Libor-Gate führt zu Diskussionen um Regulationen und Ethik

John Rogers, CFA, Präsident und CEO des CFA Institute
John Rogers, CFA, Präsident und CEO des CFA Institute

"Der Libor-Skandal stützt die Ansicht, dass der Bankensektor zu komplex geworden ist, um ihn noch effektiv regulieren zu können", sagt John Rogers, CFA, CEO und Präsident des CFA Institute, in einem aktuellen Kommentar.

18.07.2012, 08:54 Uhr

Redaktion: mak

Im Libor-Skandal geht es derzeit um die Bestimmung und Sanktionierung der Schuldigen. "Die Tatsache, dass dieser wichtige Leitzinssatz manipuliert wurde, ist für das öffentliche Vertrauen mindestens so schädlich wie die Ereignisse zuvor im Zuge der Finanzkrise", kommentiert John Rogers vom CFA Institute, der globale Verband für Anlagespezialisten.

Regulatorisches Niemandsland
Rogers erklärt, dass die Sanktionierung der Schuldigen aus regulatorischer Sicht schwierig werden dürfte: "Der Libor selbst ist kein kotiertes Finanzinstrument. Das macht es schwierig, den Vorfall rechtlich wenn nicht sogar ethisch als Marktmissbrauch zu klassifizieren. Im Grunde ist es ein regulatorisches Niemandsland". Er sieht jedoch auch Hoffnungsschimmer. So hat die Wettbewerbskommission der EU angekündigt, die involvierten Banken bezüglich Verstoss gegen das Kartellrecht zu untersuchen. In diesem Fall seien hohe Bussen bis zu 10 Prozent des Handelsvolumen möglich.

Gesetzesreformen gefragt
"Der Libor-Skandal stützt die Ansicht, dass der Bankensektor zu komplex geworden ist, um ihn noch effektiv regulieren zu können", sagt Rogers. Dies spreche für diejenigen, die für strukturelle Reformen bei der Bankenführung plädieren. CFA Institute beispielsweise äusserte diesbezüglich den Vorschlag, dass die Handelsaktivitäten von Finanzinstituten, die gleichzeitig versicherte Kundeneinlagen in ihren Bilanzen halten, auf eine getrennt kapitalisierte, Nicht-Bank-Tochterfirma beschränkt werden sollten.

"Ethisches Verhalten beginnt beim Individuum"
Letztlich vermag gemäss Rogers aber keine noch so grosse Regulierungsdichte solche ethische Verstösse zu verhindern. "Ethisches Verhalten beginnt beim Individuum", meint er. Dabei verweist er auf einen offenen Brief in der "Financial Times" von 2010, in dem allen voran der damalige Barclays-Präsident Marcus Agius sich zu integren Geschäftsaktivitäten bekennte. Rogers: "Zwei Jahre später gibt es genügend Beispiele dafür, dass noch viel Arbeit gemacht werden muss nicht nur im Banken-, sondern im Finanzbereich generell. Es braucht allerdings Taten!"

Den ganzen Kommentar von John Rogers finden Sie hier.

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