CFA-Umfrage: Endkunden würden die Lasten einer Besteuerung des Finanzsektors tragen

Die Europäische Kommission hat drei Besteuerungsmodelle für den Finanzsektor zur Konsultation vorgelegt. Das CFA Institute führte dazu eine Umfrage unter 722 Mitgliedern des CFA Institute in der EU und der Schweiz durch. Dabei kamen zu den einzelnen Modellen keine eindeutigen Einschätzungen zu Tage; einig sind sich die befragten Investmentexperten jedoch, dass es vor allem die Endkunden von Finanzdienstleistungsprodukten sein werden, die die Kosten zu tragen hätten.

05.08.2011, 08:53 Uhr

Redaktion: hes

Die drei von der Europäischen Kommission zur Konsultation vorgeschlagenen Steuerarten sind eine Finanztransaktionssteuer (FTT), eine Finanzaktivitätssteuer (FAT), die auf die Gewinne und Lohnsumme von Instituten erhoben wird, und eine Bankenabgabe (auf Vermögens- oder Fremdkapitalbasis). Laut Umfrage sind 49 Prozent der Befragten der Meinung, eine neue Steuer auf den Finanzsektor sei nicht gerechtfertigt, gegenüber einem etwas geringeren Anteil von 48 Prozent, der dafür wäre. Fast ein Drittel (31 Prozent) der Befragten glaubt, dass es sich bei einer auf den Finanzsektor erhobenen Steuer um eine reine Bankenabgabe handeln sollte. Mehr als die Hälfte der Befragten ist der Ansicht, Investment-/Pensionsfonds, Versicherungen und traditionelle Bankgeschäfte (55, 54 bzw. 61 Prozent) seien derzeit angemessen besteuert, während nur 32 bzw. 29 Prozent der Meinung sind, dass alternative Investmentfonds und Investment Banking angemessen besteuert sind.

Bezüglich der drei Arten von Besteuerung ist die Mehrheit der Befragten der Auffassung, dass die Kosten der vorgeschlagenen Steuern in erster Linie vom Endkunden, sprich vom Anleger, Sparer, Kreditnehmer, Händler und von sonstigen Nutzern von Finanzprodukten, getragen werden: 75 Prozent im Falle der FTT, 60 Prozent im Falle der FAT und 59 Prozent im Falle einer Bankenabgabe.


Ebene der Besteuerung: G20 oder EU?
Für jedes dieser drei Besteuerungsmodelle wurden die Mitglieder aufgefordert festzulegen, auf welcher Ebene eine Besteuerung am meisten greifen würde. Bezogen auf die FAT und Bankenabgabe antworteten die Befragten ähnlich: 54 bzw. 59 Prozent sind der Meinung, diese beiden Steuern wären auf Ebene der G20 oder darüber hinaus am effektivsten, während 29 bzw. 23 Prozent glauben, sie wären überhaupt nicht effektiv und 9 bzw. 11 Prozent angaben, die Steuern wären am effektivsten auf EU-Ebene. Bei der FTT waren die Meinungen geteilt: 45 Prozent der Befragten zufolge wäre die FTT auf keiner Ebene effektiv und 44 Prozent glauben, sie wäre auf Ebene der G20 oder darüber hinaus am effektivsten. Nur 5 Prozent sind der Meinung eine FTT wäre auf EU-Ebene am effektivsten.

Agnes Le Thiec, CFA, Director, Capital Markets Policy, CFA Institute: „Die Europäische Union steht vor einigen schwierigen Entscheidungen in Bezug auf regulatorische Reformen und eine Beteiligung des Finanzsektors an der Finanzkrise. Selbst wenn die Kosten der Krise über eine Besteuerung wieder gutzumachen wären, ist nicht klar, welches Besteuerungsmodell im Interesse aller wäre. Auf Grundlage der Umfrageergebnisse zeigt sich, dass die Experten der Investmentbranche hinsichtlich der vorgeschlagenen Besteuerungsmodelle unterschiedliche Meinungen vertreten. Allerdings gibt es Bedenken bezüglich der Belastungen für den Endkunden, Regulierungsarbitrage und die Wettbewerbsfähigkeit der EU.“

Lesen Sie hier auf Englisch die ausführlichen Umfrageergebnisse vom CFA Institute.

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