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Investmentchancen durch den Wachstumschub bei Batterien

Bild: pixelio (Rudolpho Duba)
Bild: pixelio (Rudolpho Duba)

Vor mehr als sechs Monaten hat Barings die Informationsbroschüre "Enabling a Revolution" herausgegeben, die das Potenzial für eine breite Vermarktung von Elektrofahrzeugbatterien behandelt. In der Zwischenzeit konnte man einige interessante Entwicklungen beobachten. Die Experten von Barings legen dazu die aktuellsten Überlegungen in diesem sich schnell weiterentwickelnden Bereich dar.

23.08.2016, 15:39 Uhr

Redaktion: jog

Der Absatz von Elektrofahrzeugen in China ist im Vorjahresvergleich um 163% auf 34'000 Autos gestiegen (Stand Juni) und weist damit eine monatliche Steigerung von mehr als 30% auf. In den USA wurden die Absatzahlen durch das Model S von Tesla angetrieben, sie kletterten im Vergleich zum Vorjahr um 45% nach oben. Zwar rührte Tesla kräftig die Werbetrommel, damit die Nachfrage das Produktionsniveau erreicht, was die US-Daten womöglich beeinflusst, die Absatzzahlen sind dennoch beeindruckend.

Als Reaktion auf die Enthüllung des Model 3 von Tesla folgten über 250'000 Vorbestellungen (dies entspricht einem Umsatz von über 10 Mrd. US-Dollar) in lediglich 36 Stunden. Die Vorstellung eines Wachstumsschubs bei Elektrofahrzeugen ist sowohl für die breite Öffentlichkeit als auch für Investoren Realität geworden.

In den USA wurden allein im Juni fast 6'000 Tesla-Fahrzeuge (Model S und Model X) verkauft. Nimmt man eine durchschnittliche Batteriekapazität von 70kWh je Fahrzeug an, entspricht dies einem Batteriespeicher von 38 Millionen iPhones 6 – d.h. 70kWh/11Wh für ein iPhone mal 6'000. Anders ausgedrückt entspräche der Absatz über 12 Monate einem Batteriespeicher von 458 Millionen iPhones 6.

Apple hat bis heute etwa 800 Millionen iPhones verkauft, die meisten davon mit einer halb so hohen Energiespeicherkapazität, wie sie das iPhone 6 aufweist. In anderen Worten, auf dem Niveau der derzeitigen Vorgaben bräuchte Tesla allein mehr Lithium, als bisher in allen von Apple jemals hergestellten iPhones verbaut wurde.

Diese exponentielle Nachfragewelle sorgt für erhebliche Preissteigerungen.

Abbildung 1: Lithiumcarbonat Spotpreis

Auf den Preisanstieg folgte die unvermeidliche Welle an Kapazitätsmeldungen. Wir sind nach wie vor der Auffassung, dass der Markt aufgrund der Nachfrageflut von Elektrofahrzeugen über die nächsten fünf Jahre angespannt bleiben dürfte. Ausserdem geht man bei Barings davon aus, dass die Vorgaben der Zeitspannen für Angebotssteigerungen mehrheitlich zu optimistisch eingeschätzt werden.

Die Lieferkette für Batterien
Dieses Thema beinhaltet mehr als nur die Lithium-Nachfrage und die Preisgestaltung.

Auch Unternehmen bereiten sich darauf vor, Gelegenheiten am Schopfe zu packen. Bei Umicore hat man beispielsweise unlängst die Investitionspläne entsprechend eines Szenarios der hohen Nachfrage nach Elektrofahrzeugen – dieses beinhaltet eine Mindestdurchdringung von 4% bis zum Jahr 2020 – nach oben gesetzt, darüber hinaus plant das Unternehmen bis zum Jahr 2018 den Bau von drei weiteren Produktionsstätten zur Kathodenproduktion. Das britische Chemieunternehmen Johnson Matthey erwarb von CAMX eine Lizenz für ein neues Lithium-Ion-Kathodenmaterial, das LNO/NMC kombiniert (Kohlenstoff Lithium-Ion/Lithium Nickel Kobalt Mangan Oxid) und startet so das erste Projekt ausserhalb der LFP-Technologie. Kurz darauf erwarb 3M eine Lizenz zur Herstellung von NMC.

Auch BASF, ein deutscher multinationaler Chemieproduzent, erhöht still und leise durch neue Lizenzvereinbarungen sein technologisches Potenzial und verfügt mittlerweile über drei wichtige Technologien (NMC, LFP [Lithium-Eisen-Phosphat] und LNO/NMC). Darüber hinaus gab das Unternehmen kürzlich die Verlängerung einer Kooperation mit der Toda Kogyo Corp zur Herstellung von Kathodenmaterial in Nordamerika bekannt.

Gleichzeitig befinden sich BASF und Umicore in einem laufenden Patentstreit über das geistige Eigentum zu NMC – Barings geht davon aus, dass die Kathode den Markt für Lithium-Ionen-Batterien in den nächsten drei bis fünf Jahren dominieren wird. BASF verfügt über eine Lizenz für NMC von Argonne National Laboratories, Umicore hat eine Lizenz für NMC von 3M. Obwohl sich die Patente, um die es geht, nur auf die USA beziehen und Umicore diesen Markt nicht direkt bedient, wird das für September erwartete Ergebnis dieses Patentstreits einen interessanten Präzedenzfall schaffen.

In China wenden sich inländische Zell- und Automobilhersteller vermehrt NMC anstatt der LFP-Technologie zu, wodurch NMC dort weiter Marktanteile gewinnt. Die jüngste Welle von Lizenzaktivitäten deutet nach wie vor darauf hin, dass NMC für die absehbare Zukunft das bevorzugte Material sein dürfte. Unterdessen versucht die chinesische Regierung scheinbar, die inländische Produktion entlang der Lieferkette anzuregen. Auf der aktuellsten Liste der subventionsberechtigten Batteriezulieferer (die "Fourth Approved Vendor List") ist jedenfalls kein Unternehmen aus Korea zu finden.

Mit Blick auf Separatoren konnte W-Scope weiterhin Marktanteile gewinnen. Das Unternehmen hat in acht weitere Fertigungsanlagen investiert, die die Gesamtkapazität bis zum Jahr 2018 auf über 300 Quadratmeter bringen sollen – ein Anstieg von mehr als 350%. Der derzeitige Marktanteil des Unternehmens weltweit liegt bei über 7%.

Das Potenzial des Wachstumstrends bei Elektrofahrzeugen findet eine allgemein starke Beachtung und die rückläufigen Preise von Lithium-Ionen-Batterien tragen ebenfalls dazu bei, der Batteriespeicherung als wirtschaftlichem Argument Rückenwind zu verleihen. Am besten wurde dieses Potenzial wohl durch den Erwerb von Saft, einem französischen Batteriehersteller, durch Total, den integrierten Öl- und Gasriesen, zusammengefasst. Nach Auffassung von Barings ist diese Tatsache ein wichtiger Meilenstein, der das Wachstumspotenzial in einem weiteren neuen Bereich kennzeichnet – der Energiespeicherung.

Lithium-Unternehmen mit positiver Entwicklung
Seit der Veröffentlichung der letzten Informationsbroschüre von Barings trugen die Aktien, die sie seinerzeit als Nutzniesser des Wachstumstrends bei Elektrofahrzeugen identifiziert hatten, erheblich zur positiven Wertentwicklung des Fonds bei. Insbesondere die Lithium-Unternehmen Albemarle und Orocobre konnten um 44% beziehungsweise 81% zulegen.

Aufgrund der jüngsten Aktienkursentwicklungen sowie der kontinuierlichen Weiterentwicklung des Themas taucht Barings mit ihren Recherchen immer weiter in die Lieferkette ein, um Sektoren und Unternehmen ausfindig zu machen, die gemäss ihrer Auffassung von diesem aufstrebenden Wachstumstrend profitieren dürften. Im Ergebnis wird erhofft, in den nächsten Wochen eine neue Mitteilung herausgeben zu können, in der detailliert über den Fortschritt unserer Einschätzungen informiert werden kann und in der einige der neuen Unternehmen hervorgehoben werden können, in die sie bis dahin investiert haben.

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