Retrozessionen: Besser mehr Transparenz statt Verbot

Christian Dreyer, CEO von CFA Society Switzerland.
Christian Dreyer, CEO von CFA Society Switzerland.

70% der Teilnehmer einer kürzlich veröffentlichten Umfrage des CFA Institute sehen in den derzeitigen Provisionssystemen einen Interessenkonflikt für eine anleger- und anlagegerechte Finanzberatung.

20.02.2014, 14:54 Uhr

Redaktion: dab

Für die Studie „Restricting Sales Inducements“ wurden 514 Mitglieder des CFA Institute, davon 265 in Europa, befragt. Die grösste Herausforderung wird in Anreizsystemen gesehen, die den Verkauf bestimmter Produkte mit Rückvergütungen resp. Retrozessionen und Volumenverträge in den Mittelpunkt rücken, nicht aber die Bedürfnisse des Kunden. Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass Provisionssysteme international angeglichen werden müssen, jedoch ein Verbot der Provisionsberatung insbesondere dem Retail-Anleger nicht zugutekäme.

Ethik-Thema der Finanzbranche
Im Rahmen der Studie wurden Mitglieder des Verbands, die den Titel Chartered Financial Analyst (CFA) tragen, zu potenziellen Lösungsvorschlägen befragt. 81% der Umfrageteilnehmer denken, dass unzureichende Finanzberatung durch ein Verbot der Provisionsberatung nicht ausgeschlossen werden kann. „Viele Befragte befürchten, dass ein Verbot der Provisionsberatung zu einer reduzierten Wahlmöglichkeit des Kunden führt, da Finanzinstitute ihr Angebot auf hauseigene Produkte beschränken werden - die Open Architecture wird wieder geschlossen“, so Christian Dreyer, CFA, Geschäftsführer der CFA Society Switzerland, „denn besonders Kleinanleger werden es eher ablehnen, für Beratungsleistungen zu bezahlen, die sie zuvor vermeintlich kostenlos erhalten haben.“

Statt eines Verbots wurden vor allem drei Lösungsvorschläge von den Verbandsmitgliedern favorisiert:
1.) Einführung einheitlicher Standards für die Kostenoffenlegung.
2.) Abschaffung spezifischer Volumenverträge und gestaffelter Provisionssätze. 3.) Einheitliche Provisionen als Teil der Managementgebühr in klar nachvollziehbaren Produktkategorien.

„Die neue Studie „Restricting Sales Inducements“ zeigt, dass marktübergreifende Einheitlichkeit und Transparenz in Bezug auf Provisionen notwendig sind“, so Christian Dreyer. „Neue Geschäftsmodelle, die volle Transparenz zu ihren Anreizstrukturen bieten, würden den Interessen der Investoren am besten dienen. Die bundesgerichtliche Rechtsprechung liegt voll im Trend, auch und gerade weil sie etablierte Geschäftsmodelle in Frage stellt.“

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