind nur 42% (global: 49%) der Befragten der Ansicht, dass die staatlichen Hilfen unzureichend seien und fortgesetzt werden müssten. 50% (global: 49%) wünschen sich eine rasche Rückkehr zu Budgetdisziplin und Schuldenabbau.
Krise könnte unethisches Verhalten fördern
Die Hälfte der Befragten ist der Meinung, dass Verhaltensregeln (Codes of Conduct) auch in Krisenzeiten nicht gelockert werden sollten, um Handel und Liquidität zu fördern. Hingegen würde eine knappe Mehrheit der Mitglieder in der Schweiz (52%) im Gegensatz zur vorherrschenden Meinung weltweit (27%) es begrüssen, wenn die Regulatoren Unternehmen vorübergehend erlaubten, Finanzberichterstattungen zu verzögern. Darüber hinaus zeichnen sich deutliche Mehrheiten hinsichtlich folgender Punkte ab: 72% (global: 75%) finden, dass Unternehmen, die während der Krise Nothilfe erhalten, keine Dividenden zahlen oder Führungskräfte mit Boni entschädigen sollten 77% (global: 83%) lehnen ein Verbot von Leerverkäufen ab 82% (global: 84%) befürworten eine Überprüfung der Aktivitäten von Exchange Traded Funds (ETF) während der Krise, um ihre potenziell systemrelevanten Auswirkungen zu bestimmen.
Insgesamt halten es 42% (global: 45%) der Befragten für wahrscheinlich, dass die Krise zu unethischem Verhalten in der Vermögensverwaltungsbranche führen wird, wobei 33% (global: 30%) neutral und 25% (global: 25%) anderer Meinung sind. Weniger entwickelte Märkte nehmen im Allgemeinen ein höheres Risiko wahr (in Europa vor allem Griechenland mit 73%).
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