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Investieren in chinesische Aktien im Jahr des Hahns

Laura Luo, Head of Hong Kong China Equities bei Barings.
Laura Luo, Head of Hong Kong China Equities bei Barings.

Neben den starken Wachstumsbranchen der "New Economy" in China könnten sich auch die traditionelle, zyklische Industrie und Betriebsstoffunternehmen über ein gutes Jahr freuen, sagt Laura Luo, Head of Hong Kong China Equities bei Barings.

02.02.2017, 16:14 Uhr
Finanzplätze

Redaktion: jog

Menschen, die im Jahr des Hahns geboren wurden, sind für die Leichtigkeit bekannt, mit der sie Kontakt zu anderen aufnehmen und Anleger in chinesischen Aktien werden in den kommenden Monaten für eine Kontaktaufnahme ihren Blick auf die neue US-Regierung richten, um Anhaltspunkte für die zukünftige Richtung zu bekommen. Die derzeitige Haltung von Präsident Donald Trump legt mögliche Handelsdifferenzen mit China nahe. Fakt ist jedoch, dass es darüber bisher keine Gewissheit gibt. Bei Barings nimmt man deshalb im Hinblick auf seine Präsidentschaft vorerst eine abwartende Haltung ein. Barings' übergeordnete Einschätzung ändert sich dadurch nicht – man behält die optimistische Einschätzung für den chinesischen Aktienmarkt bei. Allerdings distanziert man sich von Exportunternehmen, bis Klarheit betreffend der neuen US-Regierung herrscht.

Die Unsicherheit über die zukünftigen Handelsbeziehungen mit den Vereinigten Staaten sorgte am chinesischen Aktienmarkt für Unruhe und das Jahr 2016 ging demzufolge etwas holprig zu Ende. Der MSCI China Index fiel im vierten Quartal um 8% und trat in den ersten Wochen des Jahres 2017 auf der Stelle. Umsichtigen Stockpickern ist bewusst, dass ein Grossteil dieser Entwicklung auf die Marktstimmung sowie auf die Einsicht zurückzuführen ist, dass jegliche Prognosen für 2017 aufgrund der geopolitischen Schocks des Jahres 2016 kaum mehr als Rätselraten sind. Was man jedoch weiss ist, dass Währungsbewegungen, Handelsbeziehungen und geopolitische Spannungen allesamt Bereiche sind, die im Jahr des Hahns von Unsicherheit geprägt sind.

Das Schicksal von Reformen
Unsicherheit geht nicht nur von externen, sondern auch von internen Quellen aus. Der 19. Parteikongress im vierten Quartal könnte mit einer neuen Führungsriege enden und möglicherweise Veränderungen an Xi Jinpings Wirtschaftsreformen einläuten. Die jüngsten dieser Reformen befassen sich mit der Angebotsseite und den Staatsbetrieben. Sie nahmen 2016 ihren Anfang mit dem Ende der Ein-Kind-Politik und wurden seitdem kontinuierlich umgesetzt. Auch wenn der unmittelbare und eher vordergründige Einfluss solcher Initiativen auf das Kredit- und Beschäftigungswachstum wahrscheinlich eher kurzlebig ist, dürften sie dennoch auf lange Sicht das Wirtschaftswachstum stabilisieren und fördern. Darüber hinaus führte das Senken von Unternehmenskosten und des Verschuldungsgrads sowie das Reduzieren von übermässigen Kapazitäten Ende 2016 für viele Unternehmen zu einer Ertragswende. Wie nachhaltig diese ist oder die längerfristigen Vorteile für die einzelnen Unternehmen sind, weiss man noch nicht.

Die geldpolitische Lockerung für das Ankurbeln der Wirtschaft dürfte dieses Jahr weiter reduziert werden. Allerdings dürften aggressivere Staatsausgaben und spezielle Anleiheemissionen ebenso wie PPP-Projekte weiter durchgeführt werden, um insbesondere im ersten Halbjahr neues Kapital in die Wirtschaft zu schleusen. Bei Barings beobachtet man, dass nach wie vor viele Branchen von den anlaufenden Infrastrukturprojekten profitieren, da diese die Nachfrage im Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffsektor sowie in der Bauindustrie ankurbeln. Nichtsdestotrotz ist man sich bewusst, dass die Bemühungen von Präsident Jinping für eine bessere Umsetzung von Reformen und zur Einführung neuer Initiativen von geopolitischen Spannungen belastet werden könnten.

Das Alte bleibt, das Neue kommt
In den letzten Jahren lag der Fokus von Barings auf Unternehmen, die von dem Strukturwandel der chinesischen Wirtschaft und dem wachsenden Dienstleistungssektor aller Wahrscheinlichkeit nach profitieren dürften. Dieses Jahr stellt man allerdings ein stärkeres Gleichgewicht zwischen solchen Unternehmen und den traditionelleren, zyklischen Industrie- und Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffunternehmen her, die die chinesische Wirtschaft in den vergangenen Jahren dominierten.

In diesem Zusammenhang erwähnten die Experten von Barings bereits die angebotsseitigen Reformen, die zur Bewältigung von Problemen wie der Überkapazität eingeführt wurden. Zusammen mit aggressiveren staatlichen Ausgaben und Inventaraufstockungen erzeugen diese Bemühungen positive Impulse, unter anderem für die Kohle-, Stahl- und Zementindustrie. Die Aufstockung der Lagerbestände als Reaktion auf neue Infrastrukturprojekte findet in allen Bereichen, angefangen von Baustoffen bis Schwerlastmaschinen, statt. Hier wird man die Entwicklungen genau beobachten, um zu sehen, ob diese Dynamik auch in der zweiten Jahreshälfte fortgesetzt werden kann, wenn die Unternehmen von einer höheren Basis aus agieren und der externe Druck auf den chinesischen Markt seinen Tribut fordert. Insofern die angebotsseitigen Reformen längerfristig erfolgreich sind, besteht durchaus die Chance, dass die langfristigen Wachstumsaussichten für diese Unternehmen deutlich Auftrieb erhalten. Das ist der Grund dafür, weshalb man den zyklischen Industrie- und Betriebsstoffsektoren nach längerer Zeit nun positiver gegenübersteht.

Darüber hinaus ist Laura Luo, Head of Hong Kong China Equities bei Barings, nach wie vor eine Fürsprecherin der Unternehmen, die von dem steigenden Konsum sowie der Technologieverbesserung und dem Trend der Industrieautomation in China profitieren. Die Entwicklung des zunehmenden Binnenkonsums ist derzeit noch in vollem Gange und nach wie vor ein positiver Faktor für Unternehmen, die sich auf das Inland konzentrieren. Auch die Inflation dürfte sich dieses Jahr erholen, was ein Segen für jene Firmen ist, die über die Preissetzungsmacht verfügen, um davon zu profitieren. Einige Unternehmen des "neuen Chinas", die ein enormes und nachhaltiges Wachstumsniveau erfordern, dürften hingegen Schwierigkeiten haben, ihre gegenwärtigen Bewertungen in einem volatilen Markt zu rechtfertigen. Dennoch wird ein Ausverkauf am Markt dieses Jahr Chancen mit Blick auf Qualitätsunternehmen eröffnen, auch wenn diese derzeit noch teuer sind.

Eine Strategie, die für die anstehenden Herausforderungen gerüstet ist
Es bleibt damit nur abzuwarten, welche Haltung Trump mit Blick auf den Handel einnimmt und ob die angebotsseitigen Reformen von Jinping das Wachstum tatsächlich stabilisieren und die Binnenwirtschaft ankurbeln. Im Laufe der Zeit wird es unweigerlich zu einer erhöhten Volatilität kommen. Ungeachtet dessen konnte Barings anhand des ausgewogenen Titelselektionsprozesses nach dem Bottomup-Ansatz Chancen im Inland aufspüren, und zwar sowohl in Chinas New Economy als auch den traditionellen, zyklischen Sektoren, die derzeit einen Wandel bei den Ertragserwartungen durchlaufen.

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